Moskau (bmeia) - Mehr als 9.600 jüdische Österreicherinnen und Österreicher wurden in den
Jahren 1941 bis 1944 von den Nationalsozialisten im Ghetto von Minsk und im Konzentrationslager Maly Trostinec,
auf dem Territorium des heutigen Belarus, ermordet. Anlässlich seines Besuches in Minsk am 18.09. enthüllte
der Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten Botschafter Dr. Johannes Kyrle nun einen von
Österreich gestifteten Gedenkstein, mit dem das Andenken an diese Opfer geehrt werden soll.
An der feierlichen Zeremonie wirkten neben dem Herrn Generalsekretär der Vorsitzende der jüdischen Gemeinden
von Belarus Leonid Lewin, der Vorsitzende des belarussischen Verbandes ehemaliger KZ-Häftlinge Michail Treister,
der israelische Botschafter in Minsk Eduard Shapira und der Minsker Rabbiner Grigorij Abramowitsch mit. Unter den
zahlreichen Anwesenden befanden sich Österreichs Botschafter in Moskau (mitakkreditiert in Belarus) Dr. Martin
Vukovich und Vertreter des belarussischen Außenministeriums.
In seiner Ansprache wies Generalsekretär Kyrle darauf hin, dass sich auch unter Hitlers Schergen Österreicher
befanden, und dass viele unserer Landsleute von der Entrechtung und Vernichtung der österreichischen Juden
materiell profitierten. Zwar könne das den Opfern nationalsozialistischer Verfolgung zugefügte Leid und
Unrecht nicht wieder gut gemacht werden. Doch stelle sich Österreich seiner Verantwortung und trage durch
die Leistungen des Nationalfonds und des Versöhnungsfonds sowie durch die Rückgabe von bzw. Entschädigung
für „arisiertes“ Vermögen dazu bei, die weiter wirkenden Folgen dieses Leids und Unrechts zu mildern.
Er hob die außerordentliche internationale Anerkennung der österreichischen Leistungen anlässlich
der Holocaust Era Assets Conference im Juni 2009 in Prag hervor.
Generalsekretär Kyrle rief zu unermüdlichem Kampf gegen Antisemitismus und Fremdenhass auf: „Nur so kann
verhindert werden, dass sich der beispiellose Schrecken der nationalsozialistischen Judenverfolgung jemals wiederholt.
Die Erinnerung an diese singuläre Katastrophe muss am Leben erhalten werden. Die österreichische Bundesregierung
unterstützt deshalb, beispielsweise mittels des Zukunftsfonds, auf nationaler Ebene aktiv die fortgesetzte
historische Holocaust-Forschung und investiert intensiv in die Erziehung im Rahmen der schulischen Ausbildung und
Aufklärung der Öffentlichkeit über den Holocaust und seine Ursachen.“
Antisemitische und fremdenfeindliche Stereotypen und Vorurteile zurückzudrängen sei nicht zuletzt auch
eine Herausforderung für die internationale Gemeinschaft: „Angesichts der Erfahrung des Holocaust dürfen
solche Erscheinungen nie mehr verharmlost werden und brauchen entschiedenes gesellschaftspolitisches Engagement
aller wohlmeinenden politischen Kräfte. Ich weise auf das österreichische Engagement im Rahmen der zwischenstaatlichen
Task Force for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance, and Research, deren Vorsitz wir im
Jahre 2008 innehatten, hin. Aber auch in anderen Organisationen, wie der OSZE, dem Europarat und den Vereinten
Nationen ist gemeinsames Engagement ebenso gefordert, wie die Zusammenarbeit zwischen diesen Organisationen.“ |