Milch muss wieder etwas wert werden   

erstellt am
22. 10. 09

LH Dörfler und LR Martinz bei 1. Österreichischen Milchforum in Pörtschach - Nicht länger Preisball hin- und herspielen
Klagenfurt (lpd) - Vertreter von Molkereien, Handelsketten, Bauern und Politiker trafen sich am 21.10. in Pörtschach zum 1. Österreichischen Milchforum. Es stand unter dem Motto "Milchprodukte - Neue Herausforderungen für die Klassiker des Lebensmittelhandels". Seitens des Landes nahmen Landeshauptmann Gerhard Dörfler und Agrarreferent LR Josef Martinz an der Eröffnung teil.

In seinen Grußworten thematisierte der Landeshauptmann den Milchpreis ebenso wie die Rolle der Landwirtschaft und Bauern und die des Handels. Dörfler führte den Anwesenden den Preisunterschied zwischen 1 Liter Milch und 1 Liter eines bekannten Energydrinks drastisch vor Augen. "Für einen Liter Milch habe ich heute 95 Cent bezahlt, für 1 Liter Energydrink 5,56 Euro". Dieser Preisunterschied müsse letztendlich allen zu denken geben, wenn man den Produktionsaufwand samt Verbraucherkette bei beiden Produkten heranziehe. "Ich appelliere an alle klug zu sein, dann werden die Bauern auch ihren gerechten Preis für die Milch bekommen", so der Landeshauptmann.

Der Landeshauptmann appellierte auch an die großen Handelsketten, nicht mit Milchdumpingpreisaktionen die Kunden gleichzeitig zum Kauf anderer Produkte zu animieren. "Den Preisball ständig hin und her zu spielen, muss zu einem Ende kommen". Die Milch müsse wieder etwas wert werden und ihr muss wieder ein Mehrwert gegeben werden. Auch sollte den Verantwortlichen des Handels klar sein, dass die Bauern nur mit einem fairen Preis auch eine Überlebenschance haben werden. Als warnendes Beispiel nannte Dörfler Bergregionen in Friaul-Julisch Venetien, die bereits ausgestorben sind. "Dort, wo es keine Bauern gibt, gibt es auch keine Geschäfte", so Dörfler.

Neben dem Handel müssten aber auch die Konsumenten das Image der Milch wieder schätzen lernen. Wenn das Milchpackerl einen neuen Wert bekommt, müsse auch der Konsument den Mehrwert durch den Milchpreis akzeptieren.

Ein klares Bekenntnis zum ländlichen Raum und zur flächendeckenden Landwirtschaft gab es von Martinz. Der Agrarreferent hob auch die 280 Millionen Euro, welche die EU für die Milchbauern ausschüttet, hervor. "Sie können etwas bewegen", so Martinz.

Ebenso ging der Agrarreferent auf Maßnahmen für die Milchbauern ein, die von der Agrarreferentenkonferenz beschlossen wurden. Er nannte in diesem Zusammenhang die Gentechnikfreiheit und den Milchhygienebeitrag. "Alle Maßnahmen sollten dazu führen, dass die Milchnachfrage wieder steigt", sagte er.

In Kärnten leben noch 3.000 Bauern ganz oder teilweise von der Milchwirtschaft. Im europaweiten Vergleich sind die heimischen Bauern aber auch die heimischen Molkereien "Kleinstbetriebe". Ein Betrieb mit über 50 Kühen zählt in Kärnten bereits zu den Großbetrieben. In den EU-Staaten sind "Milchfabriken" mit bis zu 2.000 Kühen keine Seltenheit.

Als Referenten waren Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender der REWE International, Friedrich Seher von Interspar, Jörg Hieber, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der EDEKA und Andrä Rupprechter, Direktor für ländliche Entwicklung und Agrarstrukturpolitik, zu hören.
     
zurück