Ständiger Unterausschuss in Angelegenheiten der Europäischen Union diskutierte heute
Stockholmer Programm
Wien (övp-pk) - Ein Schwerpunkt der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft ist neben den institutionellen
Fragen auch das "Stockholm Programm". Dieses war auch Thema beim Ständigen Unterausschuss in Angelegenheiten
der Europäischen Union am 20.10., bei dem Innenministerin Dr. Maria Theresia Fekter den Abgeordneten darüber
berichtete. Das Programm ist das Folgeprogramm vom Haager Programm. Es stellt eine Art Regierungsprogramm für
europäischen Innen- und Justizminister für die nächsten fünf Jahre dar. "Im Bereich Inneres
sind die Sicherheit, die Freiheit und die Bekämpfung der Kriminalität große Schwerpunkte. Ein weiteres
Thema ist die Weiterentwicklung des bereits begonnenen Projekts Asyl und Migration. Hier sind mehrere Richtlinien
anzupassen", so Fekter.
Österreich sei es gelungen, dass - neben der Terrorismusbekämpfung, der Bekämpfung von Menschen-
und Drogenhandel sowie der Cyberkriminalität und der Kinderpornographie - auch die grenzüberschreitende
organisierte Kriminalität bei Massendelikten im Eigentumsbereich zu einem europäischen Anliegen wurde.
Das Stockholm Programm legt im Justizbereich seinen Fokus auf die Grundrechte, die Grundfreiheiten und die justizielle
Zusammenarbeit. Im Hinblick auf die Vorgaben im Innenbereich sei auf die Polizeikooperation und deren weiterer
Evaluierung besonderer Wert gelegt worden. "Als kleines Land sind wir natürlich auf die Kooperation angewiesen",
so die Ministerin. Die Strategie der inneren Sicherheit umfasst unter anderem die Polizeiausbildung, die Stärkung
von Europol und die Bekämpfung der grenzüberschreitenden Massenkriminalität. Weiters gibt es Schwerpunkte
bezüglich Menschenhandel und Antikorruption. Noch diese Woche werden die EU-Minister beim Rat für Justiz
und Innere Angelegenheiten in Luxemburg darüber beraten, kündigte die Innenministerin an. "Wichtiger
Bestandteil des Stockholmer Programms ist neben der Bekämpfung der Kriminalität die Migration und das
Asylwesen. Hier geht es primär um einheitliche Standards im Asylbereich und die Bekämpfung der illegalen
Migration, die Eindämmung des Menschenhandels sowie den Aufbau eines gemeinsamen EU-Asylsystems, einer Asyl-Agentur
und die Integration von bereits bei uns lebenden Drittstaatsangehörigen", erläuterte Fekter. Österreich
habe dabei seine Position "Integration hat Vorrang vor Neuzuzug" eingebracht. Ziel sei es zudem nicht,
‚europäische Asylbescheide' zu erhalten, sondern Informationen - beispielsweise über die Situation in
den Herkunftsländern - zu erhalten. Hinsichtlich der geplanten "Mobilitätspartnerschaften"
zeige sich Österreich skeptisch. "Es kann nicht sein, dass die EU eine Einbahnstraße für Zuwanderungen
ist."
Die schwedische Präsidentschaft setze sich intensiv mit "Migrationsmanagement" auseinander, also
der gezielten Steuerung der Zuwanderung. Schweden habe hier eine lange Tradition vorzuweisen, hatte selbst allerdings
nie ein Problem mit den Schlepperorganisationen, sondern akkordiere seine Zuwanderung in der Flüchtlingsfrage
mit dem UNHCR - "und diese Erfahrungen bringt es auch in dieses Programm ein", so Fekter. Ein Großteil
der europäischen Länder hätte sich aber reserviert gezeigt. Auch Österreich habe sich beispielsweise
beim Resettleprogramm Schwedens, das 70.000 palästinensische Flüchtlinge nach Europa bringen sollte,
nicht beteiligt. "Wir müssen zuerst unseren Rucksack beim Asylgerichtshof abarbeiten, bevor wir an eine
weitere gezielte Zuwanderung denken können", so die Innenministerin.
Bei der Bekämpfung der illegalen Migration gebe es beispielsweise von der EU einen Fokus auf Westafrika und
den Mittelmeerraum. "Unser Hauptschwerpunkt liegt aber an den Ostflanken der EU - unsere Prioritäten
sind daher im Osten angesetzt", erläuterte Fekter weiter. Auch Frontex - die Europäische Agentur
für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen - soll aufgestockt werden, zeigte sich Fekter erfreut.
Zusätzlich soll hier ein neues System zur Grenzverwaltung die Hilfe erleichtern.
Die Innenministerin verwies zudem darauf, dass der Vertrag von Dublin, der zur Prüfung eines Asylantrages
dient, weiter eingehalten werden müsse. Bestrebungen, diesen außer Kraft zu setzen, wie sie von Zypern,
Malta, Griechenland oder Italien kämen, seien abzulehnen. |