Ende 2009 erreicht CEE wieder Wachstumszone –
Österreichischer Aktienmarkt erholt sich stärker als andere
Wien (rzb) - Quer über die Region in Zentral- und Osteuropa (CEE) sehen die Analysten der Raiffeisen
Zentralbank Österreich AG (RZB) die Wachstumszone Ende 2009 wieder erreicht. "Die Region um CEE findet
zu Jahresende wieder Anschluss an die globale Konjunkturerholung", sagte RZB-Chefanalyst Peter Brezinschek.
"Der österreichische Aktienmarkt entwickelte sich auch in der abgelaufenen Beobachtungsperiode beeindruckend
und stellte die etablierten westlichen Aktienmärkte in den Schatten", analysierte Birgit Kuras, Chefanalystin
der Raiffeisen Centrobank AG.
„Im Vergleich zu den derzeit niedrigen Erwartungen rechnen wir mit einer erfreulichen Berichtsaison, die einen
Katalysator für konjunktursensitive Titel darstellen kann“, erklärte Stefan Maxian, Head of Company Research
der Raiffeisen Centrobank AG.
Ende 2009 erreicht CEE wieder Wachstumszone
Nach den erheblichen Einbrüchen der Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr 2009 dürfte mit dem dritten
Quartal 2009 die Trendwende in CEE erreicht sein. Mit durchschnittlich minus 5,8 Prozent Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts
(BIP) ist Osteuropa im Gesamtjahr 2009 noch Schlusslicht im Emerging Market Vergleich. Auch die Daten für
USA (-2,6 Prozent) und Eurozone (-3,5 Prozent) sind höher. Das 2008 extreme Wachstum von durchschnittlich
5 Prozent stellt somit eine hohe Ausgangsbasis dar.
"Als große positive Ausnahme zeigt sich Polen mit dem einzigen BIP-Zuwachs in Europa", so Brezinschek.
Für 2010 signalisieren die aufgehellten Exportchancen, höhere Rohstoffpreise und eine entspanntere internationale
Finanzierungslage wieder BIP-Zuwächse in CEE. Dabei stechen vor allem für Russland und die Ukraine reale
Wachstumsraten um 3 Prozent hervor.
Trotz eines 22prozentigen Ausfuhranteils Osteuropas bei einer Exportquote von 60 Prozent des BIP konnte sich Österreich
mit -3,5 Prozent (2009) besser halten. Der Grund sind die Konjunkturprogramme mit rund 0,8 Prozentpunkten an BIP-Wachstum.
Auch der private Konsum (hohes Plus bei Realeinkommen) stützte diese Entwicklung.
Ab dem dritten Quartal zeigen die Vorlaufindikatoren erwartungsgemäß wieder Produktionszuwächse
an, die das Bruttoinlandsprodukt in 2010 um rund 1,5 Prozent ansteigen lassen sollten.
Auswirkung auf Geldpolitik und Währungen
In vielen CEE-Ländern sind die Budgetdefizite eine Wachstumsbremse, die 2010 in einigen großen Volkswirtschaften
noch zunimmt. Erfolgen die Sanierungen stark über Steuererhöhungen, belastet das die Inflationsrate und
auch die Währung bleibt fragil. Signifikante Abwertungsgefahr orten die Analysten im vierten Quartal jedoch
nur bei der ukrainischen Hryvnia. "Getragen von stabileren Wechselkursen sehen wir in Russland, Ungarn und
Rumänien noch klare Zinssenkungschancen.", so Brezinschek. Im Jahresverlauf 2010 erwartet er eine freundlichere
Tendenz der CEE-Währungen sowohl gegenüber Euro wie US-Dollar.
Auswirkung auf Aktienmärkte
Analog zur BIP-Entwicklung ist für die CEE-Unternehmen der Gewinnrückgang 2009 weit ausgeprägter
als in der Eurozone oder den USA. Trotz der massiven zweistelligen Einbrüche haben sich die Indizes der CEE-Börsen
der globalen Börsenrallye nicht nur angeschlossen: Sie ließen etablierten Märkte mit plus 23 bis
100 Prozent deutlich hinter sich.
Mit dem Anhalten der hohen Liquidität und Risikobereitschaft ist im vierten Quartal eine Fortsetzung der Kursanstiege
wahrscheinlich. Die RZB sieht Russland und Ungarn dabei in vorderster Reihe. Heuer paradoxerweise Performance-Schlusslicht,
hat Polen in 2010 wegen Privatisierungen und Überraschungseffekten bei aktuell niedrigen Gewinnschätzungen
Aufholchancen.
Österreichischer Aktienmarkt erholt sich stärker als andere etablierte Märkte
Der ATX profitierte in den vergangenen Monaten von deutlich angestiegenen Vorlaufindikatoren in den USA und in
Europa. Es gab weiters keine negativen Überraschungen bei der Quartalsberichterstattung österreichischer
Unternehmen. Zudem setzte sich auch das Auspreisen von Risiko in den osteuropäischen Ländern fort.
Trend zur Normalität wird stärker
Die Auftragseingänge weisen ein leichtes Plus auf. Bei den derzeit stark reduzierten Lagern dürfte bei
leichtem Anstieg der Industrieproduktion ein positiver Nachholeffekt eintreten. „Man darf derzeit zwar von einer
Erholung, aber noch nicht von einem Aufschwung sprechen. Der Tiefpunkt scheint aber durchschritten zu sein“, so
Kuras.
Für 2010 zeigt sich Kuras verhalten positiv, da es immer noch genug Hürden zu überwinden gibt. Die
Kapazitätsauslastung der Unternehmen liegt nach wie vor nur bei 73 Prozent. Das stellt den tiefsten Wert seit
der statistischen Erfassung dieser Daten dar. Auch für den privaten Konsum sieht Kuras ein leichtes Abflachen,
bedingt durch einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Positiver Trend bei Gewinnrevisionen
Die Gewinnentwicklung war im ersten Halbjahr stark auf Kostenminimierungs- und (im zweiten Quartal) wieder auf
Aufwertungseffekte zurückzuführen. Die Umsatzentwicklung blieb zumeist unter den Erwartungen. Für
das dritte und vierte Quartal erwartet Kuras einen robusten Aufholprozess. Für den ATX rechnet Kuras aktuell
mit einem Gewinnrückgang von 34,1 Prozent. Verglichen mit 2008. Bei einem Kurs/Gewinnverhältnis 2009
von 19,6 kann der ATX allerdings nicht mehr als günstig eingestuft werden.
Der Trend bei Schätzungsänderungen hat allerdings eindeutig ins Plus gedreht, weshalb eine bessere Gewinnentwicklung
durchaus wahrscheinlich erscheint. Das Investoreninteresse hat sich zudem schon auf das Jahr 2010 verlagert. Kuras
rechnet mit einem deutlichen Gewinnwachstum von rund vierzig Prozent, das sich mit einem Index KGV von rund 13
zu Buche schlägt. Auch wenn in den nächsten Monaten die Volatilität zunehmen wird, sollte der österreichische
Aktienmarkt eine positive Entwicklung aufzeigen. Ende 2009 erwartet Kuras den ATX bei rund 2800 Punkten. |