Differenziertes Bild bei Umsatzentwicklung – Branchensprecher Hinterleitner: „Ein Hoch auf die
Stammgäste: Sie halten der österreichischen Gastronomie die Treue“
Wien (pwk) - „Die aktuelle Situation ist nicht rosig, aber auch nicht hoffnungslos. Und trotz schwieriger
Rahmenbedingungen blicken die Gastronomiebbetriebe überwiegend mit Optimismus in die Zukunft“ – so fasst Helmut
Hinterleitner, der Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der WKÖ, eine Umfrage unter Gastronomen in ganz
Österreich zusammen. „Mit einem Sample von 1.405 liegt ein repräsentatives Ergebnis über die aktuelle
Stimmungslage und die Einschätzung der österreichischen Gastwirte zu wichtigen Themen vor“, zeigte er
sich heute, Donnerstag, vor der Presse erfreut.
Grundstimmung in der heimischen Gastronomie überwiegend positiv
Die Erhebungsergebnisse zeigen insgesamt eine überwiegend positive Grundstimmung in der heimischen Gastronomie:
58,43 Prozent der Betriebe sind mit der bisherigen wirtschaftlichen Entwicklung der Sommersaison 2009 zufrieden
(43,07 Prozent) bzw. sehr zufrieden (15,58 Prozent). „Das Zufriedenheits-Ranking zeigt eine Süd-West-Kombination
an der Spitze: Die Befragten in Vorarlberg und Kärnten zeigen sich zu mehr als 2/3 mit dem bisherigen Saisonverlauf
zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden, in Vorarlberg sind es 68,89, in Kärnten 67,16 Prozent“, so Fachverbandsobmann
Hinterleitner mit Detailergebnissen. Am schlechtesten ist die Stimmung in Wien. Dort zeigt sich die Mehrheit unzufrieden;
20 Prozent der Befragten sind weniger, 31,67 Prozent gar nicht zufrieden.
Nach Betriebsart betrachtet, haben Betriebe aus dem Bereich Imbisse/Schnell-Gastronomie den besten Geschäftsverlauf
zu verzeichnen (mehr als 71 Prozent sind zufrieden bzw. sehr zufrieden). Mit einigem Abstand folgen Gasthöfe
(59,7 Prozent), Wirtshäuser/Gasthäuser und Restaurants . Am wenigsten Grund zur Freude hatten die Betreiber
von Bars (50,5 Prozent weniger bzw. gar nicht zufrieden) sowie zum Teil auch Diskotheken und Cafés.
Insgesamt gesehen sind mittelgroße Gastronomiebetriebe (mit 11 bis 30 Mitarbeitern inkl. Aushilfskräften)
am erfolgreichsten. In der Befragung zeigte sich jeder fünfte Betrieb (20,67 Prozent) aus diesem Bereich mit
dem Geschäftsverlauf sehr zufrieden. Bei den kleinen Betrieben mit bis zu 10 Mitarbeitern ist der Anteil der
mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr zufriedenen Gastronomen mit 13,41 Prozent am niedrigsten.
Umsatzentwicklung ergibt ein sehr differenziertes Bild
„Ein sehr differenziertes Bild ergibt die Umsatzentwicklung in der Gastronomie in Österreich: Insgesamt gesehen
kann die Geschäftsentwicklung mit dem vorangegangenen Sommer nicht ganz mithalten“, so Hinterleitner. 45,69
Prozent der Gastronomiebetriebe konnten die Umsätze des Vorjahres im heurigen Sommer bisher nicht erreichen,
bei rund einem Drittel liegen sie auf dem Niveau des Vorjahres. Im Durchschnitt aller Betriebe liegt die Sommersaison
2009 derzeit um 5,2 Prozent unter dem Wert des Vergleichszeitraumes 2008. „Erfreulich ist, dass immerhin 18,42
Prozent, das ist nahezu jeder fünfte Betrieb, Umsatzsteigerungen erzielen konnte. Und es zeigt sich auch hier,
dass Betriebe im Bereich Imbisse und Schnell Gastronomie sowie Wirtshäuser/Gasthäuser - vor allem im
mittleren Preissegment - tendenziell besser abschneiden.
Von Rückgängen tendenziell etwas stärker betroffen ist der Bereich Getränke: 37,33 Prozent
der Betriebe verzeichnen bisher dort Rückgänge, bei Speisenbereich sind es 31 Prozent. Fast jeder fünfte
Betrieb verzeichnete Rückgänge bei Zusatzverkäufen.
Ein Trend setzt sich weiter fort: Während die Mehrheit der Betriebe, nämlich 58,43 Prozent, bei alkoholfreien
Getränken steigende oder zumindest gleichbleibende Umsatzzahlen verzeichnen konnte, so ist der Rückgang
bei alkoholischen Getränken doch signifikant“, weiß Hinterleitner: „Am geringsten ist er noch beim Bierkonsum
ausgefallen.“
Ausblick: Stimmung bessert sich langsam
Während in unserer letzten Umfrage vom Herbst vergangenen Jahres noch fast jeder zweite Betrieb (44,9 Prozent)
mit Umsatzrückgängen in den kommenden Monaten gerechnet hat, liegt dieser Anteil nun bei knapp einem
Drittel (35,6 Prozent). Immerhin jeder siebente Betrieb (11,69 Prozent) rechnet mit steigenden Umsätzen, wobei
die Betriebe in Wien (30,09) und Oberösterreich (25 Prozent) am optimistischen sind.
Ein Grund dafür könnten Stammgäste sein: „Ein Hoch auf die Stammgäste: Sie halten der österreichischen
Gastronomie nach wie vor die Treue“, zeigten sich Obmann Hinterleitner und Fachverbands-Geschäftsführer
Thomas Wolf erfreut. Sowohl bei der Gästefrequenz wie auch im Ausgabeverhalten ist die Entwicklung bei Stammgästen
wesentlich positiver als bei Ausflüglern und Tagestouristen: „ Fast 51 Prozent, also mehr als die Hälfte
der Betriebe, registrierten bei Stammgästen keine verstärkte Spargesinnung im Vergleich zum Vorjahr.“
Großer Anteil der Betriebe mit Produkten aus biologischer Erzeugung
Zusatzfragen zur Branchenerhebung nehmen Bezug auf die Verwendung von Produkten aus regionaler Landwirtschaft in
der heimischen Gastronomie: Von den befragten Betrieben beziehen über 90 Prozent regionale und lokale Produkte.
53,18 Prozent der Betriebe bieten diese ganzjährig an, weitere 29,3 Prozent saisonal, 17,52 Prozent nur fallweise.
In der Gastronomie dürfen Gerichte und Zutaten seit 1. Juli 2009 ja nur mehr dann als „Bio“ oder „Öko“
bezeichnet werden, wenn der Gastronom einen Vertrag mit einer staatlich anerkannten Zertifizierungsstelle abgeschlossen
hat, die den Betrieb in regelmäßigen Abständen mindestens ein Mal jährlich überprüft.
„Wir sind der Ansicht, dass dieses System vom Ansatz her richtig ist. Zertifizierungen und Kontrollen bieten grundsätzlich
Gewissheit und Sicherheit für den Gast, dienen der klaren Abgrenzung zwischen engagierten Gastronomen und
Trittbrettfahren und sichern letztlich den fairen Wettbewerb“, unterstrich Hinterleitner vor der Presse. Allerdings
dürfen die Kosten der Zertifizierungen und laufenden Kontrollen (zumindest 350 Euro pro Jahr, bei größeren
Betrieben auch wesentlich mehr) nicht den Gastronomiebetrieben angelastet werden.
Von den Betrieben, die auch weiterhin Bio-Produkte beziehen werden, haben 5 Prozent bereits einen Vertrag mit einer
Zertifizierungsstelle abgeschlossen, weitere 7 Prozent beabsichtigen das zu tun. 39 Prozent der Betriebe wollen
aufgrund der Regelung künftig auf Bio-Angebote verzichten. Ein Drittel geben dafür Kosten und Aufwand
für die Zertifizierung als Grund dafür an. „Hier besteht Handlungsbedarf“, hob Fachverbandsobmann Hinterleitner
hervor. |