Bank Austria EinkaufsManagerIndex erreicht Wachstumsschwelle – Deutlich verbesserte Auftragslage,
Produktion steigt wieder
Wien (ba) - Die Industriekonjunktur in Österreich hat sich stabilisiert. Die Talfahrt ist zu
Ende. "Der saisonbereinigte Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im August auf 49,9 und ist damit erstmals
seit dem Frühjahr 2008 wieder an die Wachstumsschwelle von 50 Punkten herangekommen", sagt Bank Austria
Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer, "Die Anzeichen für eine nun einsetzende Belebung der heimischen Industriekonjunktur
sind mittlerweile nicht mehr zu übersehen."
Insbesondere die verbesserte Auftragslage rechtfertigt die vorsichtig optimistische Einschätzung der Ökonomen
der Bank Austria hinsichtlich einer günstigen Industrieentwicklung in den kommenden Monaten. Nachdem bereits
im Vormonat die Nachfrage nach heimischen Industrieerzeugnissen wieder zugenommen hatte, erreichte der Indikator
für Neuaufträge im August mit 55,2 ein sehr solides Niveau. Vor allem die deutlich gestiegenen Bestellungen
aus dem Inland sorgten für das Auftragsplus. Darüber hinaus hat die anziehende globale Konjunktur auch
einen Schub bei den Exportaufträgen ermöglicht. "Die heimischen Industrieunternehmen waren im August
mit dem stärksten Auftragsanstieg seit mehr als zweieinhalb Jahren konfrontiert. Die Produktion wurde deshalb
im Vergleich zum Vormonat deutlich ausgeweitet", so Bruckbauer.
Trotz der positiven Entwicklung beim Neugeschäft und bei der Produktion gingen im August weitere Arbeitsplätze
verloren. Der Beschäftigungsrückgang hat sich jedoch mittlerweile verlangsamt. "Angesichts erst
zaghafter Anzeichen eines Aufschwungs und noch nicht vollständig an die derzeit noch um mehr als 10 Prozent
unter dem Vorjahresniveau liegende Produktionsleistung angepassten Personalkapazitäten ist in den kommenden
Monaten mit einem Anhalten des Jobabbaus in der österreichischen Industrie zu rechnen. Damit wird sich die
Anzahl der Jobsuchenden in der Gesamtwirtschaft bis zum Jahreswechsel auf etwa 370.000 erhöhen", meint
Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 10 Prozent im kommenden Winter.
Neben den erstmals seit einem Jahr wieder geringfügig gestiegenen Lieferzeiten weisen auch die aktuellen Lagertrends
auf aufkommenden Rückenwind für die österreichische Industrie hin. "Erstmals seit einem Jahr
sanken die Bestände in den Vormateriallager weniger stark als jene in den Fertigwarenlagern und zudem hat
die auflebende Nachfrage die Fertigwarenlager so stark wie noch nie seit Beginn der Erhebungen des Bank Austria
EinkaufsManagerIndex im Oktober 1998 verkleinert", so Pudschedl.
Der Lagerzyklus spielt generell eine Schlüsselrolle bei der Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria
über die weitere Entwicklung der heimischen Industrie. Nach der starken Bereinigung der Lager in den vergangenen
Monaten sind die Bestände auf Tiefstwerte gesunken. Eine leichte Belebung der Nachfrage löst daher bereits
spürbare Produktionssteigerungen aus. Durch die mittlerweile einsetzende Wirkung der staatlichen Konjunkturmaßnahmen
ist diese Situation nun eingetreten. Die österreichische Industrie, die noch im ersten Halbjahr einen Einbruch
um durchschnittlich über 15 Prozent real zum Vorjahr verzeichnete, wird in den kommenden Monaten merkbar die
Produktion ausweiten.
Da die Erholung in der österreichischen Industrie wesentlich durch Sondereffekte nach der starken Lagerbereinigung
und der weltweiten Konjunkturprogramme bedingt ist, ist der Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte 2009 voraussichtlich
jedoch nicht nachhaltig. Sobald die zusätzlichen Impulse auslaufen, wird die Industriekonjunktur wieder an
Schwung verlieren. Spätestens nach dem Jahreswechsel ist daher wieder eine Verlangsamung zu erwarten. "Die
Industriekonjunktur hat sich zwar stabilisiert, allerdings fehlen noch Kräfte, die eine nachhaltige Belebung
ermöglichen. Nach einem zweistelligen Rückgang im Jahr 2009 wird sich 2010 bei an sich zähem Konjunkturverlauf
aufgrund der tiefen Vergleichsbasis zum Vorjahr dennoch ein Plus der Industrieproduktion um rund 5 Prozent ergeben",
prognostiziert Bruckbauer. Die Produktionsleistung der österreichischen Industrie wird damit aber Ende 2010
noch sehr deutlich unter dem Wert von vor Ausbruch der Konjunkturkrise liegen. |