Auch kontroverse Themen können in einem offenen Klima politisch fundiert behandelt werden
Wien (bpd) - Nach der Sitzung des Ministerrates am 08.09. stellte sich Bundeskanzler Werner Faymann
zu 100 Prozent hinter Ministerin Claudia Schmied, die vor der Übernahme ihres Ministeramtes im Vorstand der
mittlerweile verstaatlichten "Kommunalkredit" tätig war. „Der Prüfbericht zeigt, dass Claudia
Schmied in keiner Weise von der Kritik des Rechnungshofes betroffen ist“, sagte Werner Faymann. Claudia Schmied
habe zudem heute im Ministerrat ausreichend dazu Stellung genommen, es seien keine Fragen offen geblieben, die
Vorwürfe seien entkräftet worden. „Damit ist es für mich erledigt“. Finanzminister Josef Pröll
bekräftigte, dass gegen Schmied keine Kampagne der ÖVP geführt werde, „die Ministerin hat geantwortet
und auch zugesichert, zu eventuell noch auftauchenden Fragen Stellung zu nehmen.“
Zu den unterschiedlichen Auffassungen über die Zukunft der ÖIAG stellte der Bundeskanzler fest: „Der
Finanzminister und ich gehen mit verschiedenen Standpunkten in die Gespräche und werden sie sachlich ausdiskutieren.“
Faymann ist der Meinung, dass die ÖIAG als zusätzliches Gremium nicht mehr notwendig sei, während
Pröll die ÖIAG umstrukturieren und stärken möchte, um politische Einflussnahmen auf die Wirtschaft
auszuschließen.
Der Bundeskanzler unterstrich, dass es in der Koalition keine Streitereien gebe, alles deutlich ausgesprochen werde
und ein gutes Arbeitsklima herrsche: „Ich muss daher alle enttäuschen, die eine Regierungskrise herbeireden
wollen.“
Ganz in diesem Sinne wurden bei der heutigen Sitzung des Ministerrates auch zahlreiche Berichte behandelt. Eines
der Themen war der "Grüne Bericht", in dem es unter anderem um die Lage der österreichischen
Milchbauern geht. „Österreich wird sich europaweit für die Milchbauern einsetzen, die für die Identität
und Kultur des Landes, aber auch
für Landschaftspflege und Tourismus eine große Rolle spielen“, sagte der Bundeskanzler.
Besonders erfreulich sei der Bericht des Umweltministers gewesen, der darüber informierte, dass EU-Kommissionspräsident
José Barroso zugesichert habe, dass zukünftig die Verwendung gentechnisch veränderten Saatgutes
in der Eigenverantwortung und Entscheidung der Mitgliedstaaten liegen werde. Für diesen Standpunkt habe sich
Österreich in den vergangenen Jahren stark gemacht.
Keine Sorge müssten sich in Zukunft die Gemeinden wegen der europaweiten Liberalisierung des Öffentlichen
Personennahverkehrs (ÖPNV) machen. Das Bundesvergabegesetz werde auch künftig den Kommunen ermöglichen,
selbst darüber zu entscheiden, wer etwa Schienen in ihrem Gemeindegebiet verlegt.
Zum Bericht über den Frauenanteil bei Führungskräften in den Ministerien, der bis zum Jahr 2013
30 Prozent erreicht haben soll, stellte der Kanzler fest, dass schon einiges erreicht worden sei, aber „der Bericht
ist ja dazu da, dass alle das Ziel rechtzeitig erreichen.“ |