Tausendjahr-Feier der südungarischen Diözese - Festgottesdienst am kommenden Sonntag
Budapest-Wien (pew) - Kardinal Christoph Schönborn wird am kommenden Sonntag, 23. August, als
Sondergesandter des Papstes die Tausendjahr-Feier der südungarischen Diözese Pecs leiten. Beim Festgottesdienst
in der Kathedrale von Pecs ist Kardinal Schönborn der Hauptzelebrant. In einem lateinischen Schreiben an den
Wiener Erzbischof verweist Benedikt XVI. auf die freundschaftliche Verbundenheit Schönborns mit dem Bischof
von Pecs, Mihaly Mayer, und mit der ganzen ungarischen Diözese. Die Tausendjahr-Feier sei für die Katholiken
von Pecs eine Gelegenheit, ihren Glauben zu erneuern und ihre Liebe zum Evangelium unter Beweis zu stellen, so
der Papst.
Die Gründung der Diözese erfolgte durch Papst Sergius IV. im Jahr 1009; auf lateinisch wurde die Diözese
Quinque Ecclesiae (Fünfkirchen) genannt. Pecs ist die einzige ungarische Diözese, deren Gründungsurkunde
bis heute erhalten ist. Allerdings war Pecs (damals Sopianae) schon in römischer Zeit ab dem 4. Jahrhundert
Bischofssitz. Historiker neigen heute der Kontinuitätstheorie zu, wonach städtisches und kirchliches
Leben auch während und nach den Wirren der Völkerwanderungszeit in der Stadt nicht erloschen ist. 1367
wurde in Pecs die erste ungarische Universität gegründet; Bischöfe wie Janus Pannonius oder György
Szatmari waren an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert bedeutende Humanisten.
Nach der Katastrophe von Mohacs (1526) wurde Pecs 1543 osmanisch. Die osmanischen Behörden wandelten - mit
einer Ausnahme - sämtliche Kirchen der Stadt in Moscheen um; ein serbisch-orthodoxer Bischof wurde eingesetzt,
dem die verbliebenen katholischen Geistlichen im Umland Abgaben zu zahlen hatten. 1612 konnten die Jesuiten mit
Genehmigung der türkischen Verwaltung eine Niederlassung in Pecs errichten, was zu einer Verbesserung der
seelsorglichen Lage führte.
Aber erst nach der Rückeroberung der Stadt durch die christlichen Armeen 1686 kam es zum zielbewussten Wiederaufbau
des kirchlichen Lebens in Pecs. Der bedeutendste Bischof im 19. Jahrhundert war Nandor Dulanszky, der von 1877
bis 1896 die Diözese leitete. U.a. sorgte er für den Umbau des Doms in den Jahren 1882-91. Seither gilt
die Kathedrale von Pecs als eines der eindrucksvollsten Beispiele der Sakralarchitektur des Historismus in Europa.
Auch im 20. Jahrhundert blieb Pecs eine multiethnische Stadt, in der vor allem auch Donauschwaben und Kroaten präsent
sind. In der Zeit der kommunistischen Herrschaft versuchte der damalige Bischof Jozsef Cserhati (Administrator
ab 1964, Bischof von 1969 bis 1989) mit Zähigkeit und Mut den Machthabern einen größeren Freiheitsraum
für die Kirche abzutrotzen. Sein Nachfolger Mihaly Mayer bemüht sich vor allem um die Überwindung
des Priestermangels und um die Einbeziehung der Laienchristen in die Seelsorgearbeit; auf diesem Hintergrund ist
auch die Neugründung einer Theologischen Hochschule in Pecs zu sehen.
Von den 620.000 Einwohnern der Diözese Pecs sind mehr als 400.000 katholisch. Am Beginn der KP-Ära -
1950 - waren von den damals 660.000 Einwohnern 525.000 katholisch gewesen. Die Zahl der Priester ist von 427 im
Jahr 1950 auf 132 im Jahr 2004 zurückgegangen. Seit der Wiedereröffnung des Priesterseminars 1990 gibt
es aber einen kontinuierlichen Anstieg der Neupriesterzahlen. |