Städtebund: Rückzug der ÖBB hat langfristig negative Auswirkungen   

erstellt am
23. 09. 09

Wien (rk) - "Die Bahn als Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in Österreich gewährleistet - vor allem für viele PendlerInnen - die Verbindung zwischen städtischem und ländlichen Raum. Ein Rückzug der ÖBB aus "der Fläche", wie von der Beratungsgruppe rund um Roland Berger vorgeschlagen, wird langfristig nicht zu Einsparungen der öffentlichen Hand führen, sondern an anderer Stelle wieder volkswirtschaftliche Kosten erzeugen", ist Thomas Weninger, der Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes überzeugt.

Man könnte meinen, der Österreichische Städtebund als Interessensvertretung der Agglomerationen in Österreich wird nicht in erster Linie "aufbegehren" , wenn von Regional- und Nebenbahnschließungen die Rede ist. Doch Thomas Weninger sieht das anders:

"Gerade Kleinstädte und Bezirkshauptstädte erfüllen als "Mittelzentren" wichtige Funktionen im Bereich der Gesundheitsversorgung oder als Arbeits- bzw. Ausbildungsstandort", führt Weninger aus. "Dadurch entlasten sie im Bereich der Daseinsvorsorge die großen Agglomerationen - es fragt sich nur, wie lange noch. Ein Rückzug der ÖBB aus der Fläche, wird die Abhängigkeit des ländlichen Raumes vom Auto und somit von billigem Treibstoff weiter forcieren und nicht ohne Auswirkungen auf die räumliche Struktur Österreichs bleiben. Ein weiterer Zuzug in die Städte und Stadtumlandbereiche kann erwartet werden", so der Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes.

Heute schon investieren die österreichischen Städte in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, insbesondere um die stetig steigenden Pendlerströme in den Griff zu bekommen. Da die "Bestellerförderung" des Bundes schon lang ausgeschöpft ist, sehen sich die Städte in der Situation, Angebotsverbesserungen im Öffentlichen Verkehr selbst vorfinanzieren zu müssen ohne zu wissen, welcher Anteil seitens des Bundes beigesteuert wird. Ein Rückzug der ÖBB "aus der Fläche" lässt befürchten, dass viele PendlerInnen auf den eigenen Pkw umsteigen und damit direkt bis zum Arbeitsplatz fahren. Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in den Städten ist die Folge.

Gerade in Zeiten, in denen sich die Vereinbarungen des Koyotoprotokolls nach und nach in den Budgets niederschlagen werden, erscheinen Investitionen in die eigene Umweltverbund-Infrastruktur (und somit in die eigene Standortqualität) gegenüber dem Zukauf von CO2-Zertifikaten, um vieles zweckmäßiger. Doch die ÖBB macht das Gegenteil und sperrt Bahnen zu anstatt den öffentlichen Verkehr großräumig auszubauen - und das trifft nicht nur die Regionen. So soll auch eine der beiden IC-Verbindungen Graz - Linz eingestellt werden.

Der Österreichische Städtebund spricht sich daher entschieden gegen eine Schließung der Regionalbahnen und gegen die geplante Einstellung der IC-Verbidnung Graz- Linz aus. Vielmehr wird gefordert, dass Städten und Gemeinden je nach Größe, Struktur und zentralörtlicher Funktion ein Anrecht auf gesicherte, mehrjährige Mittelzusagen für Umweltverbund-Projekte gewährt werden. Dadurch wird die Planungssicherheit wesentlich erhöht und die jeweilige Gebietskörperschaft in die Lage versetzt, langjährige Projekte in Angriff zu nehmen.

Der Österreichische Städtebund ist die kommunale Interessenvertretung von insgesamt 250 Städten und größeren Gemeinden.
     
Informationen: http://www.staedtebund.gv.at    
     
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