Kulturerbe-Konferenz: Vom Taj Mahal bis zum Himalaya-Tempel   

erstellt am
20. 08. 09

60 Jahre Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Republik Indien und der Republik Österreich
New Delhi (bmeia) - Mit der Konferenz "Cultural Heritage Counts" am National Museum in Delhi leisten das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und Eurasia-Pacific Uninet einen wesentlichen Beitrag zum Jubiläumsprogramm, das vom Österreichischen Kulturforum in Neu Delhi anlässlich der Feierlichkeiten der 60 Jahre Aufnahme diplomatischer Beziehungen Indien-Österreich 2009 durchgeführt wird. Die intensive Zusammenarbeit der beiden Länder auf dem Gebiet der Erforschung und Erhaltung des kulturellen Erbes umfasst zahlreiche Projekte, vom Taj Mahal über Sanskrit-Studien bis hin zur Restaurierung buddhistischer Tempel im Himalaya. Auf österreichischer Seite wird die Konferenz vom Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien organisiert. Die Angewandte nutzt die Konferenz zur Anbahnung gemeinsamer Projekte mit indischen Kultureinrichtungen.

1949 nahmen Österreich und die junge Republik Indien diplomatische Beziehungen zueinander auf. Vor allem auf dem Gebiet des kulturellen Erbes ist es in den vergangenen Jahrzehnten zu einem regen Austausch und zu einem intensiven Engagement österreichischer ForscherInnen in Indien gekommen. Das Österreichische Kulturforum in Neu Delhi - eröffnet im März 2007- unter Leitung von Gudrun Hardiman-Pollross feiert dieses 60-Jahr-Jubiläum mit einem umfangreichen kulturellen und wissenschaftlichen Programm. Die Konferenz "Cultural Heritage Counts - Research, Conservation and Management" im National Museum Delhi vom 20. bis 21. August versammelt namhafte WissenschafterInnen und ExpertInnen aus Indien und Österreich, um aktuelle Forschungsprojekte zu präsentieren und neue Projekte anzubahnen. Die Themen umspannen weiters rechtliche Fragestellungen zum Schutz des kulturellen Erbes sowie das Management der Konservierung von Stätten des Weltkulturerbes wie des Taj Mahals und Tempelanlagen wie den Rajarani Tempel in Bhubaneswar. Die Konferenz wird von einem sechstägigen Workshop für Textilkonservierung begleitet, den das Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst gemeinsam mit dem National Museum Institute gestaltet.

"2009 feiern Österreich und Indien das 60-Jahr-Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Das Jubiläum gibt uns die einmalige Chance, die enge und traditionell gute Freundschaft zwischen beiden Länder weiter zu intensivieren. Es freut mich ganz besonders, dass aus diesem Anlass die Konferenz "Cultural Heritage Counts - Research, Conservation and Management" im National Museum Delhi gemeinsam von der Universität für angewandte Kunst in Wien, dem Österreichischen Kulturforum in New Delhi und indischen Einrichtungen veranstaltet wird" betont Botschafter Emil Brix, Leiter der Kulturpolitischen Sektion im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten und fügt weiters hinzu: "Österreich und Indien wollen ihre Partnerschaft gerade im Kultur- und Wissenschaftsbereich weiter stärken zumal beide Länder sowohl über einen reichen Schatz an kulturellen Traditionen verfügen als auch im Bereich der Forschung beiderseitiges Interesse an deutlich mehr Kooperationen besteht, und dazu bietet gerade dieses Jubiläum eine ausgezeichnete Gelegenheit".

Organisatoren und Financiers der Konferenz sind das Österreichische Kulturforum in Neu Delhi, das Eurasia-Pacific Uninet, das Institut für Konservierung und Restaurierung der Angewandten unter Leitung von Prof. Gabriela Krist, das National Museum und National Museum Institute New Delhi sowie das National Research Laboratory for Conservation of Cultural Heritage Lucknow.

Eurasia-Pacific Uninet ist ein Netzwerk mit dem Ziel, Kontakte und wissenschaftliche Partnerschaften zwischen österreichischen Universitäten, Fachhochschulen und anderen Forschungsinstitutionen und Mitgliedsinstitutionen in Ost-, Zentral- und Südasien sowie im Pazifikraum aufzubauen. Das Netzwerk wurde im Jahr 2000 von Univ.-Prof. Dr. Brigitte Winklehner gegründet und wird vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMWF) und dem Österreichischen Austauschdienst (OeAD) unterstützt.

Ein wesentliches Ziel von Eurasia-Pacific Uninet ist die Förderung von multilateraler wissenschaftlicher Kooperation unter seinen Mitgliedern. Dies wird durch die Initiierung von gemeinsamen Forschungsprojekten und die Organisation von Konferenzen und Workshops sowie durch ein Stipendienprogramm für Gastforscher aus den Zielländern einerseits und für Kurzzeit-Gastprofessoren andererseits erzielt.

Österreichisch-Indische kulturwissenschaftliche Projekte: Taj Mahal-Konservierung, Sanskrit-Forschung bis zur Restaurierung buddhistischer Tempelanlagen

In der Konferenz treffen namhafte VertreterInnen des österreichischen Engagements in Indien aufeinander:

Margit Franz, Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Universität Graz und ausgewiesene Indien-Expertin, beleuchtet in ihrer Keynote-Rede die vielfältigen Beziehungen zwischen Österreich und Indien auf dem Gebiet der Forschungen zur Kulturgeschichte und des kulturellen Erbes. Diese reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück, als der österreichische Missionar Paulinus a Sancto Bartholomaeo die erste Sanskrit-Grammatik in Europa publizierte und damit dem Westen indische Wissenschaft und Philosophie zugänglich machte.

Ebba Koch gibt als Architekturhistorikerin einen Einblick in die Konservierung des Taj Mahal. Koch, Professorin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien, berät seit 2001 das Taj Mahal Conservation Collaborative. Koch ist die führende Expertin auf dem Gebiet der Mughal Architektur, jener Stilrichtung aus islamischer, persischer und indischer Kunst, der das Taj Mahal entstammt.

Bettina Bäumer, derzeit Gastprofessorin an der Universität Salzburg am Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen, erläutert ihre Forschungsarbeiten zur Architektur des aus dem 11. Jahrhundert stammenden berühmten, Gott Brahma geweihten Rajarani Tempel in Bhubaneswar. Bäumer, geboren in Salzburg, arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Indian Institute of Advanced Studies in Shimla und ist Expertin für indische Philosophie und Sanskrit.

Mit zwei Restaurierungsprojekten an buddhistischen Tempeln im indischen Ladakh - gelegen zwischen Himalaya- und Karakorum-Gebirge - ist die Technische Universität Graz vertreten. Professor Wolfgang Heusgen vom Institut für Architekturtechnologie präsentiert die Arbeiten am Wanla-Tempel, die 1999 starteten. Christian Luczanits und Professor Holger Neuwirth vom Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften stellen die Arbeiten am Alchi Tempelkomplex dar.

Die Restaurierung der Angewandten selbst präsentiert ihre Arbeiten zum Projekt im Himalaya-Dorf Nako. Seit 2004 restaurieren jeden Sommer Studierende, AbsolventInnen und MitarbeiterInnen des Instituts für Konservierung und Restaurierung der Angewandten den aus vier buddhistischen Tempeln bestehenden Komplex aus dem 12. bis 16. Jahrhundert. Die konservierten und restaurierten Buddhastatuen, Wandmalereien, gefassten Skulpturen und bemalten Holzdecken bezeugen das tibetische kulturelle Erbe. In mittlerweile sieben Arbeits- und Forschungskampagnen - finanziert durch den Wissenschaftsfonds FWF, den World Monument Fund, die Austrian Development Agency (ADA), das Eurasia-Pacific Uninet, Sonderprojektmittel der Angewandten und Drittmittel des Instituts - hauchten die RestauratorInnen den teils stark verfallen vorgefundenen Anlagen neues Leben ein. Zusätzlich wurde ein Heimatmuseum eingerichtet. Gearbeitet wird gemeinsam mit indischen WissenschafterInnen des National Research Laboratory for Conservation of Cultural Heritage Lucknow und dem National Museum in Delhi, Schauplatz der Konferenz. Beide Einrichtungen sind dort mit Vorträgen vertreten.

Der ORF portraitiert die gemeinsamen österreichisch-indischen Projekte in einer TV-Dokumentation.

Angewandte: Anbahnung gemeinsamer Projekte mit indischen Kultureinrichtungen
Die Universität für angewandte Kunst Wien nützt die Konferenz, um eine darüber hinaus gehende Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Ausbildung im Museums- und Ausstellungsmanagement anzubahnen. Gerald Bast, Rektor der Angewandten - er eröffnet die Konferenz gemeinsam mit der Leiterin des Kulturforums - zu den Vorhaben: "Die Angewandte ist stets bestrebt, ihre Aktivitäten hinsichtlich Internationalität und Mobilität auszuweiten. Die konzentrierte und bewusste Auseinandersetzung in und mit einer doch ganz anderen sozialen und kulturellen Wirklichkeit eröffnet den Studierenden wie auch den Lehrenden völlig neue Perspektiven, die sich positiv auf ihre künstlerische und wissenschaftliche Arbeit auswirken. Gerade aus diesem Grund ist es mir ein großes Anliegen, Kooperationen mit indischen Kunst- und Kultureinrichtungen zu schließen, um den gegenseitigen kulturellen Austausch zwischen sowohl KünstlerInnen als auch WissenschaftlerInnen zu fördern und zu intensivieren."
     
Informationen: http://www.austrianculture.in/    
     
zurück