2007 nur drei Prozent der Unternehmen, aber ein Fünftel der Beschäftigten
Wien (statistik austria) - In Österreich waren im Jahr 2007 knapp 8.800 Unternehmen unter ausländischer
Kontrolle tätig, gleichzeitig befanden sich im Ausland rund 4.300 Unternehmen im mehrheitlich österreichischen
Besitz. Während in den 8.800 inländischen Einheiten etwa 500.000 Personen beschäftigt waren, die
knapp 200 Mrd. Euro Umsatz erwirtschafteten, beschäftigten die 4.300 Auslandstöchter österreichischer
Unternehmen mehr als eine Dreiviertelmillion Personen und erreichten einen Gesamtumsatz von rund 180 Mrd. Euro.
Dieses Ergebniss zeigt eine heute von der Statistik Austria publizierte Statistik, die erstmals umfassende Ergebnisse
zu den sogenannten "Auslandsunternehmenseinheiten" zusammenfasst. Mit ihr sollen Fragen, die vor allem
im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Globalisierung diskutiert werden, mit österreich-relevanten Daten
hinterlegt werden.
Die Bedeutung des Bereiches der Auslandsunternehmenseinheiten zeigt ein Vergleich mit den entsprechenden Größenordnungen
für die österreichische Gesamtwirtschaft.
Hohe wirtschaftliche Bedeutung der auslandskontrollierten Unternehmen
Während die 8.800 in Österreich ansässigen Unternehmen unter ausländischer Kontrolle
- nur drei Prozent der österreichischen Unternehmen im marktwirtschaftlich orientierten Bereich darstellten
(definiert auf Basis des Erfassungsbereichs der österreichischen Leistungs- und Strukturerhebungen = ÖNACE
2003-Abschnitte C – K),
- beschäftigten sie 19% der dortigen Beschäftigten und
- erwirtschafteten rund ein Drittel der erfassten Umsatzerlöse
- sowie ein Viertel der gesamten Bruttowertschöpfung.
Diese hohen Anteile sind einerseits ein Effekt der überdurchschnittlichen Größe dieser Unternehmen,
im Durchschnitt weisen sie 57 Beschäftigte je Unternehmen auf, während die gesamtösterreichische
Vergleichsmasse nur auf neun Beschäftigte kommt.
Andererseits weisen die auslandskontrollierten Unternehmen auch eine spezifische Wirtschaftsstruktur auf. So reichen
die Anteile des ausländisch dominierten Bereichs an der Gesamtbeschäftigung des jeweiligen Wirtschaftsbereiches
von nur 1% in der Energie- und Wasserversorgung bis zu 28% in der aufgrund ihres Umfanges besonders bedeutsamen
Sachgütererzeugung. In einzelnen Teilbereichen tragen sie bis zu zwei Drittel zur Branchenbeschäftigung
bei (Fahrzeugbau: 60%, Herstellung von Chemikalien: 65%).
In Österreich wirtschaftlich besonders engagierte Länder: Deutschland, Schweiz, Niederlande, Italien,
USA
Die bestimmenden Unternehmenszentralen für auslandskontrollierte Unternehmen in Österreich sitzen in
erster Linie in Deutschland (in 42% der Fälle), der Schweiz (13%), den Niederlanden, Italien und den USA (jeweils
6%), dem Vereinigten Königreich (4%) und Frankreich (3%).
Österreichische Unternehmen auch im Ausland erfolgreich
Neben ihren inländischen Tätigkeiten erwirtschafteten in Österreich ansässige Unternehmen laut
der neuen Statistik durch ihre ausländischen Töchter 2007 Umsätze im Wert von 178 Mrd. Euro (was
einem knappen Drittel des heimischen Umsatzes entsprach). Sie waren dabei ebenfalls hauptsächlich in den EU-Ländern
vertreten, wobei hier allerdings die "neuen Mitgliedsländer" eine weit wichtigere Rolle spielen,
nämlich:
- Ungarn, Rumänien und die Tschechische Republik, in denen jeweils rund 11% der "Auslandsbeschäftigten"
tätig sind (entspricht jeweils etwas mehr als 80.000 Jobs),
- Deutschland mit 9% der Beschäftigten,
- Polen mit 6%, und
- die Slowakei mit 5% der Beschäftigten in Tochtergesellschaften österreichischer Unternehmen im Ausland.
Außerhalb der EU sind österreichische Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligungen ebenfalls vor allem im
Osten engagiert, und zwar in der Ukraine mit 5% aller Auslandsbeschäftigten, Russland und Kroatien mit jeweils
4%, sowie mit 3% in den USA.
Nach Wirtschaftsbranchen gesehen sind österreichische Unternehmen im Ausland vor allem im Kreditwesen (18%,
ebenfalls gemessen an der Beschäftigung), im Einzelhandel (ohne Kfz-Handel und Tankstellen; 10%) und im Großhandel
(wiederum ohne Kfz; 7% der Auslandsbeschäftigten) aktiv. Der umfassende Bereich der Sachgütererzeugung
bringt es auf insgesamt 44% der Beschäftigten aller österreichischen Tochterunternehmen im Ausland.
Eine neue Statistik unter europäischer Ägide
Grenzüberschreitende Unternehmensbeteiligungen sind ein wesentlicher Aspekt des Phänomens der (wirtschaftlichen)
"Globalisierung". Da auf diesem Gebiet bisher nur sehr unzureichende Datengrundlagen für fundierte
Aussagen zur Verfügung standen, wurde auf europäischer Ebene im Jahr 2007 eine Verordnung zur Erstellung
von Statistiken zu Auslandsunternehmenseinheiten (multinationale Unternehmen) erlassen.
Diese soll in Zukunft EU-weit vergleichbare Daten zum Thema liefern und bezieht sich einerseits auf Informationen
über inländische Unternehmen, die von im Ausland ansässigen Einheiten kontrolliert werden (= "Inward-FATS",
FATS steht dabei für "Foreign Affiliates Statistics") und andererseits auf Einheiten im Ausland,
die von im Inland ansässigen Einheiten kontrolliert werden (= "Outward-FATS"). Die Statistik ist
EU-weit ab dem Berichtsjahr 2007 verpflichtend im jährlichen Rhythmus zu erstellen; die Daten sind 20 Monate
nach Ende des Berichtsjahres an das statistische Amt der EG zu übermitteln.
|