Der ORF auf dem Prüfstand des Rechnungshofausschusses
Wien (pk) - Die Abgeordneten des Rechnungshofausschusses befassten sich in ihrer Sitzung am 15.10.
mit dem Bericht des Rechnungshofes betreffend die Prüfung des ORF. Dem Österreichischen Rundfunk fehle
nach wie vor eine umfassende Gesamtstrategie, was ineffiziente Organisationsstrukturen, nicht realisierte Einsparungspotenziale
und hohe Personalkosten zur Folge habe, heißt es darin kritisch. Aufgrund der laufenden Veränderungen
in der Medienlandschaft und des wachsenden Wettbewerbsdrucks sei aber für die langfristige Zukunftssicherung
des ORF die Erarbeitung eines strategischen Gesamtkonzepts, aus dem sich auch die Detailstrategien ableiten, unumgänglich,
mahnt der Rechnungshof in seinem Bericht.
In der Debatte bemerkte Abgeordneter Alois Gradauer (F), er fühle sich beim Studium dieses Berichts an die
AUA erinnert, und sprach von Misswirtschaft und programmierter Pleite. Der ORF sei mit politischer Deckung zum
Selbstbedienungsladen für ganze Mannschaften bis hin zu den Vorständen geworden, kritisierte er und fügte
an, angesichts dieser Zustände brauche man sich über das schlechte wirtschaftliche Ergebnis nicht zu
wundern.
Abgeordneter Hermann Gahr (V) appellierte an den ORF, seine Hausaufgaben zu machen und die vom Rechnungshof seit
Jahren geforderten Strukturreformen anzugehen. Er drängt vor allem auf Beseitigung von Doppelgleisigkeiten,
Entwicklung abgestimmter Strategien zwischen den einzelnen Geschäftszweigen sowie auf die Realisierung von
Einsparpotentialen bei den Personalkosten und bei der Technik.
Abgeordneter Martin Strutz (B) erinnerte den ORF an die mehr als 50 Empfehlungen des Rechnungshofs und forderte
eine lückenlose Umsetzung – von der Finanzplanung über die Zusammenlegung von Direktionen bis hin zum
Personalbereich. Er trat für eine umfassende Diskussion des Berichts ein, meinte jedoch, dies sei in der heutigen
Sitzung wegen des knappen Zeitrahmens nicht möglich. Mit seinem Vertagungsantrag konnte sich Strutz allerdings
nicht durchsetzen.
Abgeordneter Stefan Prähauser (S) sah die Politik aufgerufen, entsprechende Rahmenbedingungen zu setzen, die
es erlauben, das duale System weiter zu gewährleisten, ohne dabei das Flaggschiff ORF zugrunde zu richten.
Den Vergleich mit der AUA wies er mit Nachdruck zurück, wobei er betonte, der ORF verfüge über positives
Eigenkapital, Konkurs stehe nicht im Raum.
Abgeordneter Dieter Brosz (G) ortete ein Spannungsverhältnis zwischen der Forderung des Rechnungshofs nach
Verkleinerung des Stiftungsrats und der Notwendigkeit der Kontrolle des ORF. Bei einer Verkleinerung dürften
jedenfalls nicht all jene ausfallen, die ein kritisches Potential einbringen können, gab er zu bedenken.
Staatssekretär Josef Ostermayer unterstützte den Vorschlag des Rechnungshofs auf Verkleinerung des Aufsichtsgremiums
und unterstrich, es gelte, den Stiftungsrat als Eigentümerversammlung und Aufsichtsrat mit Fachleuten und
nicht mit Parteien- oder Regierungsvertretern zu besetzen.
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz teilte mit, dass von 57 Empfehlungen des Rechnungshofs 45 bereits umgesetzt
bzw. in Umsetzung seien, und meinte, dies zeige die Handlungsfähigkeit und Handlungswilligkeit des Unternehmens.
Eine umfassende Gesamtstrategie sei am 2. April 2009 dem Stiftungsrat vorgelegt worden. Es gehe darum, die Kosten
zu reduzieren und die Strukturen zu straffen, um die Einheit des ORF zu erhalten. Im Einzelnen gab Wrabetz bekannt,
dass es in Zukunft nur noch vier Hauptabteilungen geben und die Zahl der Mitarbeiter um 12 % reduziert werde. Darüber
hinaus habe die Geschäftsführung freiwillig auf 22 % des Einkommens verzichtet. Was der Marketing betrifft,
konnte sich Wrabetz nicht der Forderung des Rechnungshofs nach Reduzierung der Zahl der Abteilungen anschließen.
Aus Effizienzgründen sei es notwendig, dezentrale Strukturen beizubehalten, meinte er und verwies insbesondere
auf das Marketing der Landesstudios.
Rechnungshofpräsident Josef Moser vermisste nach wie vor konkrete Festlegungen über die tatsächliche
Gestaltung der weiteren Maßnahmen. Zum Thema Stiftungsrat hielt er fest, dieses Gremium habe auf Grund seiner
Größe seiner Verantwortung als Aufsichtsrat nicht nachkommen können, sondern sich eher als Moderator
betätigt. Vergleichbare Unternehmen hätten Aufsichtsorgane von sechs bis acht Personen, teilte Moser
mit und hielt die Empfehlung des Rechnungshofs betreffend eine entsprechende Verkleinerung des Stiftungsrats aufrecht.
Bei der Abstimmung wurde der Bericht mit S-V-Mehrheit zu Kenntnis genommen. |