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Der Lechner Edi schaut ins Paradies |
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… von Jura Soyfer – Premiere: 9. September 2009 am Erdberger Steg Wien (gamuekl) - Der Arbeitslose Edi Lechner und seine Freundin Fritzi suchen einen Schuldigen für die damalige Massenarbeitslosigkeit. Edi macht die immer häufiger eingesetzten Maschinen in den Betrieben verantwortlich. Da tritt der Motor Pepi, wegen dem Edi seinerzeit "abgebaut" wurde, auf. Aufgrund der sinkenden Kaufkraft durch die Wirtschaftskrise nun selbst ausrangiert, macht Pepi sich mit den beiden auf die Suche nach den wahren Schuldigen. Sie begeben sich auf eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit, bis sie vor den Pforten des Paradies stehen. Schließlich sei die Erfindung der Menschheit der letztmögliche Grund für die Misere. Doch Fritzi verhindert mit ihrem entschlossenem "Ja" im Gegensatz zu Edis "Nein", dass der Mensch nicht erschaffen wird. Der Gegensatz von Edi und Fritzi ist die zündende Idee für die Erschaffung der Menschheit, da die Welt im Sinne der Dialektik aus Ja und Nein zusammengesetzt ist. So gelangt auch Edi zu der Erkenntnis: "Auf uns kommt´s an", denn der Mensch kann sich für seine Handlungen entscheiden. Zum Projekt Hilfe - die Wirtschaftskrise naht! Ein Deja-vu Erlebnis? Täglich konfrontieren uns die Medien mit Meldungen über die Finanzkrise mit fallenden Börsenkursen, den herannahenden Wirtschaftsabschwung und die steigende Arbeitslosigkeit. Was sind die Ursachen, wer ist schuld? Die gierigen Manager der Großkonzerne und Börsenspekulanten, oder die Sozialschmarotzer, Ausländer und Scheinasylanten? Schuldige müssen gefunden werden und Sündenböcke müssen her! Blicken wir zurück in die Vergangenheit so entdeckt man, dass es um und nach 1929/30 eine ähnliche wirtschaftliche und politische Situation gegeben hat. Börsenkrach in New York - Rückgang des Welthandels - Massenarbeitslosigkeit - aufkeimender Faschismus und Antisemitismus (der Jud´ ist Schuld). Was waren die Ursachen, wer war schuld, wer trägt wirklich die Verantwortung? Diese Fragen stellte sich auch der Wiener Schriftsteller und Dramatiker Jura Soyfer. Sein Todestag jährt sich 2009 zum 70. Mal. Er starb an den Folgen der Krise, denn der einfachste Ausweg für die Mächtigen ist immer der Krieg! Das sah auch Jura Soyfer 1936 so und schrieb gegen die Machthaber, das Kapital und den Faschismus an. Am 16. Februar 1939 kostete ihm sein politischer Widerstand als Kommunist und die Tatsache, dass er Jude war, im KZ Buchenwald das Leben. Schuld sind nicht wir. Nein, aber was tun wir dagegen, dass so etwas nie wieder passiert? Die zentrale Aussage in Jura Soyfers Stück, Der Lechner Edi schaut ins Paradies, lautet: Auf uns kommt´s an! Das Ensemble theaterfink bringt mit den Techniken des Figuren- und Mitmachtheaters dem Publikum die Brisanz des Themas näher. Keiner darf nur zusehen wie sich unsere Welt verändert, jeder muss mitgestalten. Das Publikum folgt dem Motor Pepi und dem arbeitslosen Lechner Edi zu Arbeitsstätten und Geschäftslokalen. Hier wird noch gearbeitet, hier wird noch produziert. Bei unserem Streifzug durch Erdberg rund um den Kardinal-Nagl Platz besuchen wir Betriebe, welche schon der Autor Jura Soyfer gekannt haben mag. Er ist hier aufgewachsen und besuchte hier auch das Gymnasium in der Hagenmüllergasse, in dem er 1931 maturierte. Einige Szenen werden sich direkt in den Betrieben oder deren Schaufenster abspielen. Die orthopädische Schuhmacherin in der Haidingergasse stellt uns ihre Auslage als Aufführungsort zur Verfügung. Der Betrieb existierte als Schusterei bereits in den 20er-Jahren. Auch die Buchdruckerei, in der wir natürlich die Gutenbergszene angesiedelt haben, ist unter einem jüdischen Vorbesitzer seit Erbauung des Rabenhofes hier beheimatet. An den realen Schauplätzen, welche im Zusammenhang mit den einzelnen Szenen stehen, begegnen uns die Figuren aus Edis Zeitreise in die Vergangenheit. Es sind Erfinder und Entdecker. Große Männer der Geschichte. Dargestellt durch Puppen, karikiert und auf das wesentliche ihres Handelns (ihrer Funktion) reduziert. Zum Beispiel: Galvani der Erfinder der Kontaktelektrizität, ist aus Elektroschrott zusammengebaut. Gegenstände, die wir nicht mehr brauchen, denn das Rad der Zeit dreht sich immer schneller. Was wir nicht mehr brauchen wird durch Neues, Besseres ersetzt. Wir können es uns ja leisten! Aber wie lange noch? Den ZuschauerInnen wird die Aktualität des Themas durch den dargestellten Gegensatz, ein Stück über Arbeitslosigkeit an Stätten der Arbeit, bewusst gemacht. Weitere Vorstellungen: 9., 10., 16., 17., 18., 22., 23., 24., 25. September 2009 Treffpunkt: 1030 Wien; Erdberger Steg am Donaukanal |
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Informationen: http://www.theaterfink.at | ||
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