Studienbedingungen an Österreich Universitäten  

erstellt am
16 10. 09

 Hahn präsentiert 3-Schritte-Plan für faire Studienbedingungen
Unterstützung für Unis die um Zugangsbeschränkungen ansuchen
Wien (bmwf) - Im Hinblick auf die Situation an den österreichischen Universitäten zu Semesterbeginn hat Wissenschaftsminister Johannes Hahn am 15.10. einen 3-Schritte Plan für faire Studienbedingungen vorgestellt. "Um unser gemeinsames Ziel mehr jungen Menschen den Abschluss eines Studiums unter fairen Bedingungen und in guter Zeit zu ermöglichen, müssen wir drei Schritte setzen. Klare Spielregeln, bessere Information der Studierenden und eine größere finanzielle Unterstützung der Studierenden bei gleichzeitig fairen Beiträgen, für jene die sie leisten können", beschrieb der Wissenschaftsminister seinen 3-Schritte Plan.

Aktuell rechnen Expert/inn/en des Wissenschaftsministeriums mit einem Anstieg der Studierendenzahlen im beginnenden Wintersemester von rund 20 % auf 285.000 bis 300.000 Studentinnen und Studenten. Die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger wird auf 45.000 bis 50.000 geschätzt, ein Plus von etwa 15 % im Vergleich zum Vorjahr. Trotz der gestiegenen Budgets der Universitäten könne kein System einen solchen Anstieg ohne Auswirkungen verkraften, so Hahn, der heute mit einem 3-Schritte-Plan seine weitere Vorgangsweise skizzierte.


3-Schritte-Plan als gesamthafter Lösungsweg
Punkt Eins des 3-Schritte-Plans betrifft die fairen Spielregeln und damit vor allem die Nutzung der Möglichkeiten im Rahmen der von ÖVP und SPÖ beschlossenen UG-Novelle, die mit 1. Oktober in Kraft trat. Diese sieht vor, dass in Studienfächern, in denen auf Grund des deutschen Numerus clausus und der dadurch nach Österreich kommenden deutschen Studierenden unverantwortbare Studienbedingungen herrschen, die Universitäten einen Antrag auf Zulassungsbeschränkungen stellen können.

Hahn berichtete, dass ein erster solcher Antrag von den Universitäten Wien, Klagenfurt und Salzburg für das Fach der Kommunikationswissenschaften eingebracht werde. "Ich sichere den Universitäten für diesen Schritt meine vollste Unterstützung zu", so der Wissenschaftsminister.

Als zweiten wesentlichen Schritt nannte Hahn den Ausbau der Studierendenberatung an den Schulen. Hier werden die Arbeiten zum flächendeckenden Ausbau der "Studienchecker" intensiviert. "Jede/r Maturant/innen, die/der die Schule verlässt, soll umfassend und individuell über die Möglichkeiten an den Universitäten und Hochschulen informiert worden sein", lautet das Ziel des Wissenschaftsministers.

Ausbau der finanziellen Unterstützung bei fairen Beiträgen Als abschließenden Teil seines 3 Schritte Plans bekräftigte Hahn seinen Vorschlag, das Stipendienwesen in Österreich bei gleichzeitiger Einführung fairer Studienbeiträge massiv auszubauen. Diese hätten über ihren positiven Lenkungseffekt dazu geführt, dass Studierende erfolgreicher und rascher ihr Studium abschlossen, so Hahn, der auf die vorliegenden Zahlen zwischen den Jahren 2000 und 2008 verwies.

So stieg die Zahl der Studienabschlüsse in diesem Zeitraum von rund 15.500 im Jahr 2000 auf etwa 24.000 im Jahr 2008. Der Anteil der prüfungsaktiven Studierenden wuchs von 65 % auf 85 %, gleichzeitig verbesserte sich die durchschnittliche Studienzeit von 14 auf 12 Semester.

"Ich freue mich als Wissenschaftsminister über jeden jungen Menschen, der an der Universität sein Studium beginnt. Ich sehe es als meine zentrale Aufgabe gemeinsam mit den Unis dafür zu sorgen, dass jede und jeder der auch wirklich studieren will, das auch kann. Das ist das Ziel des heute vorgestellten 3-Schritte-Plans", schloss der Wissenschaftsminister.

 

Kuntzl: Hahn soll handeln nicht Scheingefechte führen
Finanzminister soll Mittel zur besseren finanziellen Ausstattung der österreichischen Universitäten zur Verfügung stellen
Wien (sk) -
"Die Wiedereinführung von Aufnahmeverfahren, in vom Andrang deutscher Numerus clausus-Flüchtlingen besonders betroffenen Studien, kann nur eine Notlösung sein", betonte SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl am 15.10. gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. "Bundesminister Hahn soll sich nicht mit dem Scheingefecht nach einer Wiedereinführung von Studiengebühren verzetteln, sondern endlich die Initiative für effektive Lösungen ergreifen", so Kuntzl.

Es sei erfreulich, wenn Finanzminister Pröll sich in seiner Rede einen Nobelpreis wünsche und die Bedeutung von Investitionen in Wissenschaft und Forschung betone. Als Finanzminister sei er aber nun selber am Zug, dies auch zu ermöglichen, führte die SPÖ-Abgeordnete weiter aus. "Wissenschaftsminister Hahn soll nicht Scheingefechte führen, sondern umgehend ganz konkret drei Maßnahmen zur Verbesserung der Situation an Österreichs Universitäten in Angriff nehmen: Erstens soll Bundesminister Hahn unverzüglich Verhandlungen mit Deutschland über Ausgleichszahlungen aufnehmen.

Zweitens muss Hahn im nächsten EU-Bildungsministerrat eine europäische Lösung einfordern. Da auch andere Staaten auf Grund von Großenunterschieden zu Nachbarstaaten mit ähnlichen Problemen kämpfen, ist hier eine grundsätzliche Lösung gefragt, die unterschiedliche Größenverhältnisse berücksichtigt.

Drittens soll der Finanzminister Mittel zur besseren finanziellen Ausstattung der österreichischen Universitäten zur Verfügung stellen. Dann können wir uns in einigen Jahren vielleicht gemeinsam über einen österreichischen Nobelpreis freuen", so Kuntzl abschließend.

 

Scheuch: Uni-Scheck und Studiengebühren statt Uni-Chaos
Österreichische Maturanten mit Uni-Scheck belohnen
Klagenfurt (bzö) - Nach der Aufhebung der Studiengebühren überschwemmen Studenten aus dem Ausland die österreichischen Universitäten. In Klagenfurt gibt es heuer um ein Drittel mehr Studienanfänger als im Vorjahr. Angesichts dieses für Studenten unzumutbaren Chaos fordert BZÖ-LPO Dipl.-Ing. Uwe Scheuch die Wiedereinführung der Studiengebühren und einen Uni-Scheck für österreichische Maturanten. "Jeder, der in Österreich maturiert oder erfolgreich die Studienreifeprüfung ablegt, soll als Belohnung einen Uni-Scheck bekommen - in der Höhe von 4.620 Euro. Gleichzeitig werden im 1. Semester Studiengebühren von 5.000 Euro eingeführt. Damit bliebe für die einheimischen Studenten ein Uni-Beitrag von 380 Euro, was im Gegenzug für bessere Studienbedingungen und einer Entlastung der Lehrveranstaltungen angemessen erscheint", forderte BZÖ-Bildungsreferent Scheuch.

Mit diesem System würde man die Finanzierung guter Bildungsstandards sichern, schließlich würden die Beiträge der rund 18.000 deutschen Studenten rund 90 Mio Euro in die Kasse spülen. Außerdem könne man verhindern, dass Numerus-Clausus-Flüchtlinge die heimischen Hörsäle überschwemmen, stellte Scheuch fest. "Österreichische Studenten müssen lange Wartezeiten bei Prüfungen auf sich nehmen. Und der heimische Steuerzahler fragt sich, warum er Deutschen und Schweizern die Ausbildung finanzieren muss. Österreich liegt im Herzen Europas und grenzt an 2 große deutschsprachige Nachbarländer. Solange es unterschiedliche Aufnahmebedingungen gibt, müssen wir uns Alternativen zur derzeitigen Uni-Flat-Rate überlegen. Denn auf Dauer ist das nicht finanzierbar", prognostizierte der BZÖ-Obmann. Der Anteil deutscher Studenten an den österreichischen Universitäten ist seit dem Jahr 2000 von 2,6 auf 7,3 Prozent im vergangenen Studienjahr gestiegen. Nächstes Jahr dürfte die Zahl wegen doppelter Maturajahrgänge in Bayern stark zunehmen.

Generelle Zugangsbeschränkungen oder Auswahlverfahren würden die Situation der österreichischen Studenten nicht verbessern, sondern nur die Zahl der Studenten verringern. "Der Uni-Scheck wäre da im Zusammenwirken mit Studiengebühren sicherlich das geeignetere Mittel. Mein Ziel ist ja, dass unsere heimischen Studenten bessere Bedingungen vorfinden. Schließlich zahlen Herr und Frau Österreicher für Ausbildungsstätten und Professoren - und nicht der deutsche oder Schweizer Steuerzahler. Ich hoffe jedenfalls, dass Minister Hahn trotz aller Brüsseler Ambitionen nicht auf unsere Studenten vergisst", schloss Scheuch.

 

 Waibel: Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen sind Wahnsinn!
Gras lehnt neuerlichen Vorstoß Hahns in Richtung Studiengebühren/Zugangsbeschränkungen entschieden ab.
Wien (grüne/gras) - "Nicht die Studierenden sind das Problem, sondern die mangelnden Studienplätze! Hahn soll das endlich erkennen!" so Gina Waibel von den Grünen und Alternativen StudentInnen. Wissenschaftsminister Hahns Strategie ist, die Universitäten zuerst finanziell auszuhungern um sie dann aufzufordern, Zugangsbeschränkungen zu beantragen. Damit setzt er seine Ideen um, ohne sich der Verantwortung zu stellen, tausenden Menschen den Zugang zu Bildung zu verwehren. Gleichzeitig will er durch die breite Wiedereinführung der Studiengebühren alle StudentInnen ohne finanziell priviligierte Eltern vom Studium fernhalten. Dass Studiengebühren selbst mit Stipendiensystem sozial selektiv sind, zeigt die Studierendensozialerhebung jedes Jahr aufs neue. "Minister Hahn macht genau das gleiche wie Gehrer! Wir brauchen endlich einen kompetenten Menschen an der Spitze des Wissenschaftsministeriums, dem Bildung ein Anliegen ist und der Universitäten und Studierende unterstützt, anstatt sie zu bekämpfen!" fordert Gina Waibel.

 

Wallerberger: Nein zu Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren
Ja zu Studienberatung und Ausbau der Stipendien
Wien (öh) - Genervt reagiert die ÖH Bundesvertretung auf die "fairen" Vorschläge Hahns für die Universitäten. "Hahn hat immer noch nicht gelernt, dass ein Anstieg der Studierendenzahlen wünschenswert ist!" sagt Thomas Wallerberger vom Vorsitzteam der ÖH Bundesvertretung. "Aus jeder internationalen Studie geht wieder und wieder hervor, dass Österreich zu wenig Studierende hat. Das Problem ist die Finanzierung der Universitäten", so Wallerberger weiter. Ähnliches ist zum Vorschlag von Karlheinz Töchterle, Rektor der Uni Innsbruck zu sagen: "Töchterles Vorschlag, flächendeckende Zugangsbeschränkungen für Studierende einzuführen, ist eine typische Rektoren-Reaktion", meint Sigrid Maurer vom ÖH-Vorsitzteam. "Die genannten Maßnahmen richten sich lediglich gegen die Studierenden und nicht gegen das Ministerium, das nicht bereit ist, die nötigen finanziellen Mittel bereitzustellen."

Positives kann das Vorsitzteam den Forderungen nach einem Ausbau des Stipendienwesens und der Studienberatung abgewinnen. "Die langjährigen Forderungen nach einer verbesserten Studien- und MaturantInnenberatung sowie einer Ausweitung der Stipendien werden endlich auch vom Ministerium aufgegriffen", freuen sich Wallerberger und Maurer. "Jetzt muss die Finanzierung dafür geschaffen werden. Mit der Wiedereinführung von Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen werden diese positiven Entwicklungen jedoch zunichte gemacht", so Maurer und Wallerberger unisono.
 

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