Österreichische Milchanlieferungen im ersten Halbjahr gestiegen   

erstellt am
17. 07. 09

Absatz von Molkereiprodukten rückläufig - Anteil von Preisaktionen nimmt zu
Wien (bmlfuw/aiz) - Die Milchanlieferungen der österreichischen Bauern an die Molkereien lagen im ersten Halbjahr 2009 um 1,2% über dem Vorjahresniveau. Geht man vom laufenden Quotenjahr aus, so wurde im Zeitraum April bis Juni 2009 die Vorjahresmenge um 2% überschritten, wobei sich allerdings der Juni-Wert von plus 4,1% überproportional stark auswirkt, da es im Vorjahr wegen des Lieferstreiks zu wesentlich geringeren Mengen kam.
Der Inlands-Absatz von Molkereiprodukten war im Zeitraum Jänner bis April 2009 deutlich rückläufig, wertmäßig ergab sich ein Minus von 7,4%, dies geht aus der jüngsten RollAMA-Auswertung hervor. Die Preise für Milchprodukte blieben im Laufe des ersten Halbjahres im Wesentlichen konstant.

Die österreichischen Molkereien haben im Zeitraum Jänner bis April 2009 die Produktion von flüssigen Milchprodukten in etwa konstant gehalten, die Erzeugung von Käse und Butter jedoch reduziert. Konkret wurden rund 365.000 t an flüssigen Milchprodukten (Trinkmilch, H-Milch, Mischtrunk, Schlagobers, Rahm- und Kaffeeobers sowie ESL-Milch) hergestellt, das waren 0,1% mehr als im Vorjahreszeitraum. Dem gegenüber wurde mit 11.900 t um 6% weniger Butter und mit knapp 47.000 t um 9% weniger Käse (inklusive Topfen) erzeugt. Dazu kamen fast 2.000 t Molkenpulver und knapp 350 t Magermilchpulver sowie eine kleine Menge an Vollmilchpulver (14 t).

Aufgrund des Überangebots am Markt haben die Molkereien im Berichtszeitraum den Zukauf von Verarbeitungsmilch aus anderen EU-Ländern um 20% auf etwa 4.900 t reduziert, gleichzeitig haben sie den Versand solcher Milch (großteils nach Deutschland und Italien) um 13% auf 159.000 t erhöht.

Absatz von Milchprodukten im 1. Trimester 2009 rückläufig
Der Absatz von Molkereiprodukten war im 1. Trimester 2009 deutlich rückläufig. Wie aus der jüngsten Agrarmarkt-Analyse RollAMA, welche die Haushaltseinkäufe an Frischeprodukten analysiert, hervorgeht, wies die Palette aller Milchprodukte von Jänner bis April 2009 im Wert ein Minus von 7,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf.

Die "weiße Palette" (Milch, Joghurt natur, Obers, Topfen) verzeichnete dabei einen Mengenrückgang um 3%, wertmäßig war das Minus viel deutlicher (-13,3%). Die größten Mengen-Einbußen von 12% musste die "Saure Milch" hinnehmen. Beim Wert ist der Rückgang bei Frischmilch am höchsten (20,5%). Bei der "weißen Palette" wurden übrigens 8,8% aller Einkäufe im Rahmen von Aktionen getätigt. Im Vergleich zum 1. Trimester 2007 und 2008 steigt somit der Aktionsanteil stetig an (5,2% waren es 2007). Die Preisentwicklung bei Trinkmilch im Lebensmittelhandel zeigt laut RollAMA, dass im 1. Trimester 2008 die Spitze erreicht wurde, seither bewegt sich die Kurve aber wieder deutlich nach unten.

Auch die "bunte Palette" (Joghurt mit Frucht, Milchmischgetränke, Frischedesserts) verzeichnete im Berichtszeitraum einen Mengenrückgang um 6%, wertmäßig ergab sich ein Minus von 7%. Bei Milchmischgetränken blieben die Preise überwiegend konstant. Im Bereich der "bunten Palette" erfolgten im 1. Trimester 2009 rund 39% aller Einkäufe über Preis-Aktionen. Im Vergleich zum Vergleichszeitraum 2007 und 2008 (25,9% beziehungsweise 36,4%) hat hier ebenfalls der Aktionsanteil spürbar zugenommen.

Käseverkauf leicht gestiegen, Wert gesunken
Im Segment Käse (Hart-, Schnitt-, Weich-, Frisch- und Schmelzkäse) wurde hingegen ein Absatz-Zuwachs um 1,2% registriert. Wertmäßig war jedoch ein Rückgang von 1,7% festzustellen. Das größte Absatz-Minus von 13,4% musste der Schmelzkäse hinnehmen, wertmäßig verlor dieser Käse 11,5%. Bei der "gelben Palette" werden mittlerweile 29,7% aller Einkäufe im Rahmen von Aktionen getätigt, womit es hier gegenüber den beiden vergangenen Beobachtungszeiträumen ebenfalls zu einer Steigerung (18% beziehungsweise 24,5%) gekommen ist.

Butter, Margarine & pflanzliche Fette verzeichneten im 1. Trimester 2009 einen geringen Absatz-Zuwachs von 0,5%, der Wert dieser Einkäufe reduzierte sich jedoch um 9,2%. Die Preisentwicklung bei Butter im Lebensmittelhandel zeigt einen Anstieg bis Ende 2007; seit Beginn des Jahres 2008 sind sie wieder laufend gesunken. Wie bei anderen Milchprodukten wird auch bei Butter immer mehr Ware über Preis-Aktionen gekauft - deren Anteil lag im 1. Trimester 2007 noch bei 18,1%, zwei Jahre später waren es bereits 30,1%.

Testkäufe der AMA in heimischen Supermärkten haben ergeben, dass die Verbraucherpreise für Milch und Milchprodukte im zweiten Quartal 2009 gegenüber dem ersten Quartal überwiegend konstant geblieben sind, während bei den Erzeugerpreisen ein deutlicher Rückgang erfolgte. Bei Markenprodukten (NÖM, Schärdinger, Gmundner Milch usw.) blieben die Preise für Vollmilch, Schlagobers, Natur- und Fruchtjoghurt, Teebutter, Bergkäse, Gouda und Cottage Cheese im Wesentlichen gleich. Vereinzelt etwas billiger wurde die länger haltbare ESL-Milch abgegeben, eine spürbare Preisminderung war bei der Haltbarmilch (10 Cent) zu erkennen. Sauerrahm und Bergbaron-Käse sind geringfügig günstiger zu kaufen. Bei Handelsmarken wie Clever, Spar oder Milfina haben sich die Preise für Milchprodukte im Laufe des ersten Halbjahres bis auf wenige Ausnahmen (Sauerrahm) kaum verändert. Aktionsware wurde dabei nicht berücksichtigt.

Private Buttereinlagerung rege in Anspruch genommen
Aufgrund der international immer noch sehr angespannten Milchmarktlage wird auch in Österreich von der geförderten privaten Lagerhaltung bei Butter reger Gebrauch gemacht. Bis zum Stichtag 08.07.2009 wurden hierzulande 1.544 t eingelagert, in der EU waren es zu diesem Zeitpunkt knapp 106.000 t. Die öffentliche Einlagerung von Butter (Intervention) spielt aufgrund der geringen Mengen in Österreich seit Jahren keine Rolle, allerdings profitiert auch die heimische Milchwirtschaft davon, dass EU-weit derzeit rund 81.000 t Butter interveniert werden. Bei Magermilchpulver belief sich der öffentliche Lagerstand am Stichtag 08.07.2009 in der EU auf etwa 203.000 t. In Österreich wird auch kein Milchpulver interveniert, während etwa Deutschland (56.000 t) und Frankreich (44.000 t) sowie Irland (23.000 t) diese Möglichkeit zur Verringerung des Marktdruckes ausgiebig nutzen.

EU: Mehr Butter und Vollmilchpulver exportiert
Zur Marktentlastung beziehungsweise um angestammte Drittlandsmärkte zu bedienen, hat die EU in den ersten vier Monaten dieses Jahres mehr Butter und Vollmilchpulver exportiert, bei Käse und Magermilchpulver ergab sich gegenüber dem Vorjahr aber ein Minus. Konkret exportierte die EU-27 laut AMA im Zeitraum Jänner bis April 2009 rund 34.500 t Butter, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Plus von 5,3%. Mit der Ausfuhr von etwa 166.500 t Käse im selben Zeitraum ist die EU der weltweit größte Käseexporteur, jedoch musste dabei ein Rückgang von 6,1% verzeichnet werden. Der Vollmilchpulver-Export der EU belief sich auf 153.500 t und war somit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,4% erhöht. Magermilchpulver wurde im Umfang von 58.600 t ausgeführt, was einem Minus von 6,1% entspricht.

Weltmarkt: Ozeanien am wettbewerbfähigsten
Im internationalen Vergleich zeigt sich nicht nur an den extrem niedrigen Erzeugerpreisen, sondern auch an der Exportentwicklung, dass Ozeanien bei den Lieferungen von Butter, Käse und Vollmilchpulver am wettbewerbsfähigsten ist. So konnte Neuseeland im Zeitraum Jänner bis April 2009 die Butterexporte um 15% steigern und ist mit 104.000 t der weitaus größte Lieferant auf dem Weltmarkt. Australien kam zwar nur auf 18.000 t, konnte aber immerhin die Butterexporte verdoppeln. Im Gegensatz zur EU und anderen bedeutenden Produzenten konnte Neuseeland im selben Zeitraum auch die Käseausfuhren deutlich steigern - um 14% auf 105.000 t.

Bei Vollmilchpulver gibt Neuseeland mit Exporten von gut 260.000 t (+6%) ohnehin den Ton auf dem Weltmarkt an, gleiches gilt für Magermilchpulver, wo die Ausfuhren um 53% auf fast 129.000 t erhöht werden konnten, während Australien eine Verdoppelung auf 73.000 t erreichte. Die USA verzeichneten in letzterem Bereich einen spürbaren Rückgang, sie haben daher wieder nationale Exporterstattungen eingeführt und intervenieren mittlerweile auch Magermilchpulver.
     
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