Ministerin zieht im Kunstbericht 2008 positive Bilanz
Wien (pk) - Kunst "lohnt jede Ausgabe, jede Förderung, jede Unterstützung von Kunst
und Kultur in vielfacher Hinsicht: Die eingesetzten Mittel werden zum Gewinn an Freude, an produktivem Widerspruch,
an Vielfalt und Spannung" Das hält Bundesministerin Claudia Schmied in ihrem Vorwort zum Kunstbericht
2008 fest, der dieser Tage dem Hohen Haus zugeleitet wurde.
Als wichtigsten Schwerpunkt ortet das Regierungsmitglied dabei die Kulturvermittlung: "Ich will erreichen,
dass möglichst viele Menschen an Kunst und Kultur teilhaben können. Um das zu verwirklichen, müssen
wir junge Menschen mit zeitgemäßer Kulturvermittlung an die verschiedenen Kunstformen heranführen
und es den Lehrerinnen und Lehrern ermöglichen, sich weiterzubilden."
Ein wichtiges Anliegen sei ihr dabei die Internationalisierung. Künstlerinnen und Künstler sollen die
Chance bekommen, im Ausland neue Perspektiven kennen zu lernen, sich mit Kunstschaffenden aus anderen Ländern
zu vernetzen und neue Märkte für sich zu erschließen.
Fortschreibung der bisherigen Kunstpolitik
In der Tat wurden die Mittel für die Kunstförderung 2008 leicht angehoben. Aus 88,5 Mio. Euro wurden
nunmehr 89,7 Mio. Euro, wovon allerdings jene Sparten profitierten, die schon bisher primäre Adressen der
heimischen Kunstförderung waren, entfiel doch auch im Berichtsjahr wieder fast ein Drittel aller Mittel auf
sechs Institutionen. Das "Theater in der Josefstadt" erhielt 6 Mio. Euro, die "Salzburger Festspiele"
5,5 Mio. Euro, das Wiener "Volkstheater" 4,9 Mio. Euro, die Philharmoniker 2,3 Mio. Euro, die "Bregenzer
Festspiele" 2,6 Mio. Euro und das "Theater der Jugend" 2 Mio. Euro.
Der Anteil der Bühnenkunst an den Fördermitteln betrug rund 45 Prozent, jener des Films zirka 22,5 Prozent.
Die Architektur schlägt sich mit etwa 12 Prozent zu Buche, regionale Kulturinitiativen erhielten etwa fünf
Prozent des budgetären Kuchens. Und jeder achte Subventionseuro wurde in die heimische Literatur investiert.
Eine Aufwertung erfuhr jedoch das Filmwesen, das im Berichtszeitraum einen Schwerpunkt bildete. Weitere Akzentuierungen
betrafen die Bereiche kulturelle Partizipation und die Förderung des künstlerischen Nachwuchses in allen
Sparten. Wie schon seit geraumer Zeit sind die Mittelzuteilungen auch im vorliegenden Bericht wieder nach dem LIKUS-System
gelistet, was eine bessere Vergleichbarkeit ermöglicht. Dabei sind auch jene Förderungsbereiche ausgewiesen,
die an sich nicht in den Kompetenzbereich der Kunstsektion fallen. Sie werden dennoch angeführt, um einen
interministeriellen, nationalen und internationalen Budgetvergleich zu ermöglichen.
Genderaspekte
In den vergangenen Jahren wurde oftmals die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit bei der Verteilung der Förderungen
gestellt. Da eine diesbezügliche Auswertung für den Kunstbericht zuletzt im Jahr 1997 durchgeführt
wurde und damit nicht mehr aktuell ist, werden im vorliegenden Kunstbericht wie schon 2007 jene finanziellen Transferleistungen,
die direkt an einzelne Künstlerinnen und Künstler gingen, nach genderbezogenen Kriterien ausgewertet.
Zusätzlich werden erstmals die in der Kunstsektion tätigen Beiräte und Jurys geschlechtsspezifisch
dargestellt.
Im Jahr 2008 wurden insgesamt 5,7 Mio. Euro für die Förderung von einzelnen Künstlerinnen und Künstlern
verwendet. Diese Summe umfasst nicht nur Stipendien und Projektförderungen, sondern auch Zahlungen für
Preise, Prämien und Kunstankäufe. Bei insgesamt 1.159 Stipendien/Projekten wurden 482 Vorhaben von Künstlerinnen
mit einer Summe von 1,9 Mio. Euro und 677 Vorhaben von Künstlern mit einer Summe von 2,6 Mio. Euro unterstützt.
Zusätzlich zu diesen Förderungen wurden Kunstwerke im Gesamtwert von 810.626 Euro angekauft, wobei 349.617
Euro an 85 Frauen und 461.009 Euro an 96 Männer gingen. 2008 wurden auch 84 Preise und Prämien für
besondere künstlerische Leistungen verliehen. Insgesamt wurden 41 Künstlerinnen und 43 Künstler
für ihre Arbeiten ausgezeichnet. Der Gesamtbetrag von 327.300 Euro ging zu 49 % an Frauen und zu 51 % an Männer.
Insgesamt gab es also 1.424 Förderungen, 816 Förderungen zu insgesamt gut drei Millionen Euro an Männer,
608 Förderungen zu insgesamt 2,5 Mio. Euro an Frauen.
Literatur
Die Förderung literarischer Vereine und Veranstaltungen nimmt mit 4,70 Mio. Euro den größten
Bereich dieser Kunstsparte ein. Die Literaturabteilung fördert die Literaturhäuser in den Bundesländern
und die dort ansässigen größeren literarischen Institutionen, die nicht nur wesentlich zum literarischen
Leben im jeweiligen Bundesland, sondern zu einem positiven und anregenden literarischen Klima in ganz Österreich
beitragen. Sie beteiligt sich aber auch an Projekten kleinerer Veranstalter und an der Finanzierung von Literaturvereinen
und Literaturzeitschriften, die für junge Autorinnen und Autoren von besonderer Bedeutung sind.
Heute gibt es in Österreich ein flächendeckendes Netz von Literaturhäusern, Literaturveranstaltern
und Literaturgruppen und mit dem Österreichischen P.E.N.-Club, der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung,
der Interessengemeinschaft Autorinnen Autoren und der Übersetzergemeinschaft vier repräsentative Schriftstellerverbände.
Musik
Die Förderung von Orchestern, Musikensembles und größeren Konzertveranstaltern nimmt mit 7,17 Mio.
Euro den Löwenanteil in dieser Sparte ein. In der Bundeshauptstadt Wien befinden sich die beiden großen
traditionellen Konzerthäuser (Musikverein und Konzerthaus). Die neuen Räumlichkeiten in beiden Häusern
dienen nach umfangreichen Renovierungs- bzw. Sanierungsarbeiten vor allem als Veranstaltungsort für Programmschienen,
mit denen neue Publikumskreise (Kinder, Jugendliche usw.) erschlossen werden und aktuelle musikalische Strömungen
in das Angebot einbezogen werden können.
Die Zusammenarbeit mit großen Wiener Orchestern wie den Wiener Philharmonikern oder den Wiener Symphonikern
und mit diversen Kammermusikformationen ermöglicht eine große Programmvielfalt. Die Programmgestaltung
umfasst neben International-Renommiertem auch Österreichisch-Innovatives. Etablierte Konzertserien mit prominenten
internationalen Orchestern, Dirigentinnen und Dirigenten sowie Solistinnen und Solisten und eine Anzahl von thematisch
strukturierten Einzelprojekten oder spezielle Kinderprogramme runden die Programmpalette ab. Seit Jahrzehnten vorbildhaft
im Bereich der Musikvermittlung tätig ist die Musikalische Jugend Österreichs (Jeunesse).
Darstellende Kunst
Die Besonderheit des Theatersystems in den deutschsprachigen Ländern besteht darin, dass es im europäischen
Vergleich über eine besonders hohe Theaterdichte verfügt. Dies hat zur Folge, dass die Theaterbudgets
einen Großteil der für Kultur aufgewendeten kommunalen (regionalen) Landes- oder Bundesmittel ausmachen.
Der zur Gänze von der Abteilung 2 zur Verfügung gestellte Betrag von 19,12 Mio. Euro repräsentiert
fast 24 % des Budgets der Kunstsektion und liegt damit in der LIKUS-Reihung an erster Stelle vor dem Film und den
Festspielen. Insgesamt wurden 2007 im Bereich darstellende Kunst für Größere Bühnen 14,5 Mio.
Euro aufgewendet.
Förderungen erhielten u.a. in Salzburg das Schauspielhaus Salzburg (Elisabethbühne), in Oberösterreich
das Theater Phönix und in Wien folgende Bühnen: Theater in der Josefstadt, Volkstheater Wien, Theater
der Jugend, Schauspielhaus, Wiener Kammeroper und Vienna´s English Theatre.
Film
Wie die Literatur ist auch der Film in Österreich durch eine relative Randlage innerhalb einer großen
Sprachgruppe geprägt, die für Kino und Fernsehen einen geschlossenen Markt darstellt. So hat sich eine
der österreichischen Filmkultur angepasste Filmförderungspolitik entwickelt, die die Besonderheiten und
die Größe Österreichs ebenso berücksichtigt wie dessen Leistungsfähigkeit bei der Produktion
von Spiel-, Experimental- und Low-Budget-Filmen.
Während sich die Filmförderung durch das ÖFI dem Kinospielfilm (arbeitsteiliger Produktionsprozess,
ökonomische Professionalität usw.) widmet, bezog sich 2008 die Filmprojektförderung der Abteilung
3 mit einem Budget von ca. 2,3 Mio. Euro vor allem auf die Bereiche der Avantgarde, des Experiments, der Innovation,
des Nachwuchses und der künstlerisch gestalteten Dokumentation. Neben der Filmherstellung wurden auch die
Medienkunst sowie die nationale und internationale Verwertung der geförderten Filme mitfinanziert und die
in der Sparte Film- und Medienkunst tätigen Verbreitungseinrichtungen und -initiativen, Künstlervereinigungen,
Programmkinos sowie die Filmarchivierung, Publikationen und Präsentationen gefördert.
Nach der Erhöhung des Budgets des ÖFI sowie der Filmförderung der Kunstsektion und der Einrichtung
des Fernsehfonds Austria wurde als weitere Etappe eine Filmförderungsgesetznovelle durchgeführt, um die
Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Filmförderung in Österreich zu sichern. Damit wurde das
ÖFI zu einem Kompetenzzentrum ausgebaut, dessen Eckpunkte die gesetzliche Verankerung der Nachwuchsförderung,
die Erstellung eines jährlichen Filmwirtschaftsberichts und die Einrichtung eines Österreichischen Filmrats
sind.
Bei den geförderten Institutionen sind besonders der Verleih für künstlerisches Film- und Videoschaffen
"Sixpack Film", das Österreichische Filmmuseum, das mit anspruchsvollem internationalen Programm
in der Albertina neue Maßstäbe setzt, das Österreichische Filmarchiv, dessen vom Bund und dem Land
Niederösterreich finanziertes Filmlager in Laxenburg dem österreichischen Filmerbe Raum gibt, und die
Donau-Universität Krems mit ihrem umfangreichen Ausbildungsangebot und der digitalen Restaurierstation hervorzuheben.
Um österreichische Kinos, die dem Publikum durch vielfältige Programmierung ein ambitioniertes, abwechslungsreiches
und künstlerisch wertvolles Filmangebot bieten, in ihrer Arbeit finanziell zu unterstützen, wurden auch
2008 mit der jährlich ausgeschriebenen Kinoinitiative knapp 100.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Vom ÖFI gefördert wurden 2008 etwa Nikolaus Leytners Verfilmung von Stefan Slupetzkys Roman "Der
Fall des Lemming" mit einer Million Euro, die Fortschreibung der Sackbauer-Saga "Echte Wiener" mit
gut 900.000 Euro, Julian Pölsler Literaturverfilmung "Die Wand" (nach Marlen Haushofer) mit knapp
700.000 Euro und die Verwertung von Robert Dornhelms Opernverfilmung von "La Boheme".
Architektur
Architektur und Design bilden gleichfalls einen wichtigen Förderungsbereich. Die Förderungsmaßnahmen
zielen darauf ab, die zeitgenössische österreichische Architektur und das heimische Design strukturell
zu stärken, einzelne Vorhaben zu fördern, die öffentliche Rezeption zu verbessern, die Diskussion
zu vertiefen und ein Problembewusstsein bei den öffentlichen und privaten Bauträgern sowie einer interessierten
Öffentlichkeit zu schaffen.
Dazu werden die in allen Bundesländern eingerichteten Häuser und Foren für Architektur maßgeblich
mitfinanziert. Diese präsentieren national und international in verschiedenen Ausstellungen nicht nur neuere
österreichische architektonische Entwicklungen, sondern veranstalten auch Tagungen, Seminare und Vorträge,
führen Baubesichtigungen und Exkursionen durch und bieten Workshops u.ä. für Kinder und Jugendliche
an.
Mit dem Architektur Zentrum Wien existiert eine Institution, die auch international als Knotenpunkt der Diskussion
über das architektonische Geschehen Beachtung findet. Dieser Umstand hat dazu beigetragen, den Kommunikationsprozess
zwischen Architektinnen und Architekten, Bauträgern und Baubehörden bzw. mit einem zunehmend größer
werdenden Publikum in Gang zu setzen und ihm eine strukturelle Basis zu geben, die einen permanenten Informationsaustausch
ermöglicht.
Preise
Wie jedes Jahr gibt auch der vorliegende Bericht wieder einen Überblick über die heimischen Preise und
Auszeichnungen. So erhielt Miko Lukas den "Thomas Pluch-Preis" für heimisches Filmschaffen, Elisabeth
Czurda den "Würdigungspreis für Literatur 2008" und Agota Kristof den "Staatspreis für
Europäische Literatur".
Ein umfangreiches Register mit nützlichen Adressen, Gesetzestexten und Glossar rundet den Bericht ab. |