Das Ende des Hauses auf dem Hohen Haus   

erstellt am
12. 08. 09

Nach neun Jahren ist die Restaurierung der Quadrigen abgeschlossen
Wien (pk) - 2000 Jahre würden sie halten und Wind und Wetter trotzen, meinte Carl Turbain, in dessen Bronzegießerei die acht Quadrigen auf dem Parlamentsgebäude entstanden. 120 Jahre später mussten sie einer gründlichen Restaurierung unterzogen werden. Nach fast neunjähriger mühevoller Detailarbeit ist die Restaurierung jetzt abgeschlossen. Das "Haus auf dem Hohen Haus" wird abgebaut.

Seit Oktober 2000 hatte das Haus auf dem Dach des Parlaments bei Touristen und Bürgern für so manche erstaunte Blicke gesorgt. Es diente einzig der Restaurierung jener acht Pferdegespanne. Denn die von der Siegesgöttin Nike gelenkten Quadrigen würden einen Transport nicht überstehen, hatten Experten vor Beginn der Arbeiten befürchtet. Um ein Auseinanderbrechen zu verhindern, hat man sich dafür entschieden, sie vor Ort zu restaurieren und dafür "einzuhausen".

Dass die Entscheidung, die Figuren nicht abzuheben, richtig war, hatte sich gleich nach Beginn der Restaurierungsarbeiten an der ersten Quadriga gezeigt. "Wir haben gewusst, die Quadrigen sind in einem schlechten Zustand", sagte dazu Projektleiter Ing. Josef Andres, "aber wie schlecht dieser wirklich ist, haben wir erst bei der Demontage einzelner Teile gesehen". So hat man zwar bei Voruntersuchungen festgestellt, dass die Eisenkonstruktion rostig ist - "Wir haben ein Pferd zur endoskopischen Untersuchung aufgebohrt, da ist uns nur rostbrauner Schlamm entgegengekommen!" -, aber dass fast sämtliche Verbindungselemente "auf Null abgerostet" und auch die übrigen Schrauben ziemlich angegriffen waren, hat man erst bei der schrittweisen Zerlegung der immerhin acht Tonnen schweren Figurengruppe realisiert. Ein Blick in den Bauch eines Pferdes zeigte es auch deutlich: überall nur Rost.

Warum die Quadrigen überhaupt noch zusammengehalten haben? "Aus Gewohnheit", meinte die Leiterin des Restauratorenteams Mag. Elisabeth Krebs, und weil die Außenhülle doch noch relativ stabil war. Aber auch der Bronzeguss wies an vielen Stellen Schäden auf. Das Hauptproblem war Krebs zufolge, dass die Eisenteile durch das Rosten ihr Volumen vergrößert hatten und dadurch die Bronze an mehreren Stellen aufgeplatzt war. Es war also höchste Zeit für eine Restaurierung der Skulpturengruppen, die Ende des 19. Jahrhunderts nach einem Entwurf des Parlamentsarchitekten Theophil Hansen vom Bildhauer Vincent Pilz modelliert und von Carl Turbain in Bronze gegossen worden waren.
     
Informationen: http://www.parlinkom.gv.at    
     
zurück