Pensionssystem  

erstellt am
13 10. 09

Private Pensionssysteme auf dem Prüfstand
Wie sich die aktuelle Finanzkrise auswirkt
Wien (ak) - Skepsis gegenüber dem Staat und hohe Renditeerwartungen auf Kapitalmärkten haben dazu geführt, dass in vielen Staaten die bislang öffentlichen Alterssicherungssysteme immer mehr in private Systeme umgewandelt oder ausgelagert wurden. Eigenvorsorge, angeblich bessere Absicherung gegen das demographische Risiko, hohe Ertragserwartungen und Entlastung der öffentlichen Haushalte waren die wesentlichen Argumente dafür.

Kapitalgedeckte Pensionssysteme massiv getroffen
„Wir haben uns die Frage gestellt, wie sich die aktuelle Finanzkrise auf kapitalgedeckte Pensionssysteme auswirkt und welche Rolle sie bei der Entstehung von Finanz- und Wirtschaftskrisen spielen“, erklärt Alice Kundtner, Bereichsleiterin für Soziales in der AK Wien. Eine Studie im Auftrag der AK Wien gibt darauf Antwort. Die wichtigsten sind:

  • Kapitalgedeckte Pensionssysteme wurden von der Finanzkrise massiv getroffen.
  • Kapitalgedeckte Pensionssysteme sind aber nicht nur Opfer der Krise, sondern auch mitverantwortlich für deren Entstehung und haben krisenverschärfende Effekte.
  • Demographische Entwicklungen stellen alle Pensionssysteme vor neue Herausforderungen. Kapitalgedeckte sind dabei nicht resistenter.
  • Jedes Pensionssystem hängt vom Wachstum der Real-wirtschaft ab. Es gibt keine wundersame Rentenvermehrung aus virtuellen Erträgen „fantasievoller“ Finanzprodukte.
  • Kapitaldeckung der Pensionen bietet keinen „Sicherheits-polster“, sondern führt zu zusätzlichen Risiken (Abhängigkeit von Börsenkursen oder Inflationsgefahr).
  • Kapitalgedeckte Pensionssysteme sind im Regelfall nicht billiger als die umlagefinanzierte öffentliche Alterssicherung – im Gegenteil: Zumeist sind sie teurer.
  • Ohnehin benachteiligte Gruppen haben oftmals gar keinen Zugang zu kapitalgedeckten Zusatzsystemen (prekäre Arbeitsverhältnisse, Leiharbeiter, ...).
  • Private Pensionssysteme bieten keine sozialen Ausgleichs-mechanismen (keine Anrechnung von Kindererziehungszeiten oder Zeiten der Arbeitslosigkeit, ...).


Risiko „Börsenpension“
„Eines zeigt die Studie ganz deutlich: Private Systeme sind öffentlichen nicht überlegen, schon gar nicht in Krisenzeiten. Börsenpensionen bergen enorme Risiken, und die Pensionsfonds sind Mitschuld an der Finanzmarktkrise“, sagt Alice Kundtner, „öffentliche, umlagefinanzierte Modelle sind stabiler, sicherer und fairer. Wenn wir eine verlässliche Alterssicherung auch für die heute Jüngeren haben wollen, müssen wir das Schwergewicht ganz klar bei der öffentlichen Alterssicherung belassen.“

Pensionsfonds und die Finanzkrise

  • Der weltweite massive Ausbau kapitalgedeckter Pensionen hat aufgrund der dadurch erzeugten „Kapitalmarktinflation“ die Finanzmärkte noch zusätzlich aufgebläht.
  • Die versprochenen hohen Ertragsraten der privaten Alterssicherung haben die shareholder-Philosophie und die Kurzsichtigkeit der Finanzmärkte noch verstärkt.
  • Die Kursgewinne, die für Investment- und Pensionsfonds von großer Bedeutung sind, sind oft reine Buchgewinne und haben nichts mit der Realwirtschaft zu tun. Es werden damit keine Unternehmensinvestitionen finanziert. Verluste auf den Finanzmärkten schlagen hingegen selbst verstärkend sowohl auf die Finanz- als auch auf die Realwirtschaft durch.

 

 Blecha: Die Sicherheit unseres staatlichen Pensionssystems ist bewiesen!
Aktuelle Studie der AK straft Befürworter von "Mehr Privat, weniger Staat" Lügen
Wien () - "Die Sicherheit unseres staatlichen Pensionssystem ist bewiesen", kommentierte Karl Blecha, Präsident des Pensionistenverband Österreichs, die am 12.10. präsentierte Studie der Arbeiterkammer "Private Pensionssysteme auf dem Prüfstand - Auswirkungen der Finanzkrise", die belegt, dass das umlagenfinanzierte, staatliche Pensionssystem das sicherste in Krisenzeiten ist."Es war immer schon klar, dass das umlagenfinanzierte Pensionssystem eine Leistungszusage enthält und jedem anderen turmhoch überlegen ist. Die aktuelle Studie der AK straft die Befürworter von ‚Mehr Privat, weniger Staat' einmal mehr Lügen", so Blecha gegenüber dem Pressedienst der SPÖ.

Jedes Pensionssystem hänge von der Produktivitätsentwicklung ab. "Alle kapitalgedeckten Verfahren haben außerdem noch eine Abhängigkeit von der Entwicklung der Finanzmärkte und sind daher ein Lotteriespiel", so der PVÖ- Präsident. Die Studie beweise einmal mehr, dass das staatliche Pensionssystem nicht nur krisensicher, sondern auch sozial gerechter sei.

"Diese Zahlen stehen im krassen Gegensatz zu den Aussagen der Privatversicherer, die mit Millionenkampagnen den jungen Menschen das Vertrauen in die gesetzliche Pensionsversicherung rauben wollten. Wir sind davon überzeugt, dass angesichts des Zusammenbruchs der kapitalgedeckten Verfahren ein Umdenkprozess beginnt", betonte Blecha.

"Während unser staatliches Pensionssystem auch in schwierigen Zeiten eine sichere, standfeste Säule darstellt, brachen die filigranen Stäbchen der privaten Altersvorsorgen im Sturm der Finanzkrise", so Blecha abschließend.

 

Kurz: Wir sind doch nicht (die) Blecha!
Junge ÖVP präsentiert Gfk- Umfrage zu Pensionssystem
Wien (övp-pd) - "Wir sind doch nicht (die) Blecha, die sich für blöd verkaufen lassen", so Sebastian Kurz, Bundesobmann der Jungen ÖVP, anlässlich der andauernden Forderungen der Pensionistenvertreter. Wer nicht erkannt habe, wie die wirtschaftliche Lage aussehe und dass mit einer überdurchschnittlichen Steigerung der Pensionen neue Schulden verbunden seien, hat auch nicht begriffen, dass die Schulden von heute die Steuern von morgen sein werden, so Kurz weiter.

"Hacklerregelung" ist ungerecht
Laut einer kürzlich durchgeführten bundesweiten Umfrage unter Frauen und Männern ab 15 Jahren halten 76 Prozent der 510 Befragten die jetzige Form der "Hacklerregelung" für eher ungerecht. Besonders skeptisch stehen die Befragten der Frage gegenüber, wie sie die Pensionsbezüge in der Zukunft sehen. So sind 83 Prozent davon überzeugt, dass Menschen, die in zehn Jahren oder später in Pension gehen werden, sicherlich weniger Pension als die jetzigen Pensionisten erhalten. Lediglich 14 Prozent glauben daran, dass sich hier nichts zum Schlechteren ändern wird. Momentan ist vor allem die derzeitig geltende "Hacklerregelung" mit schuld daran, dass in Österreich 80 Prozent in Frühpension gehen.

Ende "Hacklerregelung 2013", keine 1,9 Prozent
Pensionserhöhung und Umsetzung der Beamtenpensionsreform Um das Pensionssystem nachhaltig und zukunftstauglich zu gestalten, müssen daher mehrere Punkte umgesetzt werden. "Das Ende für die jetzige Hacklerregelung muss 2013 sein. Um das zu erreichen, muss jetzt mit Einschleifregelungen begonnen werden, damit 2013 tatsächlich das Ende für die Hacklerregelung bedeutet", so Sebastian Kurz. Weiters ist aus der Sicht der Jungen ÖVP die Umsetzung der Beamtenpensionsreform auch in den Ländern bis 2028 wesentlich. Für Kurz nicht nachvollziehbar ist, warum zum Beispiel in Wien die Beamtenpensionen erst 2042 angeglichen werden sollen. Abschließend bekräftigte Kurz den Standpunkt der Jungen ÖVP, dass es eine Anpassung der Pensionen nach dem PHIP nicht geben dürfe.

 

 Katzian: Privatisierung der Pensionssicherung schafft unkalkulierbare Risiken
Politik soll Ausstiegsmöglichkeiten schaffen
Wien (gpa/ögb) - "Die Finanzkrise hat eindrucksvoll gezeigt, dass das von der damaligen Regierung propagierte Dreisäulenmodell nicht mehr an Sicherheit gebracht hat. Das Gegenteil ist der Fall, weil die Menschen in der zweiten und dritten Säule dem unkalkulierbaren Finanzmarktrisiko ausgesetzt werden. Darauf muss es eine Antwort der Politik geben. Neben mehr Sicherheit im System für die Zukunft muss auch eine Ausstiegsmöglichkeit für diejenigen geschaffen werden, die bereits von Kürzungen betroffen sind", erklärt der Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) Wolfgang Katzian anlässlich der heute von der Arbeiterkammer präsentierten Studie.

"Es ist niemandem zuzumuten ohne Möglichkeit der Entnahme zusehen zu müssen, wie das Vermögen schmilzt und durch das Nichtrealisieren von erwarteten Erträgen permanent Kürzungen stattfinden", so der GPA-djp-Vorsitzende.

Das Risiko der Privatvorsorge wurde in den letzten Jahren sogar deutlich erhöht. ÖVP und FPÖ haben 2003 den Pensionskassenberechtigten das damals bestehende Sicherheitsnetz des Mindestertrages in den Pensionskassen justament dann weggezogen, als es das erste Mal gewirkt hätte. Dann wurde auch die erlaubte Aktienquote auf 70% erhöht. "Mögliche Pensionsverluste von über 20% in einem einzigen Jahr (!) zeigen, dass das derzeit bestehende System den Namen Sicherungssystem nicht verdient. In kaum einem Land Europas tragen einzig und alleine die Arbeitnehmer das volle Veranlagungsrisiko. Die Pensionskassen hingegen sind von den Verlusten nicht betroffen, weil sie keinerlei Ergebnisverantwortung haben", kritisiert Katzian.

Es liegen nun seit Sommer Vorschläge der Sozialpartner auf dem Tisch, wie man das System in Zukunft transparenter und sicherer machen kann. "Neben der Ausstiegsmöglichkeit müssen eine Garantiepension mit vorsichtiger Veranlagung und Parametern, volle Kostentransparenz und Wechselmöglichkeiten ohne Vermögensverlust Teil einer Reform sein. Gerade jetzt geht es darum, die erste Säule des Pensionssystems, die gesetzliche Pension wieder zu stärken", so Katzian abschließend.
 

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