Weiterer Schritt in Richtung Früherkennung beim Pankreaskarzinom / Plättchenfaktor 4
ist vermindert: Veröffentlichung im "Clinical Cancer Research"
Leipzig (idw) - Der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine seltene, jedoch sehr bösartige Erkrankung.
Die Diagnose wird erschwert, weil der Krebs keine oder nur leichte Beschwerden verursacht wie gelegentliche Übelkeit.
Deshalb gehört das Pankreaskarzinom zu den Krankheiten, die oft zu spät entdeckt werden. Ärzte und
Wissenschaftler aus der Laboratoriumsmedizin und Chirurgie des Universitätsklinikums und der Medizinischen
Fakultät der Universität Leipzig identifizierten nun einen neuen, hochempfindlichen Serummarker für
den Bauchspeicheldrüsenkrebs: den Plättchenfaktor 4 (PF 4). In Kooperation mit dem DFG-Forschungszentrum
MATHEON, Freie Universität Berlin und dem Universitätsklinikum Heidelberg legten sie dazu eine Studie
an insgesamt 120 Patienten und Probanden vor, die jetzt im Journal "Clinical Cancer Research" publiziert
wurde.
Für die Entdeckung dieses Markers haben die Forscher zunächst mit einer neuartigen Methode kleinste Eiweißmolküle
aus Serumproben der Studienteilnehmer an magnetisierbare Kügelchen gebunden und aus einer Probe "herausgefischt".
Mit Hilfe der massenspektrometrischen MALDI- TOF Analytik wurde dann in einer Vakuumröhre unter Laserbeschuss
die Flugzeit der kleinen Eiweißteilchen bestimmt. Die kleinen Teilchen fliegen schneller als die Schweren,
hierdurch lässt sich auf die Masse, bzw. das Gewicht der Eiweißteilchen rückschließen. Die
Summe dieser Eiweißmoleküle ergeben somit für eine Patientenprobe ein charakteristisches Muster,
ihre Aufklärung ist jedoch sehr schwierig.
Der Leipziger Forschungsgruppe um Professor Dr. Joachim Thiery, Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin,
Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik und seinem Oberarzt Dr. Martin Fiedler (ist es nun gemeinsam mit den
Wissenschaftlern um Prof. Dr. Johann Hauss von der Chirurgischen Klinik gelungen, aus dem Vergleich von Eiweißprofilen
von Pankreas-Ca-Patienten und Kontrollpersonen signifikant unterschiedliche Eiweißmoleküle zu identifizieren
(signifikante Masse m/z 3384; Flugzeit: Masse zu Zeit). In einer Wiederholungsuntersuchung an Patienten mit Pankreaskarzinom
und Kontrollpersonen der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg um Professor Dr. Markus W. Büchler
konnten die Leipziger Befunde klar bestätigt werden. Eine tiefergehende Analyse des Eiweißmuster durch
Dr. Alexander Leichtle, Facharzt am Institut für Labormedizin, mit Unterstützung des Berliner DFG-Zentrums
für Mathematik, hier Prof. Dr. Wolfgang Schütte, ergab schließlich den entscheidenden Hinweis auf
ein vermindertes Fragment des Plättchenfaktors 4 als unerwarteten Laborbefund des Bauchspeicheldrüsenkrebses.
Dieser zunächst bioinformatisch gewonnene Hinweis konnte dann mit einem immunologischen Laborverfahren in
Patienten und Kontrollen eindeutig bestätigt werden. Beeindruckend sind erste klinische Daten zu der Empfindlichkeit
des neuen Markers. So führt die Kombination des PF4 mit etablierten Tumormarkern im Blut wie Ca19-9 und CEA
zu einer wesentlich sichereren Diagnostik des Tumors als bisher.
Weitere klinische Studien werden Auskunft zur klinischen Aussagekraft und zur Ursache der Absenkung des Plättchenfaktors
bei Pankreas-Ca bringen müssen. "Wir vermuten, dass im Blut die Eiweißfragmente über tumorspezifische
Enzyme abgebaut werden, hier könnten sich auch neue Therapieansätze für unsere Patienten finden"
meint Dr. Fiedler. Professor Thiery sieht das neue Verfahren zur Eiweißidentifizierung bei Krankheiten auch
kritisch. "Die Analytik ist sehr kompliziert und kann schnell auf falsche Wege führen. Entscheidend ist
die Qualität der Blutprobe von der Probennahme bis zur Messung, sowie die unabhängige Wiederholbarkeit
der Ergebnisse. Wir haben Glück gehabt für dieses Projekt super engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
in unserer Gruppe und in unseren Kooperationspartnern zu haben".
Die Daten der Veröffentlichung: Fiedler GM et al. "Serum Peptidome Profiling Revealed Platelet Factor
4 as a Potential Discriminating Peptide Associated With Pancreatic Cancer",Clin Cancer Res;2009, 15(11):3812-9
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