Einkommensschere  

erstellt am
17. 08. 09

Lapp: Mehr Transparenz, weniger Geheimniskrämerei
Lapp für Offenlegung von Gehaltsstrukturen
Wien (sk) - "Der Rechnungshofbericht macht immer wieder deutlich, wie weit die Gehaltsschere in Österreich auseinanderklafft", so SPÖ-Rechnungshofsprecherin Christine Lapp am 16.08. gegenüber dem Pressedienst der SPÖ. "Ich unterstütze daher den Vorschlag von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, die Gehaltsstrukturen in Unternehmen offenzulegen und Sanktionen gegen säumige Unternehmen zu verhängen", betonte Lapp, die den Vorschlag der Frauenministerin als "wichtigen Schritt zur Verkleinerung der Gehaltsschere" bezeichnete.

Laut des Einkommensberichtes des Rechnungshofes betrug das mittlere Einkommen der Frauen (inklusive Lehrlinge) im Jahr 2007 nur 59 Prozent des durchschnittlichen Männereinkommmens. Auch wenn man ganzjährig Vollbeschäftigte vergleicht, schneiden Frauen deutlich schlechter ab: Das durchschnittliche Gehalt einer Frau ist um fast ein Viertel geringer, als das ihrer männlichen Kollegen.

"Eine transparente Darstellung der Einkommen in Österreich würde diese Ungerechtigkeit plastisch darstellen. Noch immer verdienen Frauen mit gleicher Qualifikation im gleichen Aufgabengebiet weniger als Männer", kritisierte die SPÖ-Rechnungshofsprecherin. Der Einkommensbericht des Rechnungshofes würde, so Lapp, zwar immer wieder die Gehaltsunterschiede darstellen, allerdings nur branchenspezifisch. "Durch eine transparente Aufstellung der Gehälter ähnlich wie in Schweden, würde ein Ruck durch die Gesellschaft gehen, die Ungerechtigkeiten wären endlich schwarz auf weiß sichtbar," so Lapp, die abschließend "mehr Offenheit und weniger Geheimniskrämerei" in der Einkommensfrage forderte.

 

Gartelgruber: Theorie und Praxis sind zwei Paar Schuhe
Ministerin mit Vorschlag der Überstunden-Reduktion auf dem falschen Weg
Wien (fpd) - "Die Idee, die Einkommensschere durch die Reduktion von Überstunden verringern zu wollen, scheint in der Theorie reizvoll, wenn man weiß, dass mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen Überstunden in Österreich leisten. Tatsächlich sehe ich aber hier wenig Spielraum für Änderungen", erklärt FP-NAbg. Carmen Gartelgruber.

Einerseits wäre der Verzicht auf Überstunden in der betrieblichen Praxis undenkbar, so Gartelgruber: "Die Betriebe können nicht wegen zeitweiligen Mehrbedarfs über die Maßen Personal anstellen. Jeder, der einmal in der Privatwirtschaft eine verantwortliche Position innehatte, weiß, was Mitarbeiter kosten und dass jede neue Anstellung gut überlegt werden muss."

Andererseits wären Entgelte aus Überstundenleistung gerade für Alleinverdiener-Familien oft ein wichtiges Zubrot, meint die FP-Frauensprecherin: "Viele Familien können es sich überhaupt nur leisten, dass sich ein Elternteil der Kinderbetreuung annimmt, weil der andere Partner mehr arbeitet. Hier einen Systembruch von oben zu erzwingen, wäre völlig kontraproduktiv. Die Motivation der Frau Ministerin in allen Ehren, aber dieser Vorschlag ist absolut lebensfremd und unausgegoren."

 

Schenk: Mindestlohn statt Strafverfolgung
Die BZÖ-Frauensprecherin ist aber dafür, dass offensichtliche Diskriminierungen veröffentlicht werden
Wien (bzö) - BZÖ-Frauensprecherin Martina Schenk spricht sich gegen das Festhalten von Frauenministerin Heinisch-Hosek an Strafen für Unternehmen, die Frauen und Männer ungleich bezahlen, aus. Schenk erteilt den SPÖ-Plänen eine klare Absage: "Der Zwang wäre in Wirklichkeit eine persönliche Abwertung der Leistung der Frauen." Sehr wohl ist Schenk aber dafür, dass offensichtliche Diskriminierungen veröffentlicht werden. Erneut erinnerte die BZÖ-Frauensprecherin, dass die rot-schwarze Regierung durch die Steuerreform die Einkommensschere nicht verringert habe.

Schenk fordert im Gegensatz zu den Strafverfolgungsplänen von SPÖ und Grünen konkrete Maßnahmen gegen den gravierenden Unterschied in Bezug auf Frauen- und Männereinkommen. So dürften typische Frauentätigkeiten und Frauenbranchen nicht schlechter bewertet und bezahlt werden. Hier sei aber ein vernünftiger Mindestlohn in der Höhe von 1.300 Euro brutto, das sind echte 1.000 Euro netto, wie vom BZÖ schon lange gefordert, der vernünftigere Weg. Der Aufstieg in gut bezahlte und einflussreiche berufliche Positionen scheitere leider oft auch wegen fehlender Kinderbetreuungsplätze.

 

 Schwentner: Gehaltsdiskriminierung ist kein Kavaliersdelikt
Grüne fordern Gesetze mit Biss für mehr Einkommensgerechtigkeit
Wien (grüne) - "Das andächtige Warten und Hoffen auf eine Verringerung der Einkommensunterschiede hatte in der Vergangenheit schon keinen Erfolg. Währenddessen hat sich die Einkommensschere lediglich weiter geöffnet. Nur ein Gesetz, das bei Nichtbefolgung auch Sanktionen vorsieht, wird ernst genommen. Eine verpflichtende Gehaltsoffenlegung in Betrieben und Strafen für Unternehmen, die Frauen nur aufgrund des Geschlechts weniger zahlen, sind daher unumgänglich", so Judith Schwentner, Frauensprecherin der Grünen, in Reaktion auf die Aussagen von Staatssekretärin Christine Marek und Sozialminister Rudolf Hundstorfer in der APA.

Bewusstseinsbildende Maßnahmen gebe es schon seit Jahrzehnten. Die Tatsache, dass Österreich nun im EU-Vergleich bei der Einkommensgerechtigkeit zwischen den Geschlechtern bereits an die vorletzte Stelle abgerutscht ist, zeige jedoch, wie groß der Handlungsbedarf in Österreich ist. "Wenn es sich die Unternehmen ganz nach Belieben aussuchen können, ob sie die innerbetrieblichen Einkommensstrukturen transparent und gerecht gestalten wollen oder nicht, wird der Erfolg der geplanten Gesetzesnovelle ausbleiben. Die schwarzen Schafe unter den Unternehmen werden sich sicherlich nicht freiwillig melden", kritisiert Schwentner.
 

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