Geehrt werden Alfred Brendel, Zaha Hadid, Richard Long, Hiroshi Sugimoto und Tom Stoppard / Kremerata
Baltica erhielt Nachwuchspreis "Grant for Young Artists"
Berlin (dauthkaun) - Die fünf diesjährigen Preisträger des internationalen Kunst-
und Kulturpreises PRAEMIUM IMPERIALE erhalten am 22.10. von der Japan Art Association ihre Auszeichnungen. Seine
Hoheit Prinz Hitachi, jüngerer Bruder des japanischen Kaisers Akihito und Schirmherr der Stiftung, überreicht
die weltweit höchste Ehrung zeitgenössischer Kunst in Tokio - im September hatte er bereits die Bekanntgabe
in Berlin durch seine Anwesenheit geehrt. Neben den Preisträgern sind heute hochrangige Internationale Berater
des Preises aus unterschiedlichen Ländern bei der Verleihung dabei, so Lamberto Dini, ehemaliger Regierungschef
und Außenminister Italiens, William H. Luers, Präsident der United Nations Association der USA, François
Pinault, französischer Unternehmer und Kunstsammler, sowie der ehemalige japanische Regierungschef Yasuhiro
Nakasone. Darüber hinaus gehören zum Beraterkollegium Otto Graf Lambsdorff als Repräsentant Deutschlands
und der soeben für Großbritannien berufene britische Diplomat Chris Patten, Lord Patten of Barnes.
In der Kategorie Musik wird Alfred Brendel geehrt. Der österreichische Pianist ist für
Interpretationen bekannt, die sich durch intellektuelle Tiefe und hohe Authentizität auszeichnen. Brendels
Repertoire ist sehr umfangreich und umfasst insbesondere die klassischen Werke deutscher und österreichischer
Komponisten, deren spielerische, poetische Nuancen er stets durch seinen klaren, sensiblen Anschlag hervorzuheben
weiß. Als erster Pianist spielte er Beethovens sämtliche Klavierwerke ein. 2008 beendete er seine professionelle
Karriere nach sechs Jahrzehnten mit einer Abschiedstournee.
Auch die diesjährigen Preisträger werden von der Japan Art Association in Tokio wieder für ihr einzigartiges
Lebenswerk, für ihren Einfluss auf die internationale Kunst und Kultur sowie für die gesellschaftliche
Bedeutung ihrer Werke gewürdigt. Dotiert ist die Auszeichnung, die auch der "Nobelpreis der Künste"
genannt wird, mit jeweils 15 Millionen Yen (derzeit rund 111.000 Euro). Dazu verleiht Prinz Hitachi jedem der Geehrten
im Rahmen der Zeremonie eine Urkunde und eine Medaille. In der Kategorie Malerei wird dieses Jahr Hiroshi Sugimoto
geehrt. Der japanische Fotograf schafft anspruchsvolle Arbeiten von herausragender technischer Qualität. Dabei
geht es ihm nicht um das Einfangen eines Moments, sondern um Bilder, die das Gegenteil von "Schnappschüssen"
sind - und stets auf einem klaren künstlerischen Konzept basieren. Sugimotos Werkgruppen lassen sich am besten
als "Darstellungen von Zeit und Geschichte" bezeichnen. Die Arbeiten scheinen Zeit und Raum zu überschreiten
und schaffen neue Möglichkeiten für das Medium Fotografie.
Der britische Land-Art Künstler Richard Long wird in der Kategorie Skulptur ausgezeichnet. Seine Konstruktionen
beeindrucken durch ihre Einfachheit, basieren auf der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Seit 40 Jahren geht
Richard Long im künstlerischen Schaffensprozess auf seine ganz eigene Weise vor: Steine oder Holz werden in
einfachen geometrischen Formen wie Kreisen, Ellipsen, Kreuzen oder Linien angeordnet; gepflückte Blumen arrangiert
er kreuzförmig im Gras. Dabei entzieht er die eigene Präsenz dem Werk, tritt selbst grundsätzlich
vor den geschaffenen Anordnungen zurück, die nur durch ihn selbst in Fotos, Karten oder Texten dokumentiert
sind.
Den PRAEMIUM IMPERIALE in der Kategorie Architektur erhält Zaha Hadid. Ihre avantgardistischen Ideen und revolutionären
Konzepte haben der modernen Architektur neue Sichtweisen eröffnet. Hadids eigenwillige und visionäre
Arbeiten sind sehr abstrakt, geprägt von geraden Linien und scharfen Winkeln, dabei zugleich von fließender
Formgebung mit verflochtenen geometrischen Kurven. Sie wirken wie ein Fenster, das den Blick in eine fantastische
Landschaft öffnet. Als erste Frau erhielt Zaha Hadid 2004 den Pritzker-Preis, die weltweit höchste Auszeichnung
für Architektur, und zählt damit zu den bekanntesten Architekten der Welt.
Der Preis in der Kategorie Theater/Film geht an den britischen Schriftsteller Tom Stoppard, einen der wichtigsten
modernen Dramatiker weltweit, dessen Stücke sich durch außergewöhnliche sprachliche Sensibilität
auszeichnen. Sein literarischer Durchbruch kam mit "Rosenkrantz and Guildenstern are Dead", einem absurden
Drama über zwei Nebencharaktere aus Shakespeares "Hamlet". Bislang wurde Tom Stoppard viermal mit
dem Tony Award, dem wichtigsten amerikanischen Theaterpreis, geehrt. Darüber hinaus erhielt er einen Oscar
für das Drehbuch zu dem Film "Shakespeare in Love". Außer den fünf Preisträgern
des PRAEMIUM IMPERIALE zeichnete die Japan Art Association bereits bei der feierlichen Bekanntgabe in Berlin und
in Anwesenheit Ihrer Kaiserlichen Hoheiten Prinz und Prinzessin Hitachi die Gewinner des PRAEMIUM IMPERIALE Grant
for Young Artists 2009 aus. Der mit 5 Millionen Yen (derzeit rund 37.000 Euro) dotierte Nachwuchspreis geht in
diesem Jahr an das Ensemble Kremerata Baltica. Das Kammerorchester, 1997 von dem international renommierten Violin-
Virtuosen Gidon Kremer gegründet, vereint junge musikalische Talente aus den Baltischen Staaten. Die Orchestermitglieder,
derzeit 27 Musiker mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren, werden jeweils nach einem anspruchsvollen Auswahlverfahren
in das Ensemble aufgenommen. Neben Konzerten im Baltikum unternimmt das Orchester jedes Jahr fünf erfolgreiche
Welttourneen, tritt auf zahlreichen renommierten Musikfestivals weltweit und mit hochkarätigen Solisten auf.
Die Japan Art Association hat den angesehenen Kunstpreis PRAEMIUM IMPERIALE vor über 20 Jahren ins Leben gerufen.
Vorgeschlagen werden die jeweiligen Gewinner jeweils von den Internationalen Beratern - Otto Graf Lambsdorff trat
dem Gremium 2007 in der Nachfolge von Richard von Weizsäcker bei. Im letzten Jahr erhielten der britische
Pop-Art Künstler Richard Hamilton, das amerikanische Konzeptkünstlerpaar russischer Herkunft Ilya und
Emilia Kabakov, der Schweizer Architekt Peter Zumthor, der indische Dirigent Zubin Mehta und der japanische Schauspieler
Sakata Tojuro die große kaiserliche Auszeichnung. 103 Künstlerinnen und Künstler sind seit Bestehen
des PRAEMIUM IMPERIALE geehrt worden, darunter u.a. Martha Argerich, Pina Bausch, Claudio Abbado, Georg Baselitz,
Leonard Bernstein, Ingmar Bergmann, Christo & Jeanne-Claude, Ornette Coleman, Norman Foster, Frank Gehry, David
Hockney, Anselm Kiefer, Akira Kurosawa, Yayoi Kusama, Ken Loach, Issey Miyake, Renzo Piano, Maya Plisetskaya, Steve
Reich, Bridget Riley und Niki de Saint Phalle. |