Fachhochschulen weiter auf der Überholspur   

erstellt am
31. 07. 09

Bericht des Fachhochschulrates liegt vor
Wien (pk) - Der Bundesminister für Wissenschaft und Forschung leitete dieser Tage dem Nationalrat den Bericht des Fachhochschulrates 2007 zu. Der Befund ist dabei ungebrochen positiv.

Die Lage am Fachhochschulsektor
Im Studienjahr 2007/08 waren bereits 95 % des gesamten Studienangebots in Form von Bachelor- und Masterstudiengängen angeboten worden, was zeigt, dass die Transformation des Studienangebots in Richtung neue europäische Studienarchitektur im FH-Sektor weitgehend abgeschlossen ist.

Zudem ist die Gesamtzahl der angebotenen Studienplätze neuerlich um über 2.000 angewachsen, wobei allein rund 500 Studienplätze in den Ausbildungsbereichen medizinisch-technische Dienste und Hebammen entstanden sind.

Durch die erneuten zahlreichen Umstellungen in das gestufte Studiensystem hat der Fachhochschulrat im Jahr 2007 insgesamt 60 Erst-Akkreditierungen von Fachhochschulstudiengängen vorgenommen. Damit standen im Studienjahr 2007/08 insgesamt 326 akkreditierte Studiengänge zur Verfügung, von denen 240 bereits der neuen Studienarchitektur entsprechen.

Diese Studiengänge werden von 20 Erhaltern angeboten, von denen 19 als juristische Personen des privaten Rechts (15 GmbH, 3 Vereine, eine Privatstiftung) und eine als juristische Person des öffentlichen Rechts organisiert sind. Damit hat sich die Zahl der Erhalter im Vergleich zum Vorjahr um zwei erhöht. Bemerkenswert erscheint dabei, so der Bericht, dass in den gesellschaftlichen Organen der Erhalter vorwiegend öffentlich-rechtliche Gebietskörperschaften vertreten sind, die sich auch in unterschiedlichem Ausmaß an der Finanzierung der Institutionen beteiligen.

Die Tätigkeit des Fachhochschulrates
Der Fachhochschulrat ist die für die Akkreditierung von FH-Studiengängen zuständige Behörde. Im Berichtszeitraum wurden für insgesamt 113 Studiengänge ein Bescheid über die Erstakkreditierung ausgestellt, von denen bereits 60 angelaufen sind. Der Zeitraum für den Start der übrigen Studiengänge erstreckt sich vom Studienjahr 2008/09 bis zum Studienjahr 2010/11.

Auch wurden seitens des Rates vier Diplomstudiengänge hinsichtlich ihrer Akkreditierung verlängert. Diese sind zwar nicht in das neue gestufte System übergeführt worden, doch wies die institutionelle Evaluierung der Erhalter einen diesbezüglich positiven Befund aus, heißt es in dem Bericht.

Die Evaluierung ist eine weitere Aufgabe des Rates, der sich dabei insbesondere der externen Qualitätssicherung verschrieben hat. Der Bericht geht auf die diesbezüglichen Verfahren genau ein und verweist dabei auch auf die Evaluierungsverfahren im Berichtszeitraum sowie auf die daraus resultierenden Follow-up-Maßnahmen und die Veröffentlichung der Ergebnisse, die auf der Homepage des Fachhochschulrates einzusehen sind.

Gemäß den geltenden gesetzlichen Bestimmungen kommt es dem Rat auch zu, die Bezeichnung "Fachhochschule" verleihen zu dürfen. Von den derzeit 20 Erhaltern wurde bis zum Ende des Berichtszeitraums 12 Erhaltern auf deren Antrag und nach Erfüllung der gesetzlichen Voraussetzungen die Berechtigung zum Führen der Bezeichnung "Fachhochschule" verliehen. Vier Erhalter erfüllten im Berichtszeitraum die gesetzlichen Voraussetzungen für eine solche Verleihung nicht, vier stellten keinen diesbezüglichen Antrag.

Schließlich betreibt der Rat auch eigene Forschungsprojekte, so ein bereits 2006 beschlossenes zum Thema "Learning-Outcome-Orientierung". Zudem ist er auch mit statistischen Erhebungen und Auswertungen befasst.

Unverändert rege gestalten sich die internationalen Kontakte des Rates, der Mitglied bei den ENQA, der europäischen Vereinigung zur Qualitätssicherung in höherer Bildung, dem ECA (Europäisches Akkreditierungskonsortium) und dem DACH, dem deutschsprachigen Akkreditierungsnetzwerk, ist. Überdies gehört er noch der gemeinsamen Qualitätsinitiative JQI und dem zentral- und osteuropäischen Qualitätssicherungsnetzwerk an.

Die Schriftenreihe des Rates umfasst mittlerweile elf Bände, zudem gab es auch im Berichtszeitraum wieder zahlreiche Veranstaltungen und Workshops des Rates. In der Geschäftsstelle des Rates arbeiten derzeit elf Personen, dem Fachhochschulrat selbst gehören 17 Personen an. Im Berichtszeitraum trat der Rat zu acht Vollversammlungen zusammen.

Die Entwicklung im Fachhochschulsektor
Der Bericht zeigt auf, dass 44,6 % aller an den Fachhochschulen Aufgenommenen Absolventen von BHS (HTL, HAK, ...) sind. Danach kommen mit 31,5 % AHS-Maturanten, während 11 % über den zweiten Bildungsweg zur Fachhochschule gefunden haben. Knapp neun % aller Aufgenommenen weisen eine im Ausland erworbene Reifeprüfung auf. Insgesamt aber ist der Anteil jener, die eine Reifeprüfung aufweisen, seit 1990 leicht rückläufig, während die Gruppe jener, die "nicht traditionelle" Hochschulzugänge aufweisen, ebenso leicht ansteigt, wobei zumeist der Weg über die Berufsreifeprüfung gewählt wird.

Insgesamt haben sich im Studienjahr 2007/08 knapp 30.000 Personen um einen Studienplatz an einer FH beworben, 11.444 konnten auch tatsächlich aufgenommen werden. Dies bedeutet übrigens ein Überschreiten der verfügbaren Studienplätze um knapp 10 %, was ob bestehender Drop-Out-Raten auch erlaubt ist. Insgesamt waren im Studienjahr 2007/08 knapp mehr als 31.000 Studierende an den österreichischen Fachhochschulen, wobei der Frauenanteil von 24,7 % im Jahr 1995 auf nunmehr 44,5 % 2008 angestiegen ist.

Insgesamt gab es 2008 in Österreich 240 FH-Studiengänge, von denen 59 in Wien, 35 in der Steiermark, 34 in Niederösterreich, 32 in Oberösterreich, 22 in Tirol, 19 in Kärnten, 15 im Burgenland, 14 in Salzburg und 10 in Vorarlberg angeboten wurden.

Hinsichtlich der Studienanfänger kommen 28,7 % aus Wien, gefolgt von 18,9 % aus Niederösterreich, 12,3 % aus Oberösterreich und 11,8 % aus der Steiermark. Dies ist ein Wert, der sich im wesentlichen mit den Zahlen der Gesamtstudierenden deckt.

Knapp 6.400 Studierende konnten 2006/07 ihren Studiengang mit einem Bachelor- oder Mastertitel abschließen. Davon waren 59 % männlich und 41 % weiblich. Mit über 82 % bemerkenswert hoch ist die Zahl derer, die ihr Studium in der vorgesehenen Studiendauer absolviert haben. Bezogen auf die Fächergruppen stammt das Gros der Absolventen aus den Bereichen Technik (47,6 %) und Wirtschaft (43,3 %).

Zu Beginn des Jahres 2008 gab es insgesamt 20 Erhalter von Fachhochschulen, von denen sich sechs in Wien, vier in Niederösterreich, drei in Tirol und zwei in der Steiermark befinden. In den übrigen fünf Bundesländern gibt es jeweils einen Erhalter. Von den 240 Studiengängen sind 140 Vollzeit-Studiengänge, 48 sind berufsbegleitend, bei 49 Studiengängen gibt es eine Mischform, während drei Studiengänge zielgruppenspezifisch gestaltet werden.

In jüngerer Zeit legen die Fachhochschulen aber auch vermehrt Wert auf angewandte Forschung und Entwicklung, wofür primär das Projekt "FHplus" steht. Dieses hat in zwei Ausschreibungsrunden insgesamt 43 Projekte gefördert, wobei der Bericht festhält, dass der FH-Sektor mit seinen praxis- und auch marktorientierten Forschungs- und Transferdienstleistungen eine prominente Funktion habe.

In diesem Sinne sind auch die "Josef Ressel-Zentren" zu verstehen, die gemeinsam mit Unternehmen mehrjährige Forschungsprogramme umsetzen wollen und werden. Damit soll unter anderem erreicht werden, dass die Fachhochschulen dauerhaft als F&E-Partner der Wirtschaft etabliert werden, dass die Qualität der Ausbildung an den FH weiter verbessert wird und dass die aus der Praxisnähe gewonnenen Kenntnisse und die anwendungsbezogene F&E-Expertise der forschungserfahrenen Fachhochschulen auch durch F&E-Arbeiten mit grundlagenbezogenen Forschungsfragen ergänzt und weitergeführt werden können.

Ein umfassender Anhang, bestehend aus 45 Beilagen, rundet den Bericht ab.
     
zurück