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Wirtschaftskrise bedroht Zugang zu Gesundheitsleistungen |
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Konjunkturprogramme zur Abfederung der Probleme im Gesundheitswesen großteils nicht geeignet Bad Gastein (ehfg) - Die globale Wirtschaftskrise stellt eine massive Bedrohung für die Stabilität der öffentlichen Gesundheitssysteme und für den allgemeinen Zugang zu Gesundheitsleistungen dar. Diese Warnung richten führende Experten, die beim "European Health Forum Gastein" (30. September bis 3. Oktober 2009), der führenden gesundheitspolitischen Fachveranstaltung der Europäischen Union" über das diesjährige Leitthema "Finanzkrise und Gesundheitspolitik" referieren werden. Die leeren Staatskassen verringern Möglichkeit und Bereitschaft zu staatlichen Unterstützungen des Gesundheitssystems; die sinkende Wirtschaftsleistung und die steigende Arbeitslosigkeit wiederum führen zu einem Rückgang der Beitragszahlungen an die Krankenversicherungen. Verschärft wird das Problem noch dadurch, dass die Wirtschaftskrise auch ungesunde Verhaltensmuster - Ernährungsgewohnheiten, Rauchen, Alkohol, weniger Bewegung - fördert. Insgesamt werden die Folgen für sozial schwache Gruppen deutlich gravierender sein und die gesundheitlichen Unterschiede zwischen den Bevölkerungsschichten deutlich größer werden. Das Ausmaß des Problems zeigt sich exemplarisch am von der Wirtschaftskrise besonders hart getroffenen Ungarn. Mit 40 Mrd. Forint, umgerechnet rund 150 Mio. Euro, beziffert Gesundheitsstaatssekretärin Melinda Medgyaszai den Einnahmenrückgang der Krankenversicherung, und "für die Jahre ab 2010 erwarten wir noch größere Probleme." Ein als Folge der steigenden Arbeitslosigkeit erwarteter Anstieg psychischer Krankheiten wird die Situation weiter verschärfen. "Die Krise ist eine ernste Bedrohung für die Gesundheitssysteme, aber die negativen Folgen sind nicht unvermeidlich", erklärt Armin Fidler, Chefberater der Weltbank für Gesundheitspolitik. "Mit gezielten Maßnahmen im Rahmen der diversen nationalen Konjunkturprogramme könnte durchaus effizient gegengesteuert werden." Die Erfahrung aus früheren Krisen zeige, dass Ausgaben für die allgemeine Gesundheitsversorgung in wirtschaftlichen Abschwüngen deutlich gekürzt werden und es danach relativ lange dauert, bis diese wieder den alten Standard erreicht haben. "Wer zulässt, dass die Krise den Stand der Gesundheitsversorgung verschlechtert, handelt sich damit also ein nachhaltiges Problem mit potenziell katastrophalen Folgen für die soziale Situation ein", so Fidler. Grundsätzlich bewertet Fidler positiv, dass beachtliche Teile der zahlreichen nationalen Konjunkturprogramme dem Gesundheitssektor gewidmet werden. So entfallen etwa 7,5 Prozent des US-Konjunkturpakets auf den Gesundheitsbereich, in Deutschland sind es zehn von 50 Milliarden Euro. Problematisch sei aber, dass diese Ausgaben großteils nur langfristig wirken und nicht zur aktuellen Sicherung der Gesundheitsversorgung beitragen. So sei in den USA der Aufbau eines modernen Gesundheitsinformationssystems zweifellos langfristig sehr sinnvoll und auch ein Impuls für die IT-Industrie, doch aktuell verbessere es die Gesundheitsversorgung nicht. Das Gleiche gelte für das deutsche Konjunkturpaket, dessen Gesundheitsanteil im Wesentlichen auf Modernisierung und Ausbau von Spitälern entfällt. "Das stützt den Arbeitsmarkt und verbessert möglicherweise auch langfristig die Infrastruktur, für die prekäre Situation der Gesundheitsversorgung während der Krise bringt es aber nichts", Fidler fordert daher, dass die dem Gesundheitsbereich gewidmeten Teile von Konjunkturprogrammen primär der Sicherung und Verbesserung der gegenwärtigen Versorgung mit Gesundheitsleistungen gewidmet werden. Dabei könne der Gesundheitssektor sogar einen wesentlichen Teil solcher Programme selbst finanzieren. "Die Krise sollte auch als Chance zur Durchsetzung überfälliger Reformen gesehen werden. Es gibt in praktisch jedem Land noch große Effizienzreserven und es gibt genügend Bereich, in denen Kostensenkungen ohne negative Folgen für die Gesundheitsvorsorgung möglich sind." Wie wichtig die Erhaltung des sozialen Netzes sei, unterstreicht auch Österreichs Gesundheitsminister Alois Stöger: "Wirtschaftliche Krisenzeiten und damit einhergehend höhere Arbeitslosenzahlen wirken sich negativ auf die Beitragseinnahmen der Krankenversicherungen aus. Doch meine Aufgabe als Gesundheitsminister ist es sicherzustellen, dass auch künftig die gewohnten Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen werden können. Diese Zielvorgabe gilt umsehr in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten. Denn gerade in Krisenzeiten kann und muss ein solidarisch finanziertes Gesundheitssystem einen Beitrag zu mehr Sicherheit geben." Und Stöger fordert einen unaufgeregten Zugang zum Thema: "Ein ständiges "Schlechtreden" des Gesundheitssystems ist nicht zielführend, denn das führt nur zu einer unnötigen Verunsicherung der Menschen." Auch eine wegen der leeren Staatskassen mögliche Kürzung der gesundheitsorientierten Bereiche der Entwicklungshilfe bzw. bilateraler Unterstützungen könnte negative Rückwirkungen auf die Industriestaaten haben, befürchtet Fidler. Geringere Mittel für die Bekämpfung von Krankheiten wie z. B. Neue Grippe, Vogelgrippe oder SARS würde auch für europäische Staaten eine potenzielle Gefahr darstellen. "Es ist unvermeidlich, dass die Finanzkrise negative Folgewirkungen für andere Lebensbereiche hat und die aktuellen Studien, die beim European Health Forum präsentiert werden, zeigen auch wie dramatisch diese sein können", erklärt EHFG-Präsident Günther Leiner. "Aber es ist Aufgabe der Politik, zu steuern, wo Einbußen akzeptiert werden und wo nicht. Bei der Sicherung der Qualität und des Zugangs zu Gesundheitsleistungen geht es aber im wahrsten Sinn des Wortes um die Lebensmöglichkeiten der Menschen und daher sollte es nicht einmal eine Frage sein, dass diesem Bereich oberste Priorität eingeräumt wird. Einsparungen im Gesundheitsbereich darf es nur durch Rationalisierung, aber keinesfalls durch Rationierung der Leistungen geben." |
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Informationen: http://www.ehfg.org | ||
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