Wien (wkw) - Der Handelstag der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Wien stand dieses Jahr im Zeichen der
Zukunftsstrategien für Handelsunternehmen in Krisenzeiten und danach. Im prall gefüllten Redoutensaal
der Wiener Hofburg präsentierte Zukunftsforscher Matthias Horx seine Thesen zur "Renaissance des Mittelstandes".
WKW-Präsidentin KommR Brigitte Jank wurde für ihren Einsatz für die Anliegen des Wiener Handels
mit dem Handelshermes geehrt.
Der Handelstag der Sparte Handel findet seit dem Jahr 1987 statt und dient der Präsentation aktueller Themen
sowie dem Informations- und Erfahrungsaustausch. "Seit Monaten dominiert das Thema Wirtschaft in einer nie
zuvor da gewesenen Breite die Öffentlichkeit. Jetzt gilt es die Weichen dafür zu stellen, wie unsere
Wirtschaft in der Zukunft aussehen soll", erklärte Handels-Spartenobmann KommR Dr. Fritz Aichinger. Der
Handel sei ein bedeutender Faktor für die Wirtschaft Österreichs. Ein Drittel aller Unternehmer Österreichs
ist im Handel tätig, ein Viertel aller Mitarbeiter im Handel beschäftigt und ein Fünftel der Wertschöpfung
findet im Handel statt.
Die neue globale Mittelklasse
In seinen spannenden Ausführungen zur Zukunft des Handels erklärte der renommierte Zukunfts-
und Trendforscher Matthias Horx, dass Globalgesellschaften in ihrem Inneren ständig neue Wahl-Optionen in
Bezug auf Haushaltsformen, Sub-Kulturen und Lebensweisen entwickeln. Die Konsequenz sei das Entstehen von neuen
Mittelschichten, in denen sich der Mobilitätsgrad ständig erhöht, so Horx. Besonders Frauen würden
dabei im Mittelpunkt stehen. Diese seien u.a. die neue attraktive Zielgruppe für den Handel, denn sie investieren
mehr in Gesundheit und Bildung, sparen mehr und gehen weniger finanzielle Risiken ein. Sie haben mehr Einkommenszuwachs
als Männer und kontrollieren immer mehr Haushaltsausgaben. Multimobile Märkte, 24-Stunden-Einkauf, Transparenz
und Reduktion des Angebots, neue hohe moralische Produktansprüche sowie die Orientierung an der Zusatzdienstleistung
zum Produkt bestimmen fortan die Handelslandschaft, so Horx. Die alte Wertschöpfungskette, von der Marktforschung
über Design und Produktion hin zu Vertrieb, Marketing, Handel und Lieferung zum Verbraucher werde in Zukunft
von einer "Intermediation" vom aktiven "Prosumer" abgelöst, der rückwirkend das Marketing
und das Design von Produkten beeinflusst. Dieser neue "Prosumer" setzt auf Multiservices, Rund-um-die-Uhr
Lieferung, kollaborative Innovation, Produktion-on-Demand und dem Erlebnis- oder Online Einkauf. Handel und Hersteller
würden hinkünftig verschmelzen und sich vom "Märkte aufteilen" zum "Märkte machen"
entwickeln. In unseren polarisierten Boom-Märkten entstehe zwischen den Luxusgütern, dem Qualitätssegment
und dem Discountlevel eine "neue Mitte", die engagierten Unternehmen neue Chancen bietet, wenn sie innovativ,
schnell, trendaffin, design- und serviceorientert, preiswert, fair, und sympathisch agieren. Daher sieht Horx für
diese "Mitte" im Handel eine erfolgreiche Zukunft, wenn sie diese Trends beachtet und umsetzt.
Händler als neue Produzenten von Lebensgefühlen
Die neue Rolle des Händlers sieht Horx in der Kombination von Produzent von Lebensgefühlen, Moderator
von Kundenbedürfnissen, Agent der Kunden, Künstler der Kommunikation und geschickten Logistiker. Nicht
nur sein kaufmännisches Vermögen entscheide hinkünftig über seinen Erfolg, sondern sein Weltwissen.
Seine Ahnung, was die Menschen morgen wollen könnten. Die vorrangigste Aufgabe sei hinkünftig "Weg
vom Ausstellen und Bewachen von Waren, das Wundern und Staunen zurück zum Handel zu bringen!"
Jank erhält höchste Auszeichnung des Wiener Handels
Im Rahmen des Handelstages wird auch jährlich der Handelshermes - die höchste Auszeichnung des
Wiener Handels - verliehen. Diesen erhielt heuer die Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, KommR Brigitte
Jank. Damit wurde sie für ihr beherztes Eintreten für den Wiener Handel geehrt. In seiner Laudatio strich
Gewinn-Herausgeber Dr. Georg Wailand ihren Einsatz für die Weihnachtsbeleuchtung in Wien (Light-Up Projekt),
die Beauftragung mehrerer grundsätzlicher Handels-Studien sowie ihr Engagement für die Handelsunternehmen
in den Wiener Einkaufsstraßen hervor. |