Wien/Alpbach (esa) - Die 33. Sommerschule Alpbach bestätigte auch 2009 ihren herausragenden Ruf
als Bildungsstätte des kreativen wissenschaftlichen Nachwuchses in Europa. Im Visier der Jungforscher aus
17 Mitgliedsstaaten der ESA stand diesmal die Suche nach extrasolaren erdähnlichen Planeten.
Der Organisator der hochkarätigen Veranstaltung, die Agentur für Luft- und Raumfahrt in der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG), legte dabei ganz besonderen Wert auf die Verbindung von Theorie
und Praxis. Intensive Unterstützung erfuhr die als Ideenfabrik und Kaderschmiede geschätzte Bildungsstätte
von der Europäischen Weltraumorganisation ESA, dem International Space Science Institute ISSI sowie von der
Vereinigung der österreichischen Weltraumindustrie Austrospace und der Europäischen Südsternwarte
ESO.
Vom 21. bis. 30. Juli beschäftigten sich 58 Nachwuchsforscher im Alter von 22 bis 32 Jahren mit dem Leitthema
„Exoplanets: Discovering and Characterizing Earth Type Planets“, also der Entdeckung und Typisierung von erdähnlichen
Planeten. Die wissenschaftlichen Grundlagen und technischen Problemstellungen für derartige Forschungen wurden
in Alpbach umfassend behandelt.
Planetenjagd: spannend und aktuell
Das Thema war spannend und aktuell zugleich. 1995 wurde mit Pegasi 51b der erste Exoplanet um einen sonnenähnlichen
Stern entdeckt. Inzwischen stieg deren Zahl auf weit über 300. Meist handelte es sich dabei um riesige Gasplaneten,
vergleichbar der Größe von Jupiter, Saturn und Neptun oder sogar noch darüber hinaus. Doch jüngst
konnte mit dem französischen Weltraumteleskop CoRoT im Sternbild Einhorn auch der erste erdähnliche Exoplanet
CoRoT-Exo-7b aufgespürt werden. Seit März 2009 fahndet nun auch das NASA-Teleskop Kepler nach erdähnlichen
Planeten.
Hier knüpfte die Sommerschule an. International anerkannte Experten führten die Teilnehmer durch Vorträge
an die Thematik heran und arbeiteten mit ihnen die wissenschaftlichen Zielsetzungen und technischen Anforderungen
heraus. Im Fokus stand dabei die Beantwortung folgender Fragen:
- Welche Bedingungen sind für die Entstehung von Planetensystemen notwendig?
- Bei welchem Typ von Sternen ist die Suche nach erdähnlichen Planeten besonders lohnend?
- Eignen sich erdähnlichen Planeten auch für die Entstehung von Leben, wie wir es kennen?
- Wie kann mögliches Leben auf extrasolaren Planeten von der Erde aus festgestellt werden?
Vier Teams mit Projektvorschlägen
Das in den Vorlesungen vermittelte Wissen wurde in den sich anschließenden Workshops unter Anleitung
erfahrener Tutoren in die Praxis umgesetzt. In bewährter Manier wetteiferten dabei vier Teams mit ihren Konzepten
für innovative Planetenjäger-Missionen um die Gunst einer fachkundigen Jury unter Vorsitz von Roger Bonnet,
Direktor des International Space Science Institute ISSI und Präsident der COSPAR.
Dabei waren die Anforderungen hoch, denn die jungen Experten mussten nicht nur die für das wissenschaftliche
Ziel nötige Instrumentierung auswählen und beschreiben, sondern auch die Grundkonzeption des Satelliten
und seiner Subsysteme erarbeiten, die Umlaufbahn definieren und die voraussichtlichen Kosten der Mission ermitteln.
Die vier Projektvorschläge:
- Team Blau nahm mit seinem CST-Projekt (Carl Sagan Space Telescope) die Entdeckung von Exoplaneten innerhalb
bewohnbarer Zonen von Sternen ins Visier.
- Team Grün suchte nach erdähnlichen Planeten um Zwergsterne (Projekt DWARFS - Diverse Worlds Around
Faint Stars)
- Team Orange zielte mit dem Projekt POLAR Bear (POLARized Biomarkers from Exoplanetary Atmosphere Reflection)
auf die Untersuchung von Atmosphären und das Aufspüren von Biomarkern bei Exoplaneten.
- Team Rot schließlich konzentrierte sich auf die Entdeckung und Beobachtung erdähnlicher Planeten
in Größenbereichen bis zu zwei Erdradien (Projekt PACMAN - Planet Atmosphere Composition and Morphology
Analysis Mission).
Alle vier Teams wollten dazu leistungsstarke Weltraumteleskope einsetzen, die unsere „nähere“ Umgebung bis
zu 100 Lichtjahren Entfernung im UV-, Infrarot- und sichtbaren Bereich nach entsprechenden Objekten durchstreifen.
Einen Oskar für die Sieger
Nach jeweils einstündigen Präsentationen stellte die Jury am letzten Tag den vier Projektstudien
ein hervorragendes Zeugnis aus. Gleichzeitig zeigte sie sich beeindruckt vom Einsatz der Jungforscher, ihrer Motivation
und den in der kurzen Zeit erreichten Leistungen.
Neu für Alpbach war in diesem Jahr, dass die Teams mit Oskar-Prämierungen belohnt wurden. Ebenfalls ein
Novum: Interessierte Teilnehmer erhalten von der FFG und der ESA erstmals die Möglichkeit, eine der vorgeschlagenen
Missionen im Rahmen eines speziellen Workshop am Institut für Weltraumforschung der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften weiter zu entwickeln.
Profitiert haben somit alle: Zum einen der studentische Nachwuchs, der intensiven Kontakt mit Spitzenforschern
pflegen sowie Einblicke in die Planung aktueller Planetenjäger-Missionen gewinnen konnte. Zum anderen die
Referenten, Tutoren und Experten, die mit frischen Visionen und Fragen konfrontiert wurden.
Und Alpbach wäre nicht Alpbach, wenn nicht jeder Teilnehmer zum Abschluss der Sommerschule eine Teilnahmebescheinigung
erhalten hätte, die bei Bewerbungen in Forschung und Industrie bisher schon so manche Tür öffnete.
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