Wien (statistik austria) - Im zweiten Quartal 2009 waren in Österreich nach den Ergebnissen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung
der Statistik Austria 4.080.300 Personen erwerbstätig, davon 3.532.100 als Unselbständige. Mit einem
Minus von rund 28.000 gegenüber dem Vorjahresquartal ist die Zahl der Erwerbstätigen erstmals seit Jahren
im zweiten Quartal im Jahresabstand zurückgegangen.
Eine Analyse der Arbeitszeit machte die schwierige Arbeitsmarktlage besonders deutlich sichtbar: Im zweiten Quartal
2009 wurden um 77.300 Vollzeiterwerbstätige weniger erfasst als im selben Quartal des Vorjahres. Demgegenüber
gab es - dem langfristigen Trend entsprechend - einen weiteren Zuwachs an Teilzeitbeschäftigten um 49.500.
Dies bedeutet de facto eine stärkere Reduktion der Beschäftigung als der erste Blick vermittelt.
Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-Jährigen (d.i. der Anteil der Erwerbstätigen an der gleichaltrigen
Bevölkerung) lag mit 71,7% unter dem Vorjahresniveau (72,3%). Ein weiteres Zeichen der derzeitigen konjunkturellen
Schwäche ist der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der nach internationaler Definition ermittelten
Arbeitslosen befand sich mit 198.800 im zweiten Quartal 2009 um 53.000 Personen über jener des Vorjahresquartals.
Die Arbeitslosenquote nach internationaler Definition betrug 4,6% und lag damit um 1,2 Prozentpunkte höher
als vor einem Jahr.
Verglichen mit dem ersten Quartal 2009 gab es einen im zweiten Quartal eines Jahres üblichen, saisonal bedingten
Anstieg der Erwerbstätigkeit. Dieser fiel jedoch geringer aus als in den Vorjahren. Die Zahl der Erwerbstätigen
erhöhte sich im Quartalsabstand (nicht saisonbereinigt) um 58.600 Personen, davon 34.700 Vollzeit- und 23.900
Teilzeitstellen. Die Zahl der Arbeitslosen und auch die Arbeitslosenquote blieben gegenüber dem Vorquartal
praktisch unverändert. Der gewohnte, saisonbedingte Rückgang der Arbeitslosigkeit blieb im zweiten Quartal
2009 damit aus. In dieses Bild fügt sich auch die sinkende Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften,
also der Rückgang der Zahl offener Stellen von rund 58.000 im 1. Quartal auf 51.000 im 2. Quartal 2009.
Merklicher Abbau von Vollzeitstellen
Im aktuellen Quartal wurden 77.300 Vollzeiterwerbstätige (-2,5%) weniger gezählt als im Vorjahr.
Der Abbau der Vollzeitstellen betraf 54.500 Arbeitsplätze von unselbständig Beschäftigten und 22.800
Selbständige oder Mithelfende. Teilzeitarbeitsplätze konnten nur bei unselbständig Beschäftigten
(+54.500 d.s. gleich viele wie der Verlust an Vollzeitstellen) dazugewonnen werden.
Beschäftigungsrückgänge gegenüber dem Vorjahresquartal wurden vor allem in den Branchen "Herstellung
von Waren", "Bau" und "Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen" verzeichnet.
Bei den Selbständigen/Mithelfenden betraf die Reduktion besonders die Bereiche "Land- und Forstwirtschaft"
sowie "Beherbergung und Gastronomie". Nennenswerte Beschäftigungszuwächse erreichten die Wirtschaftsabschnitte
"Erziehung und Unterricht" und das "Gesundheits- und Sozialwesen".
Männer von Krise stärker betroffen als Frauen
Die Entwicklung verlief bei Frauen und Männern sehr unterschiedlich: Männer waren auch im zweiten
Quartal 2009 von der Wirtschaftskrise offenbar stärker betroffen. So konnten Frauen gegenüber dem Vorjahresquartal
insgesamt ein Beschäftigungsplus von 28.300 Personen erzielen, während Männer eine Beschäftigungsreduktion
von 56.100 Personen hinnehmen mussten. Allerdings wurden auch bei den Frauen Vollzeitstellen abgebaut (-16.300),
sie konnten jedoch 44.500 Teilzeitstellen zusätzlich besetzen. Männer verloren 61.000 Vollzeitarbeitsplätze,
konnten aber nur wenige Teilzeitplätze (rund +5.000) mehr verbuchen.
Unveränderte Zahl unselbständig Beschäftigter, aber große Umschichtungen
Der Arbeitsmarkt war im Jahresvergleich von unterschiedlichen Entwicklungen geprägt. Zum einen gab
es zwischen Frauen und Männern gegenteilige Tendenzen: Im ersten Quartal 2009 wurden 37.700 unselbständig
erwerbstätige Männer weniger gezählt als im ersten Quartal 2008, während Frauen einen Beschäftigungszuwachs
in gleicher Höhe verzeichneten. Zum anderen gingen bei den unselbständig Beschäftigten 54.500 Vollzeitarbeitsplätze
verloren, die durch einen gleich großen Anstieg bei Teilzeitkräften die Gesamtzahl der Unselbständigen
unverändert ließen. Im zweiten Quartal 2009 gab es 459.000 Selbständige und 89.200 Mithelfende
und damit um jeweils 14.000 Personen weniger als ein Jahr zuvor.
Geringeres Arbeitsvolumen als im Vorjahr
Die wirtschaftliche Verschlechterung zeigte sich auch in einer Abnahme der geleisteten Arbeitsstunden.
Verglichen mit dem zweiten Quartal 2008 blieb das Ausmaß an tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden in
diesem Jahr in der Haupttätigkeit (1,8 Milliarden, d. s. minus 100 Millionen) unter dem vorjährigen Volumen.
Die Überstundenleistung verminderte sich um 13 Millionen Stunden auf 81 Millionen, die Zahl der Überstunden
leistenden Personen sank von 861.000 auf 754.000. Die durchschnittliche geleistete Überstundenanzahl pro Person
blieb jedoch mit 8,2 Stunden nahezu unverändert (2008: 8,3 Stunden).
Kräftiger Anstieg der Arbeitslosigkeit, besonders bei Männern
Mit 110.800 arbeitslosen Männern und einer Arbeitslosenquote von 4,8% erhöhten sich Zahl und
Quote im Vergleich zum Vorjahresquartal um 38.300 bzw. 1,7 Prozentpunkte. Die Anzahl der arbeitslosen Frauen betrug
88.000, ihre Arbeitslosenquote 4,4% und lag somit ebenfalls über dem Vorjahr (73.400 bzw. 3,8%). Der Anstieg
bei den Frauen fiel damit allerdings nicht so drastisch aus wie bei den Männern. Vom Anwachsen der Arbeitslosenzahl
waren alle Altersgruppen betroffen, am größten war die Erhöhung jedoch bei den Jugendlichen. Ihre
Situation wird zunehmend schwieriger. Die 15- bis 24-Jährigen verzeichneten einen Anstieg der Arbeitslosenzahl
(+18.700) auf 58.400 und eine Erhöhung der Arbeitslosenquote um 3,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr
auf nunmehr 10,0%. Ihre Arbeitslosenquote ist damit gut doppelt so hoch wie im Durchschnitt (4,6%). Ab der Altersgruppe
der 35- bis 44-Jährigen sinkt die Arbeitslosenquote unter den Durchschnitt. So wurde unter den 55- bis 64-Jährigen
nach internationalen Definitionen nur eine Arbeitslosenquote von 2,4% ermittelt. Das erhöhte Risiko arbeitslos
zu werden, verschärfte sich unter den Erwerbspersonen mit ausländischer Staatsangehörigkeit: 9,4%
waren ohne Arbeit, mehr als doppelt so viele wie unter den Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft
(4,1%).
Höchste Arbeitslosenquote in Wien, niedrigste Quoten in Tirol und Salzburg
Regional gesehen war die Arbeitslosenquote im zweiten Quartal 2009 in Wien (7,4%) am höchsten. Danach
folgten Kärnten (4,8%), Vorarlberg (4,8%), die Steiermark (4,5%), Oberösterreich (4,1%), Niederösterreich
und das Burgenland (jeweils 3,8%). Traditionell niedrige Arbeitslosenquoten ergaben sich in Salzburg (3,3%) und
Tirol (2,6%). Alle Bundesländer verzeichneten einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr. |