Bank Austria Konjunkturindikator im August abermals verbessert – Kräftige Erholung in zweiter
Jahreshälfte, Wachstum 2010 mit 1,1 Prozent erwartet
Wien (ba) - Die österreichische Wirtschaft hat die Talsohle der Konjunkturkrise hinter sich
gelassen und spürt derzeit beachtlichen Rückenwind. Das zeigt der Bank Austria Konjunkturindikator, der
seit dem Tiefstwert im April beständig ansteigt. „Der Bank Austria Konjunkturindikator hat sich im August
von minus 1,8 auf minus 0,9 Punkte verbessert. Das ist der stärkste Anstieg seit Beginn der Berechnungen vor
fast 20 Jahren“, sagt Helmut Bernkopf, Bank Austria Vorstand für das Corporate & Investment Banking.
Alle Komponenten des Bank Austria Konjunkturindikators zeigen im August nach oben. Die Stimmung der österreichischen
Konsumenten hat sich besonders deutlich aufgehellt. Die Steuerreform als Eckpfeiler des staatlichen Konjunkturpakets
und die starke Disinflation bei den Verbraucherpreisen aufgrund der Korrektur der Rohstoffpreise haben ihre Wirkung
nicht verfehlt. Auch die Ankündigung einiger Betriebe in den kommenden Wochen die Kurzarbeit wieder auslaufen
zu lassen, hat das Verbrauchervertrauen erhöht, wogegen die ungünstige Lage am Arbeitsmarkt generell
die Stimmung belastet.
Deutlich zuversichtlicher präsentierte sich im August auch die heimische Industrie. Mehr Aufträge aus
dem In- und Ausland haben die bislang sehr pessimistischen Geschäftserwartungen verbessert. Die österreichischen
Industriellen folgen damit den europäischen Vorgaben. In der Eurozone, die weit mehr als 50 Prozent der österreichischen
Erzeugnisse nachfragt, hat sich das Industrievertrauen in fast allen Mitgliedsländern erhöht. Insbesondere
die für die heimische Wirtschaft besonders wichtige deutsche Industrie blickt wieder optimistischer in die
Zukunft. „Ein Blick auf die geschlossene Aufwärtsentwicklung der Einzelkomponenten des Bank Austria Konjunkturindikators
macht deutlich, dass sich nach der Stabilisierung der Konjunktur im Sommer für die kommenden Monate eine
überraschend starke Aufwärtsbewegung ankündigt. Wir gehen davon aus, dass die österreichische
Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2009 einen robusten Wachstumspfad beschreiten wird“, meint Stefan Bruckbauer.
Erholung zwischen Überraschungseffekt und Rückschlagsgefahr
Nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria wird die Erholung auch über den Jahreswechsel
2009/2010 hinaus anhalten. Die globale Nachfrage könnte gestützt auf die weltweiten Konjunkturpakete
sogar für positive Überraschungen sorgen. Deutlich pessimistischer fällt jedoch die Erwartung für
die weitere Entwicklung 2010 und danach aus. Die Entwicklung der Rohstoffpreise, der noch nicht vollständig
genesene Finanzsektor, die Nachwirkungen der Krise auf Unternehmensbilanzen und der stark belastete Arbeitsmarkt,
als potenzielle Bremse des Konsums, der für einen selbsttragenden Aufschwung sorgen sollte, sind große
Risikofaktoren. „Wir gehen davon aus, dass die weitere wirtschaftliche Erholung in Österreich im Verlauf von
2010 nur mit moderatem Tempo vorankommt und auch eine hohe Rückschlagsgefahr besteht“, so Bank Austria Chefökonom
Bruckbauer. Die Bremsen des Konjunkturzugs sind nicht vollständig gelöst. „Nach dem Rückgang des
BIP um 3,8 Prozent im Jahr 2009 wird die heimische Wirtschaft 2010 trotzdem voraussichtlich ein Wachstum von 1,1
Prozent erreichen können“, ist Bruckbauer vorsichtig optimistisch.
Allerdings weisen die Ökonomen der Bank Austria darauf hin, dass 2010 das Wirtschaftsniveau von 2008 noch
immer nicht erreicht werden wird; dies dauert nach Berechnungen der Bank Austria noch bis Ende 2012, mit entsprechend
negativen Folgen für den Arbeitsmarkt, die Investitionen und Unternehmensbilanzen. Daher wird auch 2010 die
Arbeitslosigkeit steigen und die Investitionen begrenzt durch geringe Auslastungsgrade keinen Wachstumsbeitrag
liefern. „Trotz der Erholung in den nächsten Quartalen bleibt das Produktionsniveau noch lange unter seinem
Potenzial mit sehr negativen Folgen, etwa für den Arbeitsmarkt“, so Bruckbauer. Auch wenn die Erholung positiv
überrascht, bleibt eine hohe Unsicherheit darüber, welche Folgen es hat, dass die österreichische
und die europäische Wirtschaft über lange Zeit unter ihrem Potenzial wächst. Daher warnen die Ökonomen
der Bank Austria davor die wirtschaftspolitischen Maßnahmen – vor allem die Geldpolitik – zu früh zurückzunehmen.
Dies könnte fatalere Konsequenzen haben als ein zu später Ausstieg. Erst wenn eine ausreichend gesicherte
Datenlage die Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Erholung bekräftigt, ist eine Umkehr der wirtschaftspolitischen
Rahmenbedingungen sinnvoll.
Inflation vor Anstieg, doch weiterhin moderates Niveau
Mit dem Beginn der Erholung fällt auch die Trendwende in der Inflationsentwicklung zusammen. „Nach
dem starken Rückgang der Teuerung in den vergangenen Monaten, die in negativen Werten im Sommer gipfelte,
wird die Inflation im Herbst langsam wieder zu steigen beginnen“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Ausschlaggebend dafür ist der Preistrend bei den Rohstoffen, insbesondere von Erdöl. Beginnend mit Oktober
wird sich der bislang inflationsdämpfende Einfluss des Erdöls wieder umkehren. Mit rund 70 US-Dollar
pro Barrel liegt der aktuelle Ölpreis auf dem Niveau des vorigen Oktobers und deutlich über den Preisen
vom November und Dezember des Vorjahres. Die aufkeimenden Konjunkturhoffnungen werden einen abermaligen Rückgang
der Rohstoffpreise verhindern. Bis zum Jahresende wird die Teuerung, die auch im August dieses Jahres noch im negativen
Bereich lag, auf fast 1 Prozent steigen. Die Inflationserwartungen für 2010 sind unter der Annahme relativ
stabiler Ölpreise moderat. „Nach nur 0,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2009 rechnen wir mit einem Anstieg
der Teuerung auf 1,2 Prozent im kommenden Jahr“, meint Pudschedl. Für die europäische Zentralbank ergibt
sich daher nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria kein Handlungsbedarf hinsichtlich des Leitzinses,
der noch bis Ende 2010 auf dem aktuell tiefen Niveau gehalten werden wird. |