Experten diskutieren im Parlament über neue Herausforderungen
Wien (pk) - Der Österreichische Datenschutzrat ist 30 Jahre nach seiner Einrichtung mit neuen
Herausforderungen konfrontiert. Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung im Parlament setzten sich Experten mit
der Frage auseinander, ob angesichts der jüngsten Entwicklungen in den Kommunikationstechnologien effizienter
Datenschutz heute noch möglich ist.
Parlamentsdirektor Georg Posch erinnerte in Vertretung von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer in seinen
Begrüßungsworten daran, dass Österreich mit dem Beschluss des Datenschutzgesetzes im Jahr 1978
international federführend war, gab darüber hinaus aber auch zu bedenken, dass sich die Probleme in den
letzten dreißig Jahren gravierend verändert hatten. Durch externe Faktoren wie etwa das Internet, aber
auch einen international durchaus unterschiedlichen Zugang zum Datenschutz würden auf den Datenschutzrat viele
neue Aufgaben zukommen. Er, Posch, sei überzeugt, dass der Rat seine Arbeit auch in Zukunft hervorragend bewältigen
werde.
Harald Wögerbauer (Vorsitzender der Österreichischen Datenschutzrats) umriss in seinem Einleitungsreferat
die Herausforderungen mit dem Hinweis darauf, dass vor dreißig Jahren nur ein kleiner Bereich Gegenstand
des Datenschutzes gewesen sei, die rasante technische Entwicklung der letzten Jahre nun aber das Anwendungsfeld
wesentlich erweitert habe. Er betonte in diesem Zusammenhang, die Datenschützer wollten nicht den technischen
Fortschritt verhindern, sondern vielmehr dem Missbrauch hintanhalten. Handlungsbedarf sah Wögerbauer dabei
vor allem in zwei Bereichen: So gehe es einerseits um die Bewusstseinsbildung über die Gefahren, denen sich
insbesondere Internet-User aussetzen. Andererseits gelte es, dem technischen Fortschritt durch neue Gesetzgebung
und Maßnahmen der Kontrolle zu begleiten, ohne dass es dabei zu einem Polizeistaat kommt, unterstrich er.
Rudolf Bretschneider entnahm aus einer aktuellen Euro-Barometer-Umfrage, dass der Anteil jener Personen, die sich
über Datenschutzprobleme besorgt zeigen, in Österreich im Vergleich zu den übrigen EU-Staaten überdurchschnittlich
hoch ist und in den letzten fünf Jahren sogar noch zugenommen hat, was er auf den rapiden Zuwachs des Internetzuganges,
aber auch auf die Einführung der E-Card zurückführte. So seien etwa zwei Drittel hinsichtlich der
Datensicherheit im Internet besorgt, bei Jugendlichen hingegen sei dieses Problembewusstsein nicht besonders ausgeprägt.
Beschränkungen des Datenschutzes wiederum würden weitgehend akzeptiert, wenn sie dem Kampf gegen den
internationalen Terrorismus dienen, gab Bretschneider überdies bekannt. Weiters gehe aus der Euro-Barometer-Umfrage
hervor, dass nur eine Minderheit über ihre Rechte im Datenschutz Bescheid wisse.
Gerald Reischl befasste sich mit dem Schutz der Privatsphäre in der Zeit von Google, Facebook und Co. und
kam zu dem Schluss, dass soziale Netzwerkportale die Privatsphäre gefährden, wobei er vom Phänomen
des "Daten-Striptease" sprach. Er ortete das Problem vor allem darin, dass die User freiwillig intimste
persönliche Daten ins Netz stellen, ohne sich des damit verbundenen Risikos bewusst zu werden. Dazu komme
noch, dass Google die Daten ohne das Wissen der Betroffenen sammle. Niemand sei sich im Klaren darüber, was
mit seinen Daten passiert, wer dazu Zugriff habe. Reischl warnte, Google gehe es darum, alles, was sich im Internet
abspielt, zu kontrollieren, wobei der Datenschutz in der Philosophie des Unternehmens nur eine untergeordnete Rolle
spiele. Den Politikern wiederum warf er vor, die Gefahren nicht erkannt zu haben oder von der Komplexität
der Materie einfach überfordert zu sein. Er forderte zudem eine Aufklärung insbesondere der Jugend und
betonte, die Internet-User müssten wissen, was mit ihren Daten alles geschehen kann.
Im Anschluss an ihre Statements diskutierten die Referenten im Rahmen eines Podiumsgesprächs mit Johann Maier
(SP-Abgeordneter), Harald Waupotitsch und Ingrid Brodnig über die Herausforderungen, denen der Datenschutz
heute gegenübersteht, sowie über mögliche Antworten von Seiten der Politik. |