Bundespräsident empfing in der Hofburg Vertreter der altorientalischen Kirchen in Österreich
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Wien (pew) - Als "wertvolle Bereicherung" hat Bundespräsident Heinz Fischer die Vielfalt
an Religionen und Kulturen in Österreich bezeichnet. Bei einem Empfang für hochrangige Vertreter der
armenisch-apostolischen, koptischen und syrisch-orthodoxen Kirche in der Hofburg würdigte Fischer alle Bemühungen
um ein respektvolles Zusammenleben im Land. Besonders hob er in diesem Zusammenhang Kardinal Franz König und
die vom ihm errichtete Stiftung "Pro Oriente" hervor.
Der syrisch-orthodoxe Chorbischof Emanuel Aydin würdigte gegenüber dem Bundespräsidenten die in
Österreich herrschende Toleranz und demokratische Kultur. Diese habe es der syrisch-orthodoxen Kirche ermöglicht,
in der Diaspora ihre Identität zu bewahren. Aydin erinnerte daran, dass 1974 in Wien-Lainz mit der Unterstützung
von Kardinal König die erste syrisch-orthodoxe Gemeinde errichtet wurde. Damals wurde die alte Lainzer Pfarrkirche
der syrisch-orthodoxen Kirche übergeben.
Der koptische Bischof in Österreich, Mar Gabriel, dankte Bundespräsident Fischer für die Unterstützung
im Vorfeld der staatlichen Anerkennung der koptisch-orthodoxen Kirche im Jahre 2003, als Fischer noch Nationalratspräsident
war. "Wir sind stolz, hier in einem Land mit einem offenen Herzen für viele Kulturen und Religionen zu
leben", sagte Mar Gabriel wörtlich.
Der armenisch-apostolische Erzbischof Mesrob Krikorian unterstrich die lange Tradition der armenisch-österreichischen
Beziehungen, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Rund 6.000 Armenier leben derzeit in Österreich,
so Krikorian. Er erwähnte in seiner Rede auch den Völkermord der jungtürkischen Regierung an den
Armeniern im Ersten Weltkrieg und sprach sich für eine offizielle Anerkennung des Genozids durch Österreich
aus.
Rund 150 Vertreter der drei altorientalischen Kirchen und der Ökumene waren zum Empfang gekommen. Musikalisch
umrahmt wurde er von christlich-orientalischen Gesängen.
"Stolz, in Österreich leben zu können"
Erzbischof Krikorian erinnerte daran, dass nach dem Ende des kilikischen Königreichs 1375 Armenier
auch nach Mitteleuropa geflohen waren, um die Unterstützung der Habsburger zu erlangen. Auch Ioannes Diodato,
dem 1683 nach dem Ende der osmanischen Belagerung die Lizenz zum Kaffee-Ausschank in Wien erteilt wurde, sei Armenier
gewesen. Joseph II. habe 1783, als er nach der Annexion der Bukovina in Suceava einen armenischen Gottesdienst
besuchte, ausdrücklich befohlen, alle Nachforschungen über die religiöse Einstellung der Armenier
einzustellen. Die 6.000 Armenier im heutigen Österreich seien Volk und Regierung für die "freundliche
Wertschätzung" dankbar, betonte Krikorian. Der Wunsch der Armenier sei es, sich in die österreichische
Gesellschaft zu integrieren, aber auch ihre nationalkirchlichen Traditionen zu bewahren.
Ebenso wie Erzbischof Krikorian betonte Chorbischof Aydin den "apostolischen Ursprung" der Christen des
Orients. Die Christen des Orients seien voll Trauer, weil sie in der Heimat jahrhundertelang von Unterdrückung
und Zwangsbekehrung bedroht waren, sie seien aber auch voll Stolz, dass sie trotzdem ihr Erbe bewahren konnten
- "auch in der Diaspora". Wörtlich sagte Bischof Aydin: "Wir sehen, dass der alte, entwurzelte
Baum wieder aufblüht". Mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren sei die syrisch-orthodoxe Kirche in
Österreich eine junge, sich vergrößernde Gemeinde".
Der koptisch-orthodoxe Bischof Mar Gabriel erinnerte daran, dass die koptische Kirche die älteste Kirche Afrikas
ist. Derzeit gebe es zwölf Millionen Kopten in Ägypten und zwei Millionen in der Diaspora. In Österreich
hätten die koptischen Christen - rund 6.000 Gläubige - sieben Gotteshäuser und das Kloster in Obersiebenbrunn
(Niederösterreich) errichtet. "Wir sind stolz, in einem Land wie Österreich leben zu können",
sagte der koptische Bischof. |