Bozen (lpa) - Am Fest Mariä Namen (12.09.) fand eine langjährige
Kriminalgeschichte ein Ende: die Figur der Madonna mit Kind wurde an ihrem rechtmäßigen Platz im rechten
Seitenaltar der Knappenkirche St. Magdalena in Mareit/Ridnaun enthüllt. Genau ein halbes Jahr vorher hatten
Spezialisten für Kunstkriminalität des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg die in der Nacht zum
3. Oktober 1974 zusammen mit weiteren Sakralgegenständen gestohlene Skulptur zurückgebracht.
"In den letzten zwei Jahrzehnten sind immer wieder Kunstwerke aufgetaucht, die vor allem in den 1970er Jahren
aus Kirchen gestohlen wurden", erklärt der Leiter des Landesdenkmalamtes Leo Andergassen und erinnert
an die Predellen-Skulpturen aus St. Walburg in Sand in Taufers, an ehemalige Schreinfiguren aus St. Valentin in
Villnöss, an die Schreinfigur aus St. Daniel am Kiechelberg bei Auer. "Nur in Zusammenarbeit mit dem
Landeskriminalamt Stuttgart gelang die Rückführung der Mareiter Madonna, dafür ist dem Einsatz von
Wolfgang Schönleber zu danken." Die Plastik wurde vor der Einsetzung in den Seitenaltar von Restaurator
Helmut Prinoth in St. Ulrich auf Kosten der Abteilung Denkmalpflege gereinigt. Die aus dem frühen 16. Jahrhundert
stammende Madonnenskulptur war zum Zeitpunkt des Diebstahls farbig gefasst, während sie nun ungefasst und
abgelaugt ist. Die Figur war in den spätgotischen Seitenaltar eingebaut, der um 1510/20 für die Kirche
in der Werkstatt des Sterzinger Malers und Bildhauers Matheis Stöberl geschnitzt worden war.
In einem Schreiben des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg heißt es zur Rückführung der
Statue: Eine aus Feldkirch/Vorarlberg stammende Kunsthändlerin hatte sich an die Kunstfahnder des Landeskriminalamtes
gewandt, nachdem ihr von einem Kunstsammler eine Holzskulptur für 60.000 Euro zum Kauf angeboten worden war.
Anhand eines Fotos stellten die Kunstermittler fest, dass die Madonnenfigur im internationalen Fahndungsbestand
als Diebesgut registriert war. Die Skulptur konnte bei einem Kunstsammler sichergestellt werden; dieser will sie
im jetzigen Zustand Mitte der 1970er Jahre von Mitarbeitern einer DDR-Filmgesellschaft im Tausch gegen Militärfahrzeuge
(Filmrequisiten) erworben haben. In Ost-Berlin sei ihm ein großes Lager mit zahlreichen Kunstgegenständen
gezeigt worden, er habe sich die Madonna, die er als außergewöhnlich schönes Exemplar einschätzte,
als Tauschobjekt ausgesucht. Ein Ermittlungsverfahren wegen Hehlerei gegen den Kunstsammler sei wegen Verjährung
eingestellt worden, schreiben die Ermittler aus Stuttgart.
Eine vor acht Jahren eingerichtete digitale Datenbank ermöglicht eine schnelle Recherche und Aufarbeitung
von Kunstdelikten; mittlerweile sind fast 25.000 Objekte gespeichert. Sollte ein Kunstgegenstand Jahre später,
wie in diesem Fall, wieder zum Vorschein kommen, wird der Fall erneut durchleuchtet. |