Handelstag 2009: Die "Revolution der Mitte" verändert die Handelslandschaft   

erstellt am
21. 10. 09

Wien (wkw) - Der Handelstag der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Wien stand dieses Jahr im Zeichen der Zukunftsstrategien für Handelsunternehmen in Krisenzeiten und danach. Im prall gefüllten Redoutensaal der Wiener Hofburg präsentierte Zukunftsforscher Matthias Horx seine Thesen zur "Renaissance des Mittelstandes". WKW-Präsidentin KommR Brigitte Jank wurde für ihren Einsatz für die Anliegen des Wiener Handels mit dem Handelshermes geehrt.

Der Handelstag der Sparte Handel findet seit dem Jahr 1987 statt und dient der Präsentation aktueller Themen sowie dem Informations- und Erfahrungsaustausch. "Seit Monaten dominiert das Thema Wirtschaft in einer nie zuvor da gewesenen Breite die Öffentlichkeit. Jetzt gilt es die Weichen dafür zu stellen, wie unsere Wirtschaft in der Zukunft aussehen soll", erklärte Handels-Spartenobmann KommR Dr. Fritz Aichinger. Der Handel sei ein bedeutender Faktor für die Wirtschaft Österreichs. Ein Drittel aller Unternehmer Österreichs ist im Handel tätig, ein Viertel aller Mitarbeiter im Handel beschäftigt und ein Fünftel der Wertschöpfung findet im Handel statt.

Die neue globale Mittelklasse
In seinen spannenden Ausführungen zur Zukunft des Handels erklärte der renommierte Zukunfts- und Trendforscher Matthias Horx, dass Globalgesellschaften in ihrem Inneren ständig neue Wahl-Optionen in Bezug auf Haushaltsformen, Sub-Kulturen und Lebensweisen entwickeln. Die Konsequenz sei das Entstehen von neuen Mittelschichten, in denen sich der Mobilitätsgrad ständig erhöht, so Horx. Besonders Frauen würden dabei im Mittelpunkt stehen. Diese seien u.a. die neue attraktive Zielgruppe für den Handel, denn sie investieren mehr in Gesundheit und Bildung, sparen mehr und gehen weniger finanzielle Risiken ein. Sie haben mehr Einkommenszuwachs als Männer und kontrollieren immer mehr Haushaltsausgaben. Multimobile Märkte, 24-Stunden-Einkauf, Transparenz und Reduktion des Angebots, neue hohe moralische Produktansprüche sowie die Orientierung an der Zusatzdienstleistung zum Produkt bestimmen fortan die Handelslandschaft, so Horx. Die alte Wertschöpfungskette, von der Marktforschung über Design und Produktion hin zu Vertrieb, Marketing, Handel und Lieferung zum Verbraucher werde in Zukunft von einer "Intermediation" vom aktiven "Prosumer" abgelöst, der rückwirkend das Marketing und das Design von Produkten beeinflusst. Dieser neue "Prosumer" setzt auf Multiservices, Rund-um-die-Uhr Lieferung, kollaborative Innovation, Produktion-on-Demand und dem Erlebnis- oder Online Einkauf. Handel und Hersteller würden hinkünftig verschmelzen und sich vom "Märkte aufteilen" zum "Märkte machen" entwickeln. In unseren polarisierten Boom-Märkten entstehe zwischen den Luxusgütern, dem Qualitätssegment und dem Discountlevel eine "neue Mitte", die engagierten Unternehmen neue Chancen bietet, wenn sie innovativ, schnell, trendaffin, design- und serviceorientert, preiswert, fair, und sympathisch agieren. Daher sieht Horx für diese "Mitte" im Handel eine erfolgreiche Zukunft, wenn sie diese Trends beachtet und umsetzt.

Händler als neue Produzenten von Lebensgefühlen
Die neue Rolle des Händlers sieht Horx in der Kombination von Produzent von Lebensgefühlen, Moderator von Kundenbedürfnissen, Agent der Kunden, Künstler der Kommunikation und geschickten Logistiker. Nicht nur sein kaufmännisches Vermögen entscheide hinkünftig über seinen Erfolg, sondern sein Weltwissen. Seine Ahnung, was die Menschen morgen wollen könnten. Die vorrangigste Aufgabe sei hinkünftig "Weg vom Ausstellen und Bewachen von Waren, das Wundern und Staunen zurück zum Handel zu bringen!"

Jank erhält höchste Auszeichnung des Wiener Handels
Im Rahmen des Handelstages wird auch jährlich der Handelshermes - die höchste Auszeichnung des Wiener Handels - verliehen. Diesen erhielt heuer die Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, KommR Brigitte Jank. Damit wurde sie für ihr beherztes Eintreten für den Wiener Handel geehrt. In seiner Laudatio strich Gewinn-Herausgeber Dr. Georg Wailand ihren Einsatz für die Weihnachtsbeleuchtung in Wien (Light-Up Projekt), die Beauftragung mehrerer grundsätzlicher Handels-Studien sowie ihr Engagement für die Handelsunternehmen in den Wiener Einkaufsstraßen hervor.
     
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