Kulturbericht 2008 belegt eindrucksvolle Bilanz heimischer Museen   

erstellt am
11. 08. 09

Beachtliche Werkschau
Wien (pk) - Kultur "lohnt jede Ausgabe, jede Förderung, jede Unterstützung von Kunst und Kultur in vielfacher Hinsicht: Die eingesetzten Mittel werden zum Gewinn an Freude, an produktivem Widerspruch, an Vielfalt und Spannung". Das hält Bundesministerin Claudia Schmied in ihrem Vorwort zum Kulturbericht 2008 fest, der dieser Tage dem Hohen Haus zugeleitet wurde.

Als wichtigsten Schwerpunkt ortet das Regierungsmitglied dabei die Kulturvermittlung: "Ich will erreichen, dass möglichst viele Menschen an Kunst und Kultur teilhaben können. Um das zu verwirklichen, müssen wir junge Menschen mit zeitgemäßer Kulturvermittlung an die verschiedenen Kunstformen heranführen und es den Lehrerinnen und Lehrern ermöglichen, sich weiterzubilden."

Ein wichtiges Anliegen sei ihr dabei die Internationalisierung. Künstlerinnen und Künstler sollen die Chance bekommen, im Ausland neue Perspektiven kennen zu lernen, sich mit Kunstschaffenden aus anderen Ländern zu vernetzen und neue Märkte für sich zu erschließen.

"Ein weiterer, wesentlicher Schritt zur besseren Teilhabe der Vielen ist die Anpassung der Eintrittspreise an die jeweiligen ökonomischen Möglichkeiten der verschiedenen Gruppen. Vor allem für junge Menschen möchte ich den kostenlosen Eintritt in die Bundesmuseen einführen. Dazu wurde im Herbst 2008 der Besuch des MUMOK für Jugendliche bis 19 Jahre kostenlos ermöglicht, um die Wirkungen einer solchen Maßnahme zu evaluieren", so die Ministerin.

Die Ausstellungen der heimischen Museen
In der Tat zeigt der Bericht auf, welche beachtenswerten Formen der Kulturvermittlung seitens der Bundesmuseen 2008 zum Tragen kamen.

KHM
Der Bericht geht auf die einzelnen Häuser im Detail ein, so auf das KHM, wo die Hauptausstellung des Jahres 2008 dem Maler Giuseppe Arcimboldo gewidmet war, einer herausragenden Künstlerpersönlichkeit des Manierismus, organisiert gemeinsam mit dem Musée du Luxembourg in Paris und mit vielen internationalen Leihgaben.

Im Münzkabinett war 2008 in der Ausstellung "Suum Cuique" das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin zu Gast und präsentierte Medaillenkunst und Münzprägung in Brandenburg-Preußen. Das Ende der Amtszeit von Generaldirektor Seipel hatte auch Auswirkungen auf den Ausstellungskalender. "Additionen" präsentierte die Erwebungen der Jahre 1990 – 2008, der "Mythos der Antike" mit Leihgaben aus allen bedeutenden Partnermuseen der Welt setzte sich mit der Antikenrezeption, einem Lebensthema des scheidenden Generaldirektors und Kurators der Ausstellung, auseinander.

Der Bassano-Saal im 2. Stock des Kunsthistorischen Museums wurde 2008 verstärkt für Ausstellungen vor allem moderner Kunst genutzt. Nach der Präsentation des englischen Künstlers Glenn Brown parallel zur Arcimboldo-Ausstellung wurde der Saal der Griechischen Botschaft und der Nationalgalerie in Athen für die Ausstellung "Antike und Moderne. Erinnerungen an die Antike in der modernen Kunst Griechenlands" zur Verfügung gestellt. Die Eröffnung erfolgte anlässlich des Staatsbesuchs des griechischen Staatspräsidenten in Wien im August.

Im Herbst wurde mit Werken der Stella Art Foundation in Moskau die zeitgenössische russische Kunst erstmals in Wien präsentiert. Die Wagenburg eröffnete 2008 mit "Sisi auf der Spur" einen neuen Blick auf Kaiserin Elisabeth. Das Ephesos-Museum rückte anlässlich der Feier seines 30-jährigen Jubiläums mit der Eröffnung der Photoausstellung "Architektur, Monumente & Skulpturen" mit Arbeiten von Ahmet Ertug gemeinsam mit einem prächtigen Bildband wieder stärker in das Zentrum des Bewusstseins der Öffentlichkeit. Die Präsentation der Werke der russischen Künstlergruppe Kukryniksy aus der Sammlung Mamontov fand im Museum für Völkerkunde statt.

Vom 9. März bis 28. September 2008 war das seit dem Ende der großen Benin-Ausstellung am 3. September 2007 geschlossene Museum für Völkerkunde Veranstaltungsort der Ausstellung "Tutanchamun und die Welt der Pharaonen" und konnte am 18. November mit dem ersten Teil seiner neuen Schausammlung temporär wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gleichzeitig wurden drei Sonderausstellungen eröffnet.

Im Lauf des Jahres 2008 war das Museum für Völkerkunde an 18 Ausstellungen im In- und Ausland mit insgesamt 991 Objekten beteiligt. Dazu zählten die Benin-Ausstellung, die 2008 im Ethnologischen Museum Berlin und im Art Institute of Chicago zu sehen war, die Ausstellung "Go West. Von Cowboys und Indianern" in der Kunsthalle Krems, "Guizhou – Chinas Reich der Töne und Farben, Ethnische Volksgruppen in der Chinesischen Provinz Guizhou" in Schloss Bruck in Lienz und "Naga - Schmuck und Asche" im Völkerkundemuseum der Universität Zürich. "Indianer. Ureinwohner Nordamerikas" wurde auf der Schallaburg als Ausstellung des Museums für Völkerkunde gezeigt und von fast 170.000 BesucherInnen gesehen.

Das Österreichische Theatermuseum präsentierte 2008 drei Sonderausstellungen: Mit der Ausstellung "Kabarett Fledermaus" ist es in Kooperation mit der Villa Stuck in München gelungen, nicht nur die Ausstattung dieses Aushängeschildes der Wiener Werkstätte von der Möblierung bis zu den Anstecknadeln der Platzanweiserinnen zu präsentieren, sondern die künstlerischen Aktivitäten dieser kulturhistorisch wichtigen Einrichtung in ihrer Gesamtheit zu präsentieren.

Eine Rekreation des zur Eröffnung des Kabarett Fledermaus uraufgeführten Solotanzes von Getrude Barrison wurde in einem nach existierenden Skizzen eigens für die Ausstellung gefertigten Kostüm gefilmt und bildete einen der Höhepunkte der Schau. Der Tanz selbst wurde während der Ausstellung als Teil eines umfangreichen Begleitprogramms mehrmals mit großem Erfolg aufgeführt.

Quasi als Fortsetzung eines Ausstellungsprojektes aus dem Jahr 2007 – damals ging es um Aufgaben und Funktion des Bühnenbildners – erlaubte das Österreichische Theatermuseum einen weiteren Blick hinter die Kulissen, indem in der Ausstellung des Jahres 2008 die Geschichte und die Funktion des Lichtes für die Bühne untersucht wurde. Das Ausstellungsprojekt resultiert aus der Überlegung, dass die BesucherInnen einer Veranstaltung im Theater, in der Oper, in einem Musical, die Elemente von Schauspiel und Regie, Bühnenbild, Musik und eben Licht in deren Zusammenspiel und Zusammenwirken als Gesamtheit vorgeführt bekommen und deshalb oft nur schwer erkennen können, welche Bedeutung die einzelnen Elemente für den jeweiligen Abend auf der Bühne haben.

Die Ausstellung "Schein Werfen. Theater. Licht. Technik" hat sich daher die Aufgabe gestellt, die Geschichte des Lichts auf der Bühne zu zeigen, um erkennbar zu machen, welche Funktionen dem Bühnenlicht im Verlauf der Theatergeschichte zugesprochen wurden, welche Bedeutung dem Licht dank der jeweils neuesten technischen Errungenschaften eingeräumt wurde und wie diese schließlich zur Anwendung gelangten.

Albertina
Die 67 Werke einer Schenkung Carl Djerassis bildeten 2008 den Kern eines retrospektiv angelegten Blicks auf das komplexe Oeuvre Paul Klees. Durch Exponate aus den Beständen der Albertina, den Sammlungen Forberg und Batliner, Leihgaben des San Francisco Museum of Modern Art und weiterer internationaler Sammlungen und Museen konnte die Präsentation in wichtigen Aspekten vervollständigt werden.

Einer umfassenden Präsentation von Oskar Kokoschkas Schaffen von 1934 bis zu seinem Tod und der damit verbundenen Neupositionierung seines Spätwerks widmete die Albertina eine medienübergreifend angelegte Ausstellung des Jahres 2008. Die Schau zeigte 40 Gemälde und ca. 160 Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken. Mehr als die Hälfte der Exponate stammte aus den Beständen der Albertina, die mit über 1.200 Werken eine der größten Kokoschka-Sammlungen weltweit beherbergt.

Die Fotoausstellung "Die Weite des Eises" stellte mit Aufnahmen von Arktis und Alpen eine ganz besondere Art der Landschaftsfotografie erstmals in der Albertina vor: die Werkauswahl reichte von den Pionierleistungen ab 1860 bis zu ausgewählten Positionen der Gegenwart. Aquarelle und Zeichnungen aus den Beständen der Albertina ergänzten als Vor- und Gegenbilder die rund 200 Fotografien.

"Van Gogh. Gezeichnete Bilder" zeigte den Wegbereiter der Moderne aus einer völlig neuen Perspektive. An der Auswahl von 150 Werken – ein Drittel davon Gemälde, zwei Drittel Zeichnungen – wurde sichtbar, wie sehr die expressive Pinselführung in den Gemälden Van Goghs durch seine ausdrucksstarke Zeichenkunst vorbereitet wird. Die Exponate stammten von 60 Leihgebern aus aller Welt.

Österreichische Galerie Belvedere
In der Schau "Phantastischer Realismus" wurde 40 Jahre nach dem internationalen Durchbruch der Stilrichtung gleichen Namens ein akzentuierter Überblick auf eine der erfolgreichsten Exportmarken österreichischer Kunst geboten. Neben den Hauptwerken der fünf großen Meister Arik Brauer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden wurden auch Vorgeschichte und Kontext dieser speziellen Strömung spätmoderner Kunst präsentiert.

In der Ausstellung "Gustav Klimt und die Kunstschau" ließ das Belvedere anlässlich deren Hundertjahrjubiläums die Kunstschau wieder aufleben. Ab Oktober 2008 wurde ein Teil der im Rahmen der Kunstschau von 1908 gezeigten Werke präsentiert.

NHM
Im Bereich der ständigen Schausammlungen wurden zeitgemäße Präsentationsmaßnahmen fortgesetzt. So erhielt etwa der Steinzeitsaal einen neuen Akzent durch Videozuspielungen, in denen steinzeitliche Handwerkskünste dargestellt sind. Einen neuen Akzent setzt hier auch ein lebensgroßer Steinzeitjäger mit Speerschleuder sowie ein Sitzender beim Modellieren eines Keramik-Idols.

Unter den Sonderausstellungen war die Schau Venus von Willendorf "Rätsel Steinzeitkunst" die bisher aufwändigste Eigenproduktion des NHM. Sie wurde anlässlich des Centenniums der Auffindung des 25.000 Jahre alten Frauenidols durchgeführt. Die berühmte Statuette wurde beim Bau der Wachaubahn am 7. August 1908 durch Gelehrte des K & K Naturhistorischen Hofmuseums geborgen. Für die Ausstellung wurden weitere weltberühmte Originale nach Wien geholt, wie die Venus von Dolni Vestonic", eine 27.000 Jahre alte schwarze Keramik und die Venus von Moravany, ein 22–23.000 Jahre altes, aus Mammut-Elfenbein gefertigte Kultobjekt; außerdem der berühmte Adorant aus Geißenklösterle und das abstrakte Frauenidol Venus von Nebra aus Sachsen-Anhalt, das 15.000 Jahre alt ist. Von der Universität Tübingen konnten das Löwenhalbrelief, der Wisent und die anthropomorphe Figur vom Vogelherd entlehnt werden, bekannte "Klassiker" der einschlägigen Lehrbücher.

Die Präparation rekonstruierte ein lebensgroßes Mammut und ein Wollnashorn, Bühnenbildner eine Höhlenwelt zur atmosphärisch stimmigen Präsentation der bedeutendsten Steinzeitmalereien aus Nordspanien und Südfrankreich in authentischen Replika.

ÖNB
Die Österreichische Nationalbibliothek präsentierte zum "Europäischen Jahr des Interkulturellen Dialogs" Reproduktionen ausgewählter Handschriften. Zudem gab es die Ausstellung "Zur Erinnerung an schönere Zeiten. Bilder aus der versunkenen Welt des jüdischen Sammlers Raoul Korty" sowie "Spätantike Bibliotheken: Leben und Lesen in ägyptischen Klöstern". Schließlich widmete sich eine Spezialschau der berühmten Melodie von Joseph Haydn: "Gott erhalte. Schicksal einer Hymne".

MQ
Das Museumsquartier Wien steht seit jeher für kulturelle Vielfalt. Renommierte Museen und Ausstellungshäuser finden sich hier genauso wie kleine Kulturinitiativen, klassische Werke ebenso wie zeitgenössische Kunst. Besonderes Augenmerk lag daher auch 2008 darauf, das große Angebot an unterschiedlichen Kunstrichtungen und -stilen zu erhalten und auszubauen ebenso wie vor allem zeitgenössische Kunstformen zu fördern.

Für künstlerische Vielfalt steht vor allem das quartier21, ein "Creative Cluster" innerhalb des Museumsquartiers, das kleine und mittelgroße Kulturinitiativen in den Schwerpunktbereichen Mode, Digitale Kultur und Design unterstützt. Um den BesucherInnen die vielfältigen Kulturprogramme noch besser präsentieren zu können, wurden in den vergangenen Jahren in den Durchgängen zwischen den Höfen Themenpassagen geschaffen, die quartier21-Kunstprojekte im öffentlichen Raum präsentieren und von den BesucherInnen sehr positiv aufgenommen werden.

All diese Initiativen schlugen sich naturgemäß auch positiv auf die Entwicklung der Besucherzahlen nieder. Insgesamt statteten fast 14 Prozent mehr Personen den Museen 2008 einen Besuch ab als im Jahr zuvor, wobei vor allem Albertina und Belvedere nennenswerte Zuwächse zu verzeichnen hatten.

Sonstige Aktivitäten
Im Bereich der Bundestheater wurde die Subvention neuerlich merklich angehoben. Mittlerweile erhalten Österreichs Bühnen fast 139 Mio. Euro Basisabgeltung für ihr Tun. Die Besucherzahlen gingen gleichwohl weiter zurück auf nunmehr 1,3 Mio. Personen, womit praktisch jeder Theaterbesucher mit rund 100 Euro subventioniert wurde.

Positives gibt es hingegen vom Denkmalschutz zu vermelden, wo der Bericht ausführlich auf die diversen Projekte eingeht. Auch die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und die Arbeit der Landeskonservatorate sind hier Thema.

Eine Darstellung der weiteren Kulturangelegenheiten sowie ein Überblick über den Themenbereich "Restitution" runden den umfangreichen Bericht ab.
     
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