Jahrelang habe es in Österreich einen "Antiatom-Konsens" gegeben
Wien (grüne) - Die Grünen haben am 06.10. abermals die Umwelt- und Klimapolitik
der Regierung kritisiert. Vor allem im Zusammenhang mit dem Ausbau des umstrittenen slowakischen Atomkraftwerks
Mochovce sei die Regierung untätig, sagte Grünen-Chefin Eva Glawischnig bei einer Pressekonferenz. Österreich
importiere immer mehr Atomstrom, außerdem seien heimische Unternehmen an der Errichtung der Reaktorblöcke
3 und 4 in Mochovce beteiligt.
Jahrelang habe es in Österreich einen "Antiatom-Konsens" gegeben, meinte Glawischnig. Dieser sei
immer brüchiger geworden, "jetzt existiert er nicht mehr". So seien etwa im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung
(UVP) für Mochovce, deren Einspruchsfrist am heutigen Dienstag endet, "keine echten Initiativen"
der Regierung erfolgt. Die Grünen äußerten den Verdacht, dass die Gründe dafür einerseits
steigende Atomstrom-Importe und andererseits wirtschaftliche Interessen österreichischer Unternehmen - konkret
nannte Glawischnig Raiffeisen, Uniqa und Strabag - in Mochovce seien.
Das gesamte UVP-Verfahren sei eine "Farce", meinte auch die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner.
Bei einem Hearing in Wien sei Umweltminister Niki Berlakovich (ÖVP) schon vor den ersten Fragen wieder gegangen,
er habe die Veranstaltung lediglich "zur Selbstdarstellung missbraucht". "Wir fordern ein klares
Vorgehen der Regierung", außerdem solle diese ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Slowakei einleiten,
damit deren UVP-Gesetz "auf EU-Standard" gebracht werde, so Brunner.
Österreich riskiere international seine Glaubwürdigkeit in der Umweltpolitik, kritisierte Glawischnig.
Dies sei vor allem im Hinblick auf die Klimakonferenz der UNO im Dezember dieses Jahres problematisch. Dort würden
nämlich die Weichen für den globalen Klimaschutz des kommenden Jahrzehnts gestellt. Wenn die Regierung
weiter untätig bleibe, "werden wir mit leeren Händen nach Kopenhagen fahren", so Brunner.
Als Vorbereitung auf die Klimaschutzkonferenz wollen die Grünen in der heutigen Sitzung des Umweltausschusses
im Parlament ein Klimaschutzpaket vorschlagen, das unter anderem ein Gesetz mit langfristigen verbindlichen Zielen
vorsieht. Brunner wird sich außerdem der Wahl zur neuen Vorsitzenden des Ausschusses stellen, nachdem Glawischnig
diese Position nach über sechs Jahren zurücklegt. Sollte sie gewählt werden, wolle sie sich auch
dafür einsetzen, dass Mitglieder des Umweltausschusses an der UNO-Konferenz teilnehmen dürfen, sagte
Brunner. |