Innsbruck (universität) - Sprachbarrieren bei Europas Weinbäuerinnen
und Weinbauern abbauen und dadurch deren Absatzmöglichkeiten erweitern: Dieses Ziel haben WissenschaftlerInnen
der Uni Innsbruck in ihrem kürzlich von der Europäischen Union genehmigten Forschungsprojekt VinoLingua.
In den nächsten drei Jahren wollen sie gemeinsam mit internationalen Partnern fachspezifisches Sprachmaterial
in den Sprachen der europäischen Weinbauregionen erarbeiten.
„Die derzeitige Wirtschaftssituation und die zunehmende Globalisierung stellen die Weinbäuerinnen und Weinbauern
mit ihren typischen Klein- und Mittelbetrieben vor eine neue Herausforderung. Für die Suche nach neuen Absatzmärkten
sind Fremdsprachenkenntnisse unumgänglich“, erklärt Mag. Maria Gnilsen, die mit ihrer Firma linguistics_innovations
als koordinierender Partner am Forschungsprojekt beteiligt ist. „Als ich im Weinviertel Sprachkurse hielt, an denen
hauptsächlich Personen aus der Winzerbranche teilnahmen, fand ich für deren Fachsprache praktisch kein
Lehrmaterial“, so Gnilsen. Um diesen Mangel zu beheben, wandte sich die Absolventin der Uni Innsbruck an Prof.
Eva Lavric, einer Expertin für Fachsprach-Didaktik am Innsbrucker Institut für Romanistik, und entwickelte
mit ihr gemeinsam das erfolgreiche Konzept für das Forschungsprojekt VinoLingua – Fremdsprachenerwerb für
weinbäuerliche KMU.
Breites Expertenspektrum
10 internationale Partner wollen darin ab Herbst 2009 Sprachlehr- und -lernmaterialien für Weinbäuerinnen
und Weinbauern in den im europäischen Weinbau wichtigsten Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch
und Spanisch entwickeln. Projektträger ist das Institut für Romanistik der Uni Innsbruck unter der Leitung
von Prof. Eva Lavric. Das Forschungsprojekt ist auch in das Forschungszentrum Kulturen im Kontakt der Universität
Innsbruck eingebunden Weitere beteiligte WissenschaftlerInnen der Universität Innsbruck sind Prof. Ursula
Moser und Dr. Angelo Pagliardini vom Institut für Romanistik, Dr. Barbara Hinger als Vertreterin des Innsbrucker
Modells für Fremdsprachendidaktik und Muryel Derlon vom Institut für Translationswissenschaft.
Neben der Firma linguistics_innovations, die die Koordination inne hat, sind weitere acht Partnerinstitutionen
am Projekt beteiligt: Darunter die Weinbaufachschulen in Krems und in Laimburg (Südtirol), Universitäten
in Siena (Italien), Valladolid (Spanien) und Dijon (Burgund) sowie eine auf Weinbau spezialisierte Werbeagentur
in Wien. Als assoziierte Partner konnten bereits zahlreiche VertreterInnen der verschiedensten Weinbauregionen
Europas gewonnen werden. „Wir verfügen über ein breites Spektrum an Experten: Es reicht von der Fachdidaktik
über Kulturwissenschaft, Etikettenforschung und dem Technischen Bereich bis zur Werbung und den Weinbauern
selbst“, zeigt sich Prof. Eva Lavric begeistert.
Motivation durch Neue Medien
„Bei der Entwicklung von Sprachmaterial rund um das Thema Wein wollen wir neben der Sprache auch die kulturellen
Hintergründe der jeweiligen Weinbauregionen mit einfließen lassen“, erklärt Eva Lavric. „Für
die Umsetzung setzen wir auf Neue Medien – zum einen, um ortsunabhängiges Lernen zu ermöglichen und
zum anderen, um auch die Motivation zu erhöhen“, so die Romanistin. SMS-Lerneinheiten, ein mehrsprachiger
Film über die jeweiligen Weinbauregionen, Podcasts auf einer multilingualen Projekthomepage sowie eine Diskussions-
und Lernplattform sind einige der Methoden, mit denen die WissenschaflterInnen Europas Weinbäuerinnen und
Weinbauern künftig unterrichten wollen.
Leonardo da Vinci
Das Projekt VinoLingua wird im Rahmen des Programms Leonardo da Vinci als multilaterales Projekt im Bereich Innovationsentwicklung
mit einer Projektfördersumme von rund 360 000.- Euro über eine Laufzeit von drei Jahren gefördert.
Die Ergebnisse sollen auch in das geplante ECVET – System, ein mit den ECTS-Punkten vergleichbares Kreditsystem
für berufliche Aus- und Weiterbildung der Europäischen Union, aufgenommen werden. |