Lopatka bekräftigt: Bankgeheimnis der Österreicher bleibt gewahrt
Wien (pk) - Zu Beginn der Sitzung vom 03.09. gedachte der Bundesrat der kürzlich verstorbenen
ehemaligen Bundesratspräsidentin Sissy Roth-Halvax. Bundesratspräsident Erwin Preiner lobte Roth-Halvax
als vorbildliche Politikerin, die sich besondere Verdienste um Österreich erworben habe. Einziger Punkt der
Tagesordnung war das Amtshilfe-Durchführungsgesetz.
Bundesrat Johann ERTL (F/N) machte geltend, dass den Österreichern seit dem EU-Beitritt schon vieles zugemutet
worden sei. Die Neutralität sei ausgehöhlt, die Gentechnik zugelassen und die Universitäten weit
für ausländische Studierende geöffnet worden, kritisierte er. Dazu komme das Auslaufen des Transitvertrags
und der Lissabon-Vertrag, der Österreich die Selbständigkeit raube. Nun müssten sich die Österreicher,
so Ertl, auch vom Bankgeheimnis verabschieden.
Für Ertl ist es, wie er skizzierte, nur eine Frage der Zeit, bis ein Ausländer wegen Ungleichbehandlung
beim EuGH klagen wird und Österreich das Bankgeheimnis gänzlich abschaffen müsse. Er wolle aber
keine Situation wie in Deutschland, wo etwa Arbeitslose ihre ganzen Ersparnisse aufbrauchen müssten, bevor
sie staatliche Hilfe bekommen, konstatierte er. Ihm zufolge sind vom Amtshilfe-Durchführungsgesetz außerdem
Tausende von Grenzgängern und bei ausländischen Konzernen beschäftigte Österreicher betroffen.
Steuerhinterziehung sei nirgends akzeptabel, betonte Ertl, es gebe aber bereits jetzt genug Möglichkeiten,
um gegen Steuersünder vorzugehen.
Bundesrat Gottfried KNEIFEL (V/O) wertete die Argumentation seines Vorredners als "haarsträubend".
Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise sei die Politik massiv gefordert, bekräftigte er. Die Koalition habe
sich bemüht, all jene zu schützen, die unschuldig von der Krise betroffen seien. Kneifel verwies in diesem
Zusammenhang u.a. auf die Konjunkturpakete, die bereits erste Früchte tragen würden.
Es sei aber auch notwendig, gegen jene vorzugehen, die unter dem Deckmantel der Globalisierung gesetzeswidrig handeln
wollen, unterstrich Kneifel. Deshalb unterstütze die ÖVP das vorliegende Gesetz. Österreich könne
beim Kampf gegen "Betrügereien" nicht allein handeln, es brauche, so Kneifel, ein gemeinsames Vorgehen
der internationalen Staatengemeinschaft.
Bundesrat Wolfgang SCHIMBÖCK (S/O) betonte, auch die SPÖ stehe vollinhaltlich hinter dem vorliegenden
Gesetz. Die wichtigste Voraussetzung für einen korrekten Finanzmarkt in Europa sei Transparenz, konstatierte
er. Es könne nicht sein, dass Abgabenbetrug in großem Umfang nur dann auffliege, wenn ein Mitarbeiter
einer Bank illegal Daten weitergebe. Schimböck wertete es in diesem Sinn als "mehr als korrekt",
wenn Österreich mit ausländischen Steuerbehörden kooperiert. Österreich habe, so Schimböck,
auf einer schwarzen Liste nichts verloren.
Bundesrätin Elisabeth KERSCHBAUM (G/N) bezeichnete das vorliegende Gesetz als "Meilenstein". Mit
Ausnahme der FPÖ hätten alle Parteien erkannt, dass Steuerhinterziehung kein Kavaliersdelikt sei, argumentierte
sie. Steuerhinterziehung in großem Ausmaß könne nur dann verhindert werden, wenn die Staaten miteinander
kooperierten. Es gebe noch immer einige Länder, die Steuerbetrug begünstigen würden, sagte Kerschbaum,
sie sei aber froh, dass Österreich jetzt die Seiten wechsle und fair mit dem sozialen System in anderen Staaten
umgehe. Insofern begrüßte sie auch den Druck von außen.
Erfreut zeigte sich Kerschbaum auch über die Ausweitung der Kompetenzen des Rechnungshofs. Gleichzeitig mahnte
sie einen Ausbau der parlamentarischen Minderheitsrechte auch im Bundesrat ein. Als nächsten Wunsch bezeichnete
sie eine Einigung zwischen Regierung und Opposition über das Ökostromgesetz.
Staatssekretär Reinhold LOPATKA bekräftigte eingangs seiner Rede, das Bankgeheimnis der Österreicher
und Österreicherinnen bleibe gewahrt. Beim Amtshilfe-Durchführungsgesetz gehe es ausschließlich
um ausländische "Steuersubjekte". Es habe auch nichts mit der EU zu tun, dass Österreich gemeinsam
mit anderen Ländern gegen Steuersünder vorgehe, konstatierte er, vielmehr gehe es um die Einhaltung von
OECD-Vorgaben. Österreich stehe unter internationaler Beobachtung.
Lopatka betonte, wenn die Wirtschafts- und Finanzkrise irgendetwas Gutes haben sollte, dann müsse die internationale
Finanzstruktur geändert werden. Ebenso sei eine internationale Finanzaufsicht notwendig, und ein Teil davon
sei der Datenaustausch. Würde Österreich das vorliegende Gesetz nicht beschließen, drohe enormer
Schaden für die österreichische Wirtschaft, warnte Lopatka. Einige Länder wie Frankreich haben ihm
zufolge bereits Gesetzentwürfe mit Sanktionen "in der Schublade".
Bundesrat Edgar MAYER (V/V) stimmte Bundesrätin Kerschbaum zu, wonach es sich beim vorliegenden Gesetzesbeschluss
um einen Meilenstein handle. Österreich habe nichts auf einer grauen oder schwarzen Liste verloren und wolle
nicht in einem Atemzug mit Steueroasen genannt werden, skizzierte er. Mit dem Amtshilfe-Durchführungsgesetz
setze Österreich internationale Verpflichtungen um. Auf Sparbücher und ihre Besitzer habe das, so Mayer,
keine Auswirkungen. Zur geplanten Ausweitung der Prüfkompetenz des Rechnungshofs merkte Mayer an, an die Frage
der Gemeindeprüfung werde man mit entsprechendem Augenmaß und mit Hausverstand herangehen müssen.
Die Gemeinden in Vorarlberg sind ihm zufolge jedenfalls gut geprüft.
Bundesrat Albrecht KONECNY (S/W) meinte, er wolle Bundesrat Ertl das nicht persönlich unterstellen, aber wer
das vorliegende Gesetz ablehne, wolle für Österreich Schlechtes. Derjenige spekuliere damit, dass internationale
Sanktionen die österreichische Wirtschaft schwer treffen werden, um dann zu argumentieren, die Regierung werde
mit den Problemen des Landes nicht fertig. Man müsse auch wissen, auf welcher Seite man stehe, sagte Konecny,
auf jener der Steuerzahler oder jener der Steuerhinterzieher. Von ihm verteidigt wurde auch die mit der Opposition
vereinbarte Verknüpfung des vorliegenden Beschlusses mit der Ausweitung der Rechnungshofkompetenzen.
Bundesrat Peter MITTERER (B/K) schloss sich der Ansicht seines Vorredners, was den heutigen Tagesordnungspunkt
betrifft, "fast zu 100 %" an. Da es sich um eine sinnvolle Lösung handelt und man verhindern müsse,
dass es gerade in einer wirtschaftlich so schwierigen Zeit zu Sanktionen kommt, wolle auch er als Vertreter der
Opposition dem Gesetz zustimmen, kündigte er an. In diesem Zusammenhang merkte er an, dass von der neuen Regelung
nur ausländische Steuerpflichtige betroffen sind. Allerdings plädierte Mitterer generell dafür,
dass soviel Souveränität wie möglich in Österreich, in den Ländern und in den Gemeinden
verbleibt.
Kein Einspruch. (Schluss) |