Superintendent Miklas: Erfolgsgeschichte der Evangelischen Kirche - Bischof Bünker: Hineinwirken
in verunsicherte Gesellschaft – Landeshauptmann Voves würdigt "Weg des Glaubens"
Leoben (epdÖ) - " Eine Epoche klingt aus. Neues setzt ein - so hatte Heimo Begusch die
Zeit unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg beschrieben, in der die erste konstituierende Superintendentialversammlung
im März 1947 in Leoben stattgefunden hat. Dieses Motto lässt sich auch über die heutige Superintendentialversammlung
stellen", sagte Bischof Michael Bünker in seiner Ansprache vor der Delegierten der steirischen Pfarrgemeinden
am Samstag, 10. Oktober, in Leoben. Unter dem Titel "… und wo bleibt die Freude?" wurde das Jubiläum
der 100. Sitzung der steirischen Superintendentialversammlung begangen.
Der Bischof betonte, dass die Kirchen heute durch gesellschaftliche, kulturelle und politische Entwicklungen vor
völlig neue Herausforderungen gestellt seien: "So wie auch unsere Evangelische Kirche A. B. in Österreich
stellen sich die evangelischen Kirchen weltweit diesen Herausforderungen", die mit Stichworten wie Traditionsabbruch
und Säkularismus zu beschreiben seien. Bünker: "Ich kann nur dankbar und voll Staunen bei jedem
Besuch in einer der vielen Gemeinden unserer Kirche feststellen, dass wir mit wunderbaren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
begabt sind, die ihre Zeit und ihre Fähigkeiten für diese gemeinsame Aufgabe zur Verfügung stellen."
Die Freude, evangelisch zu sein
"Wenn es uns eine Freude ist, evangelisch zu sein, wird dies ausstrahlen und hineinwirken in die verunsicherte
und zerrissene Gesellschaft. Die Ersten, die hier auf den Weg gelegt werden, sind MigrantInnen." So hätten
die Kirchen in Europa das Thema der Migration für das Jahr 2010 zum Schwerpunktthema gemacht. Bünker:
"Auch die Superintendenz Steiermark und viele Gemeinden haben hier Erfahrungen sammeln können, sehen
die Probleme durch fehlende Integrationsmaßnahmen und leisten ihren unverzichtbaren Beitrag für ein
friedliches Zusammenleben." Das gründe letztlich im Vertrauen, "das wir als Gemeinden und als Evangelische
zueinander haben. Dieses Vertrauen soll das Miteinander von Gemeinden und Superintendentialgemeinde prägen,
wie es auch das gesamte Leben der Evangelischen Kirche in Österreich prägt."
Miklas: Steirische Erfolgsgeschichte
"Die einhundertste Superintendentialversammlung ist Teil einer Erfolgsgeschichte, und ich danke Ihnen und
euch für das presbyteriale und synodale Engagement, das dazu beiträgt", sagte der steirische Superintendent
Hermann Miklas in seinem Bericht gegenüber der Superintendentialversammlung. In keiner Diözese gebe es
eine so große Bandbreite an Gemeinden und Richtungen. Er sei stolz darauf, Superintendent dieser Diözese
zu sein. Die demokratische Struktur sei das "Markenzeichen der evangelischen Kirchen" und es gelte, dieses
Markenzeichen nach außen zu zeigen, "auch als bewusstes Gegensignal gegen die Demokratieverdrossenheit".
Oftmals scheine die Freude "ein wenig abhanden gekommen zu sein", eröffnete die Superintendentialkuratorin
der Steiermark, Evi Lintner, ihr Grußwort. "Dabei sind wir doch alle mit Freude und Elan für den
Beruf und das Ehrenamt angetreten". Sie wolle nicht der Spaßgesellschaft "das Wort reden, aber
ich bin der tiefen Überzeugung, dass Freude wirklich etwas Elementares im Leben von uns Menschen ist."
Es gehe dabei um eine "differenzierte Freude, die tief in unserem Inneren Platz findet."
Neues Leitbild der Superintendentur
Präsentiert wurde auch das neue Leitbild der Superintendentur Steiermark, in dem es unterem heißt:
"Wir koordinieren und vernetzen Initiativen aus Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen." Es gehe darum,
die Aufgaben der mittleren Ebene zwischen Kirchenleitung in Wien und den Gemeinden in der Diözese zu definieren.
So sieht sich die Superintendenz auch als "Garant des Subsidiaritätsprinzips."
Während der Festsitzung hat Superintendent Miklas, der in diesen Tagen auch sein zehnjähriges Amtsjubiläum
als Superintendent feiert, von allen Gemeinden Stoffstücke geschenkt bekommen, um daraus einen Kilt nähen
zu lassen. Außerdem gab es eine Magnum Flasche Sekt "für ein schönes gemeinsames Fest",
wie es Senior Gerhard Krömer ausdrückte.
Landeshauptmann Voves: Kirche als Ort, um Kraft zu tanken
"Ich suche die Kirche als Ort des Kraft-Tankens. In Zeiten, in denen das Individuum viel zu sehr im Vordergrund
steht und wichtig genommen wird, ist es wichtig, eine solche Tankstelle zu haben", sagte der steirische Landeshauptmann
Franz Voves. Der Landeshauptmann betonte in seiner Grußbotschaft "den sehr guten Weg des Glaubens, den
wir in der Steiermark gehen." Voves gratulierte der Evangelischen Kirche zu ihrem "schönen Jubiläum"
und wünschte einen erfolgreichen Weg für die Zukunft."
Stadtrat Harald Tischhardt betonte in seiner Ansprache, dass es "gelingen möge, die Kirchentrennungen
zu überwinden, "denn wir brauchen kein wehrhaftes sondern ein geeintes Christentum." Das "sehr
gute ökumenische Verhältnis in der Steiermark" unterstrich der römisch-katholische Diözesanbischof
Egon Kapellari in seinem Grußwort, das von Weihbischof Franz Lackner verlesen wurde.
Umfangreiches Festprogramm mit Diskussionen und Liedbeiträgen
Nach den zahlreichen weiteren Grußworten folgte der Festvortrag des Kabarettisten Jörg-Martin
Willnauer, der neuneinhalb Thesen zur Freude aufstellte. These eins: "Comedy ist überall, die Spaßgesellschaft
aber hat Risse bekommen. Comedy verdrängt die Freude." Unter der Moderation von Thomas Götz von
der Kleinen Zeitung diskutierten anschließend zum Thema Freude die Theologin Susanne Heine, Publizist Peter
Pawlowsky, Superintendent Hermann Miklas, Kulturjournalist Claus Philipp und Prälatin Gabriele Wulz aus Ulm
in Deutschland.
Begonnen hat der Tag der 100. Superintendentialversammlung mit einem Platzkonzert vor der Gustav-Adolf-Kirche in
Leoben und einem Festgottesdienst, bei dem Prälatin Gabriele Wulz die Predigt gehalten hat. Das künstlerische
Rahmenprogramm mit Licht- und Klangoasen und einem Konzert der „Liederlichen“ hat den außergewöhnlichen
Hintergrund für dieses steirische Jubiläumsfest geliefert. |