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JEF GEYS |
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Wien (kunstnet) - Die BAWAG Foundation freut sich, vom 22. Oktober bis 20. Dezember 2009 die erste Einzelausstellung
des belgischen Künstlers Jef Geys in Österreich zeigen zu können. Die Ausstellung wird bei freiem
Eintritt im Foundationsquartier, Wiedner Hauptstraße 15, 1040 Wien zu sehen sein. Jef Geys (geb. 1934 in Leopoldsburg) ist einer der einflussreichsten Künstler Belgiens. Geys hat einen Werkbegriff geprägt, der sich vom autonomen Kunstbegriff radikal distanziert und sich über kritische Analyse, Wissensvermittlung und die Aufhebung jeder Form von Hierarchie artikuliert. Seit mehr als vier Jahrzehnten stehen die Konstruktion sozialen Engagements, die Vermittlung gesellschaftspolitischer Zusammenhänge und die Grundsatzdiskussion über Inhalt, Form und Funktion der künstlerischen Sprache im Mittelpunkt seines Œuvres, welches das Betriebssystem Kunst grundlegend in Zweifel zieht. Für die Ausstellung in der BAWAG Foundation hat er seine Strategien konsequent fortgeführt und ein Konzept entwickelt, mit dem er das Agieren von Galerien und die Mechanismen des Kunstmarkts infrage stellt. So hat er die gesamte Kommissionsware von seiner Galerie in Belgien abgezogen und wird einen Teil davon im Rahmen der Installation Room 7 (2009) präsentieren. "Geys bezweifelt, ob es sinnvoll ist, dass Galerien Werke in Kommission nehmen, um sie dann gewissermaßen auf Eis zu legen. Die Werke werden nicht angekauft, die Galerie beteiligt sich nicht an den Produktionskosten, es gibt keine Leihvereinbarung, und es geht vor allem um die frühen Arbeiten des Künstlers, weil diese als am wertvollsten eingestuft werden. Warum die Galerie Bedingungen stellt, ist unklar. Handelt es sich um ein Entgelt für die Nutzung des Raums? Sind Kosten zu teilen? Gestaltet sich die Teilnahme an Kunstmessen (vor allem im Ausland) so teuer? […] Es wäre aber falsch zu meinen, dass es nur um Geld geht. Das hieße, Jef Geys und seine Argumentationslinie missverstehen. Mindestens ebenso wichtig ist das Gefühl, dass seine Arbeit von einem Respekt gegenüber Inhalten getragen wird und die vorläufige Einheit einer Ausstellung nur Bruchstück eines Ganzen ist, das alle persönlichen und gesellschaftlichen Tätigkeiten umfasst. Das gilt auch für die Ausstellung in der BAWAG Foundation. Das Projekt, das zum Teil im Abtransport aller Werke des Künstlers aus der Galerie Erna Hécey besteht, lässt eine ‚neue Verbindung' und einen neuen Zusammenhang entstehen." (Roland Patteeuw) Die zweite für Wien entwickelte Arbeit, Mein Vater, der General (2009), geht auf Geys' ersten Österreichaufenthalt zurück: Mit fünfzehn Jahren kam Geys nach Stoob, um beim Wiederaufbau der Kirche zu helfen. Er lernte Klara Zichy, die Tochter des Grafen Heinrich von Zichy, kennen - eine Begegnung, die sich 1982 wiederholte und ihn bis heute zu beschäftigen scheint. Was wurde aus Klara Zichy, und was wäre aus Geys geworden, hätte er es 1982 gewagt, sie um ein Rendezvous zu bitten? Bei Geys gibt es immer eine Geschichte - diese wurde zum Auslöser für die Wiener Ausstellung. Von Anfang an bestand der Kern von Geys Arbeit im sozialen Agieren, Kommunizieren und Positionieren innerhalb des sozialen Umfelds. Geys bedient sich partizipativer, provokanter und hermetischer Kommunikationsstrategien und schafft Situationen, in denen das Fragen wichtiger als das Antworten ist. Die Serie !Frauenfragen? (1965-2007) zum Beispiel begann mit soziopolitischen Fragen, die Geys seinen Schülerinnen in der Mädchenschule, an der er unterrichtet, stellte und die im Klassenzimmer hingen. Der Einladung einer sozialistischen Frauengruppe seines Heimatorts folgend stellte Geys die Fragen, anhand deren er den Status der feministischen Bewegung untersuchte, zum ersten Mal aus. Seither sind die 157 Fragen in 12 Sprachen übersetzt und in verschiedenen Ausstellungen in Europa und in den USA gezeigt worden. Die Liste wird in der BAWAG Foundation in mehreren Sprachen präsentiert und durch eine Videoinstallation ergänzt. Jef Geys künstlerische Arbeit ist untrennbar mit seiner Biografie verbunden. So sind seine Bilder, Fotografien, Skulpturen und Installationen häufig als serielle und unabgeschlossene Arbeitsprozesse konzipiert und gehen mit einer intensiven Tätigkeit des Archivierens einher. Er sammelt, nummeriert, notiert und kategorisiert alles rund um seine Projekte - Fotografien, Korrespondenz, Artikel zu verwandten Themen oder Objekte - und legt es in Ordnern ab. Besonders deutlich wird diese Praxis in dem Schwarz-Weiß-Film Day and Night and Day and… (2002), der auf der Documenta 11 in Kassel zu sehen war. 36 Stunden lang werden in langsamer Abfolge alle existierenden Fotografien des Künstlers seit 1958 gezeigt. Der Film stellt damit eine Steigerung seines Buchprojektes Al de zwart-wit Fotos tot 1998 (Alle Schwarz-Weiß-Fotos vor 1998) dar: eines Archivs aus Szenen seines Lebens, das zwischen Privatem und Öffentlichem hin und her springt. Der Film kann schwer in seiner vollen Länge erfasst werden, betont aber in der bewegten Aneinanderreihung statischer Bilder den monotonen Ablauf der Zeit. |
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Informationen: http://www.bawag-foundation.at | ||
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