Fischer: "Vielfalt der Religionen bereichert Österreich"   

erstellt am
19. 10. 09

Bundespräsident empfing in der Hofburg Vertreter der altorientalischen Kirchen in Österreich =
Wien (pew) - Als "wertvolle Bereicherung" hat Bundespräsident Heinz Fischer die Vielfalt an Religionen und Kulturen in Österreich bezeichnet. Bei einem Empfang für hochrangige Vertreter der armenisch-apostolischen, koptischen und syrisch-orthodoxen Kirche in der Hofburg würdigte Fischer alle Bemühungen um ein respektvolles Zusammenleben im Land. Besonders hob er in diesem Zusammenhang Kardinal Franz König und die vom ihm errichtete Stiftung "Pro Oriente" hervor.

Der syrisch-orthodoxe Chorbischof Emanuel Aydin würdigte gegenüber dem Bundespräsidenten die in Österreich herrschende Toleranz und demokratische Kultur. Diese habe es der syrisch-orthodoxen Kirche ermöglicht, in der Diaspora ihre Identität zu bewahren. Aydin erinnerte daran, dass 1974 in Wien-Lainz mit der Unterstützung von Kardinal König die erste syrisch-orthodoxe Gemeinde errichtet wurde. Damals wurde die alte Lainzer Pfarrkirche der syrisch-orthodoxen Kirche übergeben.

Der koptische Bischof in Österreich, Mar Gabriel, dankte Bundespräsident Fischer für die Unterstützung im Vorfeld der staatlichen Anerkennung der koptisch-orthodoxen Kirche im Jahre 2003, als Fischer noch Nationalratspräsident war. "Wir sind stolz, hier in einem Land mit einem offenen Herzen für viele Kulturen und Religionen zu leben", sagte Mar Gabriel wörtlich.

Der armenisch-apostolische Erzbischof Mesrob Krikorian unterstrich die lange Tradition der armenisch-österreichischen Beziehungen, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Rund 6.000 Armenier leben derzeit in Österreich, so Krikorian. Er erwähnte in seiner Rede auch den Völkermord der jungtürkischen Regierung an den Armeniern im Ersten Weltkrieg und sprach sich für eine offizielle Anerkennung des Genozids durch Österreich aus.

Rund 150 Vertreter der drei altorientalischen Kirchen und der Ökumene waren zum Empfang gekommen. Musikalisch umrahmt wurde er von christlich-orientalischen Gesängen.

"Stolz, in Österreich leben zu können"
Erzbischof Krikorian erinnerte daran, dass nach dem Ende des kilikischen Königreichs 1375 Armenier auch nach Mitteleuropa geflohen waren, um die Unterstützung der Habsburger zu erlangen. Auch Ioannes Diodato, dem 1683 nach dem Ende der osmanischen Belagerung die Lizenz zum Kaffee-Ausschank in Wien erteilt wurde, sei Armenier gewesen. Joseph II. habe 1783, als er nach der Annexion der Bukovina in Suceava einen armenischen Gottesdienst besuchte, ausdrücklich befohlen, alle Nachforschungen über die religiöse Einstellung der Armenier einzustellen. Die 6.000 Armenier im heutigen Österreich seien Volk und Regierung für die "freundliche Wertschätzung" dankbar, betonte Krikorian. Der Wunsch der Armenier sei es, sich in die österreichische Gesellschaft zu integrieren, aber auch ihre nationalkirchlichen Traditionen zu bewahren.

Ebenso wie Erzbischof Krikorian betonte Chorbischof Aydin den "apostolischen Ursprung" der Christen des Orients. Die Christen des Orients seien voll Trauer, weil sie in der Heimat jahrhundertelang von Unterdrückung und Zwangsbekehrung bedroht waren, sie seien aber auch voll Stolz, dass sie trotzdem ihr Erbe bewahren konnten - "auch in der Diaspora". Wörtlich sagte Bischof Aydin: "Wir sehen, dass der alte, entwurzelte Baum wieder aufblüht". Mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren sei die syrisch-orthodoxe Kirche in Österreich eine junge, sich vergrößernde Gemeinde".

Der koptisch-orthodoxe Bischof Mar Gabriel erinnerte daran, dass die koptische Kirche die älteste Kirche Afrikas ist. Derzeit gebe es zwölf Millionen Kopten in Ägypten und zwei Millionen in der Diaspora. In Österreich hätten die koptischen Christen - rund 6.000 Gläubige - sieben Gotteshäuser und das Kloster in Obersiebenbrunn (Niederösterreich) errichtet. "Wir sind stolz, in einem Land wie Österreich leben zu können", sagte der koptische Bischof.
     
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