Wichtiges Standbein und Botschafter der heimischen Landwirtschaft
Wien (bmlfuw/aiz) - "Urlaub am Bauernhof ist für die Landwirtschaft ein wichtiges Einkommensstandbein,
speziell in einer Zeit niedriger Erzeugerpreise. Darüber hinaus sind diese Betriebe Botschafter unserer agrarischen
Unternehmen, Vermittler der bäuerlichen Produkte, Orte natürlicher Lebensqualität und eine wichtige
Brücke zwischen Stadt und Land", betonte Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich am 23.10. bei einem
Pressegespräch in Wien.
Trotz der Wirtschaftskrise haben sich diese Vermieterinnen und Vermieter recht gut gehalten. So nahmen in der Sommersaison
die Nächtigungen privat am Bauernhof um 4,9% ab und in den dortigen Ferienwohnungen um 1,1%. Dies entspricht
in etwa dem touristischen Schnitt. Insgesamt 15.000 agrarische Betriebe bieten Betten an, rund 3.000 von ihnen
sind in der Organisation "Urlaub am Bauernhof" erfasst, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Angebot
zu professionalisieren und - auch über das Internet - übersichtlich und effizient zu vermarkten. Im Rahmen
dieser Vereinigung wird auch immer mehr auf eine geeignete Ausbildung und Beratung der bäuerlichen Vermieter
gesetzt, wie der neue Verbandsobmann, Klaus Vitzthum, hervorhob. In Zukunft will "Urlaub am Bauernhof"
auch verstärkt mit den Direktvermarktern von heimischen Schmankerln zusammenrücken, um Synergien nutzen
zu können.
Interesse am agrarischen Tourismus ist jedenfalls genügend vorhanden. So zeigen sich 57% aller Österreicher
laut einer aktuellen Repräsentativumfrage des Instituts für Grundlagenforschung an Ferien auf einem heimischen
Bauernhof interessiert. Damit ist die bekundete Neugierde gegenüber den früheren Befragungen 2004 (44%)
und 2006 (54%) erneut gestiegen. 40% der Österreicher haben bereits konkrete Erfahrungen mit Urlaub am Bauernhof,
18% davon haben einen Kurz-, 22% einen Haupturlaub auf einem Agrarbetrieb verbracht. Regional liegt der Schwerpunkt
des Interesses in Ostösterreich, vor allem in Wien mit 69% und in NÖ mit 62%. Nach Einkommensgruppen
und Bildungsschichten geordnet, gibt es keine besonderen Präferenzen. Überdurchschnittlich begeistert
zeigen sich Personen in der Altersgruppe ab 30 Jahren, Bewohner von Städten mit über 50.000 Einwohnern
und erstmals auch ältere Menschen.
Zwei Drittel der Kinder interessiert
Darüber hinaus wissen drei von vier österreichischen Buben und Mädchen laut einer Untersuchung
(market-Kinderstudie, 2009), dass man eine Zeit lang auf einem Bauernhof wohnen kann. Zwei Drittel finden Urlaub
am Bauernhof interessant. Bundesweit ist bereits jedes dritte Kind einmal Urlaubsgast auf einem Bauernhof gewesen.
Besonders geschätzt wird die naturnahe Auszeit von den Bewohnern der Landeshauptstädte: Über die
Hälfte aller Kinder aus den Landeshauptstädten haben diese Urlaubsart schon einmal oder mehrmals erlebt,
vor allem der Wiener Nachwuchs hat schon mehrmals am landwirtschaftlichen Hof Ferien gemacht. Eher als Bauernhof-Muffel
erweisen sich laut Studie die Eltern in Klein- und Mittelstädten (27% Erfahrung), obwohl auch deren Nachkommen
großes Interesse bekunden (68%). Zwischen sechs und zwölf Jahren herrscht die größte Begeisterung
dafür, erst ab 13 Jahren geben 21% an, keinerlei Interesse mehr an Urlaub am Bauernhof zu haben.
60% der Gäste aus Deutschland, 30% aus Österreich
60% der Gäste kommen aus Deutschland, 30% aus Österreich, 5% aus den Niederlanden und die restlichen
5% aus anderen Ländern, wobei insbesondere Märkte wie Polen oder Tschechien - wenn auch noch auf niedrigem
Niveau - für enorm hohe Zuwachsraten stehen. Speziell aus Österreich kommen immer mehr Gäste, wie
die Salzburger Landesbäuerin Elisabeth Hölzl berichtete, die im Pongau mit ihrer Familie einen Bauernhof
bewirtschaftet, auf dem man mittlerweile seit 50 Jahren Urlaub machen kann.
Begeisterung, Qualität und Spezialisierung gefragt
Landwirtschaftliche Betriebe, die in den Tourismus einsteigen wollten, müssten einerseits über
ausreichend Begeisterung verfügen, da es nicht jedermanns Sache sei, fremde Menschen auf seinem Hof zu haben.
Andererseits sei es wichtig, über ein besonders professionelles Angebot zu verfügen, sei es in Form der
für Sportaktivitäten geeigneten Landschaft, verschiedenster Tiere als Anreiz für Kinder oder gar
besonderer Töpfer-, Koch- oder Bastelmöglichkeiten, wie Hölzl und Berlakovich betonten. Keine Region
sei von dieser Chance ausgeschlossen, es müssten nur genügend Qualität, Kreativität und Spezialisierung
an den Tag gelegt werden. Eine geeignete Ausbildung sei dafür die Basis, worauf "Urlaub am Bauernhof"
großen Wert lege, betonte Geschäftsführer Hans Embacher.
Während die Zahl der landwirtschaftlichen Höfe, die Nächtigungen anbieten, generell abnimmt, bleibt
die Zahl der "Urlaub am Bauernhof"-Betriebe konstant. "Bei unseren Mitgliedern steigt die Auslastung
und der erzielte Preis", so Embacher. So können im Durchschnitt mittlerweile EUR 24,20 (Daten von 2008)
erzielt werden, im Gründungsjahr des Verbandes 1991 waren es noch EUR 13,10. Darüber hinaus ist die Vollbelegung
von durchschnittlich 90 Tagen in diesem Zeitraum auf 107 Tage gestiegen. Besonders stolz zeigte sich der Geschäftsführer
aber auf die Umsatzsteigerung um 120% seit 1991. Auch inflationsbereinigt sind es beachtliche 64%. Basis dieser
Erfolgsgeschichte ist die Überprüfung und Bewertung der Bauernhofqualität, die anhand von drei Blumen
in den Katalogen aufgelistet ist. |