Wirtschaft wächst seit Sommer 2009 wieder
Wien (wifo) - Die österreichische Wirtschaft wird dank der heimischen und internationalen Konjunkturpakete
im 2. Halbjahr 2009 von niedrigem Niveau ausgehend wachsen. Im Jahresdurchschnitt wird sich das BIP heuer dennoch
um 3,4% verringern. 2010 ist nur mit einer trägen Aufwärtsbewegung von +1% zu rechnen. Die Lage auf dem
Arbeitsmarkt wird sich auch im kommenden Jahr noch nicht entspannen. Obwohl die Rohölpreise wieder steigen,
sollte die Inflationsrate niedrig bleiben.
Nachdem das BIP in Österreich im I. Quartal 2009 gegenüber der Vorperiode um 2,7% eingebrochen war, wurde
im II. Quartal erneut ein Rückgang um 0,5% verzeichnet. Damit hat die Abwärtsdynamik allerdings deutlich
nachgelassen. Die Unternehmensumfragen wie auch andere wichtige vorlaufende Indikatoren deuten auf eine Verbesserung
der Wirtschaftslage seit Mitte 2009 hin. Bereits für das III. Quartal kann daher mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung
gerechnet werden. Die Impulse kommen sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland, wo die Konjunkturprogramme
nun wirksam werden. In Deutschland und Frankreich gewann die Wirtschaft bereits im II. Quartal 2009 an Dynamik.
Im überwiegenden Teil des Euro-Raums wurde - ähnlich wie in Österreich ? zumindest eine Verringerung
des Rückgangs verzeichnet.
Während die Konjunktur in Österreich noch einige Zeit äußerst schwach bleiben dürfte,
sorgt die Wirtschaftspolitik für ein Anziehen der Nachfrage. Die Impulse sollten sich 2010 dank der anhaltend
expansiven Fiskalpolitik fortsetzen. Nach dem Auslaufen der Verschrottungsprämie werden vor allem Infrastrukturinvestitionen
wirksam. Dies wird eine weitere Erholung der Wirtschaft ermöglichen, jedoch mit sehr verhaltener Dynamik.
Vor allem die noch geringe Konsumbereitschaft in den USA und in Ostmitteleuropa wird den heimischen Exportaufschwung
bremsen.
Die Wirtschaftspolitik bleibt über den Prognosezeitraum die bestimmende Kraft. Noch sind die endogenen Auftriebskräfte
der Wirtschaft zu schwach, um einen selbsttragenden Aufschwung auszulösen. Ein voreiliger Rückzug der
Wirtschaftspolitik in dieser Phase birgt die große Gefahr eines Rückfalls in eine Rezession.
Die Auslandsnachfrage verstärkt sich dank der internationalen Konjunkturpakete und belebt den Export im weiteren
Jahresverlauf 2009 gegenüber dem 1. Halbjahr deutlich. In der Folge wird auch die österreichische Industrieproduktion
ausgeweitet. Einige Unternehmen stellen bereits von Kurzarbeit auf Normalarbeitszeit um, weil die Nachfrage steigt.
Nach dem Lagerabbau der letzten Monate reagieren sie nunmehr stark auf Nachfrageimpulse.
Der Einbruch der Ausrüstungsinvestitionen sollte mit der Erholung der Industrieproduktion abklingen. Allerdings
sind die österreichischen Unternehmen in ihren Investitionsentscheidungen? angesichts der bestehenden Überkapazitäten
? bislang noch zurückhaltend. Die zu erwartende Besserung der Finanzierungsbedingungen und die Steuerbegünstigung
von Investitionen werden aber zumindest den Bedarf an Ersatzinvestitionen beleben. Nach einem Rückgang der
Ausrüstungsinvestitionen um 11% im Jahr 2009 kann daher für 2010 mit einem Anstieg von 0,5% gerechnet
werden.
Die heimischen Bauinvestitionen werden hingegen nach der Verringerung um 2% im Jahr 2009 auch im nächsten
Jahr schrumpfen (?1%). Während die öffentlichen Infrastrukturinvestitionen durch die Konjunkturpakete
ausgeweitet werden und die Baunachfrage vor allem 2010 stützen, wird die Nachfrage der privaten Haushalte
nach Wohnbauinvestitionen weiter eingeschränkt werden.
Impulse erhält die Wirtschaft hingegen vom Konsum der privaten Haushalte. Dieser wird 2009 durch die relativ
hohen Lohnabschlüsse des Jahres 2008, die Verlangsamung der Inflation und die Steuersenkung begünstigt
und erhöht sich trotz der raschen Verschlechterung der Arbeitsmarktlage heuer um 0,2%. Diese Entwicklung sollte
sich 2010 beschleunigen (+0,5%).
Nachdem die Inflation heuer wegen des erheblichen Rückgangs der Rohölpreise praktisch zum Stillstand
gekommen ist (2009 +0,5%), dürfte sich die Entwicklung 2010 umkehren: Die weltweite Konjunkturbelebung wird
einen Anstieg der Rohstoffpreise auslösen und den Preisauftrieb in Österreich auf 1,3% verstärken.
Während bereits erste Anzeichen einer Erholung der Wirtschaft zu erkennen sind, verschlechtert sich die Lage
auf dem heimischen Arbeitsmarkt weiter. Die Zahl der Arbeitslosen wird heuer um über 55.000 zunehmen und sich
im nächsten Jahr um 35.000 auf über 300.000 erhöhen. Die Arbeitslosenquote steigt dadurch (nach
österreichischer Berechnungsmethode) von 7,4% im Jahr 2009 auf 8,3%. |