Jury-Entscheidung für zwei Projekte
Bregenz (vlk) - Im Rahmen des von der Vorarlberger Landesregierung ausgeschriebenen "Kunst und
Bau"-Ideenwettbewerbes zur künstlerischen Gestaltung der künftigen Baustelle des neuen Landesmuseums
in Bregenz hat die Jury ihre Entscheidung getroffen. Aus insgesamt 51 Vorschlägen von Kunstschaffenden
aus dem In- und Ausland fiel die Wahl auf die Projekte von Maria Anwander und Karl-Heinz Ströhle. Beide Künstler
stammen aus Vorarlberg und leben in Wien. Maria Anwander wird die Gestaltung des Bauzaunes übernehmen, während
Karl-Heinz Ströhle die Gerüstfläche bearbeiten wird.
Für Kulturreferent Landesstatthalter Markus Wallner hat die Verknüpfung von Kunst und Bau im Falle des
Landesmuseums eine besondere Bedeutung: "Hier soll ein modernes und lebendiges Museum für Vorarlberg
entstehen, das zur Identität unseres Landes beiträgt und gleichzeitig den grenzüberschreitenden
Bezug herstellt. Das wollen wir bereits während der Bauphase zum Ausdruck bringen." In den "Kunst
und Bau"-Richtlinien ist festgelegt, dass bei Landeshochbauten ein Prozent der Baukosten für Kunst investiert
wird.
Beim Projekt KUNST AM ZAUN von Maria Anwander (geboren 1980 in Bregenz) soll jedes der derzeit 10.953 Werke des
Landesmuseums – Stiche, Gemälde, Zeichnungen, Lithografien, Reproduktionen, Plastiken, Objekte, Skulpturen
sowie künstlerische Fotografien – in Form eines auf den Bauzaun montierten Titelschildes präsentiert
werden. "Als Museum ohne Werke bilden die Titelschilder eine Projektionsfläche für Erinnerungen
und Vorstellungen zu einzelnen Arbeiten oder wecken das Interesse daran sich mit ihnen auseinander zu setzen. Für
nicht ortskundige Personen erschließt sich die Baustelle hinter dem Bauzaun durch die vollständige Präsentation
aller künstlerischen Arbeiten im Sammlungsbestand und wird damit zur größten Kunstausstellung Vorarlbergs
frei nach dem Musée Imaginaire von André Malraux", heißt es in der Begründung der
Jury. Durch die projektbezogene Digitalisierung des VLM-Kunst-Archivs trägt diese Arbeit auch wesentlich zur
Aufarbeitung der Sammlung bei. In diesem "Work in Progress" lässt sich der jeweilige Stand und Fortschritt
der Aufarbeitung kontinuierlich verfolgen.
Die Intention des Projekts von Karl-Heinz Ströhle (geboren 1957 in Bregenz) ist, das Landesmuseum während
seiner mehrjährigen Aus- und Neubauphase nicht aus den Augen und damit auch aus dem Sinn des Publikums geraten
zu lassen. "Seine strenge, einfache, aber wirkungsvolle Gestaltung des Baunetzes hebt sich klar von üblichen
bildhaften oder textlichen, meist werblichen Lösungen ab. Das abstrakte Streifenmuster verweist auf Kunst
und erzeugt durch einen optischen Effekt räumliche Schwingungen, die Assoziationen mit einem Vorhang hervorrufen",
findet die Jury. Dadurch "kündigen die bedruckten Bauplanen — gleich einem Theatervorhang — die bevorstehende
Neueröffnung an".
Als wesentlich für ihre Entscheidung gibt die Jury auch an, "dass sich die beiden Projekte auf überzeugende
Weise in ihrer konzeptuellen Stringenz und formalen Klarheit ergänzen". An der Sitzung nahmen neben den
sechs bestellten Mitgliedern des Beirates für "Kunst und Bau" - Werner Grabher, Leiter der Kulturabteilung
des Landes; Peter Jamer, Leiter der Abteilung Hochbau und Gebäudewirtschaft; Professor Edelbert Köb,
Direktor des Museums für moderne Kunst, Wien; Willi Meusburger, Präsident der Berufsvereinigung der Bildenden
Künstlerinnen und Künstler Vorarlbergs; Professor Brigitte Kowanz, Künstlerin und Universitätsprofessorin;
Arno Ritter, Leiter von aut. architektur und tirol - auch die Architekten Anton Nachbaur und Andreas Cukrowicz
sowie der Direktor des Vorarlberger Landesmuseums, Tobias G. Natter, teil.
Der Bau des neuen Landesmuseums wird voraussichtlich von Frühjahr 2010 bis Sommer 2012 dauern. Das Land stellt
für die Realisierung der beiden Kunstprojekte in Summe bis zu 200.000 Euro zur Verfügung. |