EU-Zwischenprognose   

erstellt am
14. 09. 09

Rezession nahezu überwunden, Unsicherheit jedoch weiter hoch
Brüssel (ec-europa) - Die wirtschaftliche Lage hat sich gegenüber dem zweiten Quartal deutlich verbessert, und es bestehen Hinweise auf bessere Wachstumsaussichten in der zweiten Jahreshälfte. Da die Wirtschaftstätigkeit Ende 2008 und Anfang 2009 jedoch hinter den ursprünglichen Schätzungen zurückblieb, wird für das Gesamtjahr an der bereits im Frühjahr gestellten Prognose eines BIP-Rückgangs um 4 % sowohl in der EU als auch im Euroraum festgehalten. Allerdings bestehen weiterhin erhebliche Unsicherheiten, und während die wirtschaftliche Erholung in unmittelbarer Zukunft überraschend positiv ausfallen könnte, muss deren Nachhaltigkeit sich erst noch erweisen. Die Inflationsprognose der Kommission für 2009 bleibt ebenfalls unverändert bei 0,9 % in der EU und 0,4 % im Euroraum, da die inflationsdämpfenden Basiseffekte der drastischen Energie- und Nahrungsmittelpreissteigerungen der Vergangenheit sich nun abschwächen und kein erheblicher anderweitiger Inflationsdruck spürbar ist.

„Die Lage hat sich – vorwiegend dank der beispiellosen Liquiditätsmengen, die von den Zentralbanken und Regierungen in die Wirtschaft gepumpt wurden, – zum Besseren gewendet, aber die schwache Konjunktur wird auch künftig Arbeitsplätze kosten und die öffentlichen Haushalte belasten. Wir müssen die Durchführung der für dieses Jahr und 2010 angekündigten Maßnahmen zur Stützung der Konjunkturerholung fortsetzen und die Sanierung des Finanzsektors beschleunigen, um zu gewährleisten, dass die Banken bereit sind, zu vernünftigen Konditionen Kredite zu vergeben, wenn die Unternehmen und Haushalte ihre Investitionspläne wieder aufnehmen. Außerdem müssen wir eine klare, glaubwürdige und koordinierte Ausstiegsstrategie zur schrittweisen Rückführung der öffentlichen Finanzen auf einen nachhaltigen Pfad und zur Mobilisierung der für eine Steigerung des Wachstums- und Beschäftigungspotenzials Europas notwendigen Ressourcen festlegen, “ erklärte Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquín Almunia.

Mit der teilweise auf energischen konjunkturpolitischen Maßnahmen beruhenden Stabilisierung der Weltwirtschaft wurde der Rückenwind im Sommer stärker. Im zweiten Quartal 2009 verringerte sich der Rückgang des BIP in der EU dank verbesserter Finanzierungsbedingungen gegenüber dem Vorquartal von -2,4 % auf -0,2 %. Da der Lagerhaltungszyklus sich an einem Wendepunkt befindet und das Vertrauen in fast allen Sektoren und Staaten wächst, sind die kurzfristigen Aussichten nun günstig.

Auf der Grundlage dieser Trends wurden die Wachstumsprojektionen für das zweite Halbjahr 2009 in der Prognose der Kommission leicht nach oben korrigiert. Gleichwohl wird für das Gesamtjahr 2009 infolge der nach unten korrigierten früheren Prognosen für 2008 und das erste Quartal 2009 weiterhin von einem Rückgang des BIP um 4 % sowohl in der EU als auch im Euroraum ausgegangen. Berechnungsgrundlage sind die aktualisierten Prognosen für Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen, Spanien und das Vereinigte Königreich, die zusammen 80 % des EU-BIP erwirtschaften.

Weitere Verbesserung der externen Bedingungen
Die Weltwirtschaft befindet sich nicht mehr im freien Fall. Die jüngsten Daten für den Handel und die Industrieproduktion sowie das Vertrauen der Unternehmen und Verbraucher sind ermutigend. Die aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften scheinen die Erholung anzuführen; China verzeichnet weiterhin kräftiges Wachstum, während der Abschwung in den USA ebenfalls beendet ist. So wird erwartet, dass das Konjunkturprogramm und die Nettoausfuhren den USA ab dem dritten Quartal eine Rückkehr zu positivem Wachstum ermöglichen. Insgesamt wird der für 2009 erwartete Rückgang des BIP in dieser aktualisierten Prognose halbiert (von -1,4 % in der Frühjahrsprognose auf -0,7 %). Gleichwohl ist weiterhin sehr ungewiss, wie nachhaltig die globale wirtschaftliche Erholung ausfällt und welchen Verlauf sie nehmen wird.

In Europa gibt es Gründe für vorsichtigen Optimismus in Bezug auf die kurzfristigen Aussichten. Neben einer verbesserten außenwirtschaftlichen Perspektive und günstigeren Finanzierungsbedingungen blieben sowohl der private als auch der öffentliche Verbrauch auf hohem Niveau, während die Wiederauffüllung der Lagerbestände voranschreitet und die häufiger erhobenen Indikatoren auf einen leichten Aufschwung in den künftigen Quartalen hinweisen. Ursache hierfür sind unter anderem die umfangreichen Konjunkturmaßnahmen, die in einigen Mitgliedstaaten teilweise erst im weiteren Jahresverlauf umgesetzt werden. Die vollen Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt und die öffentlichen Finanzen stehen allerdings noch bevor, und die Korrektur an den Immobilienmärkten hemmt in mehreren Staaten immer noch die Bauinvestitionen. Der Aufschwung könnte sich daher im weiteren Verlauf als volatil und schwächer als erhofft erweisen.

Inflation nun auf Tiefststand
Die Verbraucherpreisinflation ging im ersten Halbjahr 2009 zurück und erreichte im Juli in der EU den Tiefststand von 0,2 % (im Euroraum sogar -0,7 %), was vorwiegend der Umkehr der drastischen Energie- und Nahrungsmittelpreis­steigerungen der Vergangenheit geschuldet war. Mit dem Auslaufen dieses Effekts und infolge anziehender Rohstoffpreise dürfte die Inflationsrate gegen Ende dieses Jahres ansteigen. Gleichwohl besteht kein Binneninflationsdruck, da die Konjunktur nach wie vor recht flau und eine Verlangsamung des Lohnanstiegs zu erwarten ist. Unter Berücksichtigung sämtlicher Faktoren bleibt die in der Frühjahrsprognose getroffene Voraussage für die Inflationsrate im Jahr 2009 unverändert bei 0,9 % in der EU (bzw. 0,4 % im Euroraum).

Risikobewertung
Die Risiken für die Wachstumsaussichten für 2009 erscheinen insgesamt ausgewogen. Einerseits können weitere negative Rückkoppelungsschleifen zwischen einer sich nur langsam erholenden Realwirtschaft und einem nach wie vor fragilen Finanzsektor nicht ausgeschlossen werden. Andererseits könnten die wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen die Nachfrage wirksamer als erwartet stützen und so zur Stärkung des Vertrauens und anhaltenden Stabilisierung des Finanzsektors beitragen.

Auch die Risiken für die Inflationsaussichten erscheinen im Wesentlichen ausgewogen. Die höheren Rohstoffpreise und die sich verbessernden wirtschaftlichen Bedingungen implizieren zwar gewisse Aufwärtsrisiken, die jedoch durch die deutliche Konjunkturflaute, welche die Inflation stärker als erwartet dämpfen könnte, kompensiert werden.
     
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