Stephansdom wird Ende Oktober zur Agora   

erstellt am
28. 09. 09

Rund 1.200 Delegierte nehmen an der 1. Diözesanversammlung im Rahmen des großen Missionsprojekts "Apostelgeschichte 2010" teil
Wien (pew) - Von 22. bis 24. Oktober verwandelt sich der Wiener Stephansdom in eine Agora: Die rund 1.200 Delegierten der 1. Diözesanversammlung des großen Missionsprojekts "Apostelgeschichte 2010" kommen hier zusammen. Und natürlich auch an anderen kirchlichen Orten im unmittelbaren Innenstadtbereich, wenn es in die Arbeitsgruppen geht. An diesen drei Tagen steht die Frage im Mittelpunkt: Warum, was und wen verkündigen die Christen heute? Ermutigungen und Entmutigungen, Verbindendes und Trennendes werden zur Sprache kommen.

Kardinal Christoph Schönborn hat in seinem Brief an die Delegierten betont, dass auch für ihn "vieles offen" ist. Viele Gespräche mit Priestern und Laienchristen hätten ihn ermutigt, aber auch nachdenklich gemacht. Fragen seien aufgetaucht: Wie wird mit Ergebnissen umgegangen? Wie mit Kritik? Darf man alles sagen? Wird nur "fromm darübergewischt"? Aber auch: Wie kann heute Mission gelingen? Wie kommt die Botschaft von Christus heute an? Der Wiener Erzbischof hat aber auch eine Einladung ausgesprochen: "Schenken wir einander den Vorschuss an Sympathie und Vertrauen, ohne den es kein gegenseitiges Verstehen gibt. Unter dieser Voraussetzung kann auch alles gesagt werden".

Wie schauen nun die drei Tage der 1. Diözesanversammlung aus? Am Donnerstag, 22. Oktober, wird ab 14 Uhr das Empfangszelt auf dem Stephansplatz in Betrieb sein, in dem sich die Delegierten anmelden können. Zur Eröffnung gibt es einen Film von Stefan Krobath, in dem sich manche wiedererkennen werden, die 2006/07 bei der Aktion zum "Weiterschreiben" der Apostelgeschichte mitgemacht haben. Anschließend formuliert Kardinal Schönborn unter dem Titel "Eine neue Epoche des Christseins" Erwartungen an den Vorgang "Apostelgeschichte 2010". Dann kommen sieben Frauen und Männer zu Wort, die berichten, "worüber sie nicht schweigen können". Es sind sehr konkrete Erfahrungsberichte aus dem Alltag in der Erzdiözese Wien, in denen spürbar wird, dass der Weg des "Volkes Gottes" weitergeht.

Nach Gebet, Abendessen (in zwei Zelten in den Innenhöfen des Erzbischöflichen Palais) und Austausch über die Erfahrungsberichte legt die Theologin Prof. Helga Kohler-Spiegel "Knackpunkte der Apostelgeschichte damals" dar. Der Tag klingt aus mit dem Abendgebet.

"Auch wenn es schmerzt"
Am Freitag, 23. Oktober, werden sich die Delegierten in Arbeitsgruppen mit jenen sieben Themenbereichen auseinander setzen, die Kardinal Schönborn in seinem Hirtenbrief im Herbst des Vorjahrs angesprochen hat. Die Generalüberschrift für die Gespräche in den Gruppen lautet: "Was hindert mich heute, zu verkünden - macht mich schweigsam?" Der Wiener Erzbischof dazu: "Wir haben in der Vergangenheit teilweise sehr schwierige Zeiten erlebt. Vor uns stehen große Herausforderungen. Darüber müssen wir reden, auch wenn es nicht leicht ist, auch wenn es schmerzt".

Themenbereich 1 ("Vielmehr nenne ich euch Freunde"/Johannes-Evangelium 15,15 oder: Wie leben wir die Freundschaft mit Christus?) behandelt vor allem Fragen von Liturgie und Gottesbild. Bei Themenbereich 2 ("Ihr werdet meine Zeugen sein"/Apostelgeschichte 4,20 oder: Wie können wir heute Apostelgeschichte weiterschreiben?) geht es um das Zeugnis im Alltag. Themenbereich 3 ("Was wir wissen, davon reden wir, und was wir gesehen haben, das bezeugen wir"/Johannes-Evangelium 3,11 oder: Die Frage nach Glaube und Vernunft) handelt von der denkerischen Anstrengung rund um den Glauben, auch von der Spannung zwischen Religion und Vernunft. Themenbereich 4 ("Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt"/Matthäus-Evangelium 25,40 oder: Wie aufmerksam sind wir für die Nöte unserer Mitmenschen?) bezieht sich auf die Pfarren als Netzwerke der Nächstenliebe und auf die Option für die Armen. Themenbereich 5 ("Lebt als Gemeinde so, wie es dem Evangelium Christi entspricht"/Philipper-Brief 1,27 oder: Wie werden unsere Gemeinden zu Orten gelebter Gastfreundschaft?) widmet sich dem schwierigen Kapitel der Zukunft der Pfarren. Themenbereich 6 ("Kommt und seht"/Johannes-Evangelium 1,39 oder: Wie erheben wir unsere Stimme in der Gesellschaft) setzt sich mit der Aufgabe der Kirche als Gewissen der Gesellschaft auseinander. Themenbereich 7 ("... damit sie das Leben in Fülle haben"/Johannes-Evangelium 10,10 oder: Wie helfen wir uns gegenseitig, unsere Lebensberufung zu leben?) handelt von der Berufung, ob zur Familie oder zum geistlichen Beruf. Die Anmeldungen für die Arbeitsgruppen waren Anfang September relativ gleichmäßig auf die sieben Themenbereiche verteilt.

Um 11.30 Uhr wird im Dom die Heilige Messe gefeiert. Nach dem Mittagessen geht es mit dem Austausch im Plenum weiter: "Knackpunkte unserer (!) Apostelgeschichte heute". Anschließend gibt es einen Dialogvortrag der Wiener Pastoraltheologin Prof. Regina Polak und des Hannoveraner evangelischen Pastors Eckard Krause. Thema: "Brennt uns nicht das Herz ..." (von den Zeichen der Zeit, von den Hindernissen und dem Sendungsauftrag). Einblicke von "außen" auf den ganzen Vorgang formulieren dann die Wiener evangelisch-lutherische Pfarrerin Ines Knoll, der Pastoraltheologe Prof. Leo Karrer aus Fribourg und der Priester Martin Sinnhuber aus der Diözese Münster. Beim Vorgang "Apostelgeschichte 2010" soll bewusst nicht nur "in der eigenen Suppe" geköchelt werden.

Nach dem Abendessen gibt es im Stephansdom um 20.15 Uhr unter dem Titel "Primetime" einen "Abend der Hoffnung und der Barmherzigkeit". Er wird so gestaltet, dass sich jeder und jede auch für die liturgische Gestaltung in der eigenen Pfarre etwas "mitnehmen" kann.

"Apostelkonzil auf wienerisch"
Der Samstag, 24. Oktober, richtet den Blick nach vorn. Da geht es gleichsam um ein "Apostelkonzil auf wienerisch". Kardinal Schönborn eröffnet das Plenum: "Was will der Geist uns heute sagen?" Der Austausch im Plenum zielt auf Wege in eine neue Epoche; daher der programmatische Titel: "Wir eröffnen ein neues Kapitel". Dann wird es aber auch um die Frage gehen, was die nächsten Schritte sind: die 2. Diözesanversammlung von 11. bis 13. März 2010 und die große "Missionswoche" ab Pfingstmontag (24. Mai) 2010. Jede Pfarre, jede Gemeinschaft, jede kirchliche Dienststelle ist eingeladen, in dieser Woche ein für sie passendes Missionsprojekt umzusetzen.

Der feierliche Schlusspunkt ist der große Sendungsgottesdienst mit Kardinal Schönborn um 11.45 Uhr, P. Johannes Lechner wird dabei die Predigt halten. Nach dem Gottesdienst gibt es eine Agape auf dem Stephansplatz und im Arkadenhof des Erzbischöflichen Palais. (Informationen: Tel.: 01/515.52/35.94).
     
Informationen: http://www.stephanscom.at    
     
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