Grundstein für Neunutzung des heutigen Frachtenbahnhofes
Wien (rk) - Der Nordwestbahnhof wird derzeit noch als Frachtenbahnhof genutzt. Bis 2025 soll auf
dem Areal ein neuer Stadtteil entstehen, der alle Qualitäten des innerstädtischen Wohnens und Arbeitens
mit höchstem Freizeit- und Erholungswert vereint. Herzstück dieses Stadtviertels ist eine Grüne
Mitte. Die Neunutzung des Nordwestbahnhofes bietet die historisch einmalige Chance, die beiden bislang durch Bahnanlagen
getrennten Bezirkshälften der Brigittenau zu verbinden. Das nun vorliegende Leitbild bildet den Grundstein
für die weiteren Planungen im Gebiet. Federführend bei den Planungen ist die MA 21 A - Stadtteilplanung
und Flächennutzung.
"Wien wächst. Deshalb brauchen wir zusätzliche, hochwertige Wohnungen, Schulen, Kindergärten
und Dienstleistungseinrichtungen mit guter Verkehrsanbindung. Hier kommt uns sehr gelegen, dass einige innerstädtische
Frachtenbahnhöfe, wie zukünftig etwa auch der Nordwestbahnhof, betrieblich nicht mehr benötigt werden.
Sie können zu attraktiven Stadtteilen in zentraler Lage entwickelt werden", betonte Stadtrat Rudi Schicker
am 31.08. Und weiter: "Die Realisierung wird sich über mehr als ein Jahrzehnt erstrecken. Das Leitbild
muss deshalb flexibel und robust genug sein, um auf geänderte Vorgaben, Bedürfnisse oder Anforderungen
reagieren zu können".
Der Bezirksvorsteher der Brigittenau, Hannes Derfler, ergänzt: "Auch wenn es sich hier um eine mittel-
bis langfristige Realisierung handelt, so ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema bereits heute mehr als sinnvoll.
Der bisherige Planungsprozess war von einer unglaublich positiven und harmonischen Stimmung geprägt. Diese
Euphorie war bei allen Beteiligten zu spüren: bei den PlanerInnen, den beteiligten Bürgerinnen und Bürgern
, den politischen EntscheidungsträgerInnen und beim Grundstückseigentümer ÖBB. Der einzige
Wermutstropfen ist, dass wir uns mit der Umsetzung noch einige Jahre gedulden müssen".
Claus Stadler, Geschäftsführer ÖBB-Immobilienmanagement GmbH, hebt hervor: "Die ÖBB wollen
zur Zukunft Wiens beitragen. Wir entwickeln deshalb gemeinsam mit der Stadt nicht mehr benötigte innerstädtische
Bahnhofsareale. Ein solches Gebiet ist auch der Nordwestbahnhof, der mittelfristig Platz machen wird für ein
modernes Stadtviertel. Am Nordwestbahnhof läuft eines der spannendsten Stadtentwicklungsprojekte Europas.
Die Ergebnisse des Ideenwettbewerbes zeigen, welches Potenzial dieser Raum hat. Wir als ÖBB sind stolz, Teil
dieses großen und zukunftsweisenden Projektes zu sein!"
Architekt Bertram Ernst ist wichtig, dass sich der Nordwestbahnhof zu einem lebendigen Stadtquartier entwickelt:
"Mitten in Wien, offen für alle, voller Lebensqualität und Lebensfreude".
Neuer Güterterminal künftig am südlichen Stadtrand
Das derzeit noch auf dem Nordwestbahnhofareal abgewickelte Güterverkehrsvolumen und die damit verbundenen
Logistikfunktionen sind ein bedeutender Faktor des Wirtschaftsstandortes Wien. Sie sollen zum Güterterminal
Inzersdorf verlagert werden. Der Ausbau dieses Standortes bildet die Voraussetzung für die städtebauliche
Umnutzung des Nordwestbahnhofes. Zugleich müssen natürlich die Erlöse aus der Verwertung des Areals
zur Finanzierung des neuen Standortes beitragen. Mit der Entscheidung der ÖBB, die Abwicklung des Güterverkehrs
an den südlichen Stadtrand - nach Inzersdorf - zu verlagern, wird ein städtebaulich bedeutendes Grundstück
der Stadt Wien zurückgegeben.
Grundsätze und Ziele des Leitbildes
Bis 2025 soll am Nordwestbahnhof ein neues Viertel entstehen, das alle Qualitäten des innerstädtischen
Wohnens und Arbeitens mit höchstem Freizeit- und Erholungswert vereint. Über die Grüne Mitte, ein
großzügiger Grün- und Freiraum, der sich durch das gesamte Stadtviertel zieht, werden Arbeiten
und Wohnen, Einkaufen und Erholen, Sport und Kultur, soziale Kontakte und zeitgemäßes Design miteinander
vernetzt.
Im Leitbild "Stadt muss leben" sind allgemeine Ziele formuliert. Konkret widmet sich das Leitbild den
Themen städtebauliche Struktur, künftige Bebauung, Grün- und Freiraum, öffentlicher Raum und
Verkehr. Es werden auch Aussagen zu Umsetzung und Wirtschaftlichkeit gemacht. Die Grundsätze und Ziele sind
im Zuge des weiteren Planungs- und Umsetzungsprozesses laufend zu überprüfen und weiterzuentwickeln.
Das Leitbild schafft größtmögliche Flexibilität unter dem Aspekt "so viele Festlegungen
wie nötig, so wenige wie möglich". Regeln sichern die grundsätzliche Qualität des Leitbilds
(großzügige Freiräume, klare Adressbildung, vielfältige Nutzungsmischung). Innerhalb dieser
Regeln besteht größtmögliche Freiheit. Unterschiedliche InvestorInnen können vielfältigste
Architektur in unterschiedlichen Nutzungsmischungen umsetzen. Dies sichert ein vielfältiges und lebendiges
Bild der Stadt und ermöglicht eine große Flexibilität in der zukünftigen Entwicklung des Areals.
Das Konzept sieht eine Entwicklung in Etappen vor.
Die weiteren Planungsschritte
Die auf Basis des Leitbilds folgenden nächsten Planungsschritte umfassen etwa Studien für einzelne Baufelder,
Detailkonzepte für die Themenfelder Freiraum und Verkehr, Flächenwidmungs- und Bebauungspläne sowie
die Durchführung von Wettbewerben für Schlüsselbereiche. Der für das Leitbild gewählte
interdisziplinäre Planungsansatz ist Vorbild für alle weiteren Schritte.
Die im Leitbild formulierten Qualitäten sind Vorgabe für die weitere Bearbeitung und sollen in künftige
Wettbewerbe und Ausschreibungen einfließen. So können sozialen Qualitäten zum Beispiel durch Zieldefinitionen
in Hinblick auf ausreichende Besonnung/Beschattung oder ausreichend große Kinderspielplätze und soziale
Infrastruktur festgeschrieben werden.
Die Steuerung des weiteren Prozesses und die Sicherung der im Leitbild festgeschriebenen Qualitäten soll auch
durch ein Gebietsmanagement (etwa eine Entwicklungsgesellschaft) erfolgen.
Einige der Zielvorstellungen des Leitbildes können durch die Flächenwidmung nicht oder nur ungenügend
sichergestellt werden - etwa die Bildung gemeinsam von den BewohnerInnen nutzbarer Innenhöfe bei mehreren
Grundstückseigentümern sowie Gemeinschaftsgaragen. Im Zuge zukünftiger Eigentumsübertragungen
ist daher eine gemeinsame Vorgangsweise zu finden, die diese Punkte berücksichtigt.
Im Zuge der ersten Entwicklungsphase im Bereich der Hellwagstraße ist die Errichtung eines, das Bahnareal
überbrückenden Steges zwischen Wallensteinstraße und Traisengasse angedacht. Mit diesem Steg könnte
man frühzeitig die bestehende Barriere zwischen den beiden Brigittenauer Bezirksteilen beseitigen und damit
bereits einen ersten "Mehrwert" für die BewohnerInnen des 20. Bezirkes erzielen.
Die Bauprojekte der ersten Umsetzungsphase sollen auf der Ebene der Architektur, des Städtebaus und der Nachhaltigkeit
einen innovativen und wegweisenden Beitrag liefern und so einen positiven Start der Entwicklung des Stadtquartiers
Nordwestbahnhof gewährleisten. |