Kardinal Schönborn setzt auf "Wendepunkt der Hoffnung"   

erstellt am
23. 10. 09

Wiener Erzbischof erhofft sich von Missionsinitiative "Apostelgeschichte 2010" Änderung der Mentalität - "Ratlose Gesellschaft braucht das Evangelium und das Glaubenszeugnis der Christen
Wien (pew) - Ein "Wendepunkt der Hoffnung" soll die 1. Diözesanversammlung zur großen Missionsinitiative "Apostelgeschichte 2010" in der Erzdiözese Wien werden. Dies betonte Kardinal Christoph Schönborn am Vormittag des 23.10. bei einer Pressekonferenz. Auch eine deutlich kleinere Zahl von aktiven Katholiken brauche nicht in Resignation zu verfallen, sondern könne zum hoffnungsvollen Kern der Erneuerung von Kirche und Gesellschaft werden. Einen solchen "Wendepunkt" könne man freilich nicht erzwingen, räumte der Wiener Erzbischof ein, letztlich sei dies ein Geschenk Gottes. Aufgabe der Diözesanversammlung und des ganzen Prozesses "Apostelgeschichte 2010" sei es aber, offen alle Probleme anzusprechen, miteinander zu reden, aufeinander zu hören und den Geist Gottes anzurufen. Das könne eine Änderung der Herzen und der Mentalität bewirken.

Eine allgemeine Ratlosigkeit in Wirtschaft, Politik, Familie und auch in der Kirche präge die derzeitige Situation, so Kardinal Schönborn. Umso dringlicher brauche die Gesellschaft das Evangelium und das Glaubenszeugnis der Christen.

Dass einer solchen Verkündigung gerade auch die Wiener Mentalität gegenübersteht, wonach man über den eigenen Glauben nicht redet, wisse er wohl, betonte der Wiener Erzbischof. Doch, diese Mentalität gelte es zu überwinden: "Viele suchende Menschen warten darauf". Vor allem mit jungen Leuten könne man heute über Religion und Glaube in einer Offenheit reden, wie dies früher nicht möglich gewesen wäre, ortete Schönborn eine gesellschaftliche Veränderung. Gerade auch die verbreitete religiöse Unwissenheit habe Neugier auf den Glauben geweckt.

Die Diözesanversammlung sei ein sehr "moderner" Vorgang, unterstrich der Kardinal. Es seien keine Papiere vorbereitet worden und es würden auch keine produziert. Es gehe um die persönliche Begegnung von Menschen. Schönborn: "Mission geschieht 'face to face', von Angesicht zu Angesicht, nicht durch Papier". Jeder getaufte und gefirmte Christ könne über seinen Glauben reden, dazu brauche man keine besondere Ausbildung.

Der Wiener Erzbischof verwies auch auf die Apostelgeschichte und die Berichte über die Mission des Paulus. Dieser habe oft einzelne Personen angesprochen, über die dann die christliche Gemeinde wachsen konnte. Schönborn: "So entsteht Kirche; über den Weg der persönlichen Begegnung".

"Kein Abriss oder Verkauf von Kirchen"
In seiner programmatischen Rede zur Eröffnung der Delegiertenversammlung am Donnerstagnachmittag hatte Schönborn wörtlich davon gesprochen, dass man in der Kirche auch "Abschied nehmen muss von vielem, das uns lieb und wichtig war". Bei der Pressekonferenz erläuterte Kardinal Schönborn auf Anfrage, dass dies auch bedeuten könne, einzelne Gotteshäuser etwa an orthodoxe Gemeinden abzugeben. In Wien gebe es allein 200.000 serbisch-orthodoxe Christen, für die derzeit nur drei Kirchen zur Verfügung stehen.

Grundsätzlich sei seine Linie, dass keine Pfarren aufgegeben werden, betonte der Wiener Erzbischof. Vorgänge wie in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA, wo zahlreiche Pfarren zusammengelegt und Kirchen verkauft oder abgerissen werden, kämen in der Erzdiözese Wien nicht in Frage. Wohl aber sei es möglich, einzelne Kirchen an die vielen neuen anderssprachigen katholischen Gemeinden zu übergeben, die im Zug der Migrationsbewegung entstehen - und eben auch an orthodoxe Gemeinden. Zugleich bedauerte Kardinal Schönborn neuerlich, dass der Bund die Kirche bei der Erhaltung kulturhistorisch wertvoller Gotteshäuser zu wenig unterstütze. Immer noch müsse die Kirche mehr an Mehrwertsteuer für Restaurierungen von Gotteshäusern zahlen als sie an Subventionen aus dem Denkmalschutzbudget erhalte.

Kardinal Schönborn sprach zugleich auch von neuen Chancen, die man erkennen und fördern müsse. Dazu gehörten etwa neue geistliche Gemeinschaften und neue Klöster im Bereich der Erzdiözese Wien, aber auch die inzwischen weit über den kirchlichen Kernbereich hinaus etablierte Hospizbewegung oder die "Allianz für den freien Sonntag". Allianzen wie die für den Sonntag und für die Hospizbewegung seien "Anknüpfungspunkte für echte Hoffnung".
     
Informationen: http://stephanscom.at    
     
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