Dynamischer Neuwagenabsatz in Österreich, aber Händler-Umsätze stottern   

erstellt am
02. 11. 09

Pkw-Neuzulassungen steigen bis September um 7 Prozent - Umsätze im Autohandel sind aber rückläufig; das Minus summiert sich bis Juli auf 9 Prozent
Wien (bank austria) - Mit rund 320.000 verkauften, neuen Pkw markiert 1992 unverändert das Rekordjahr für den österreichischen Autohandel. Seither bewegen sich die Neuzulassungen zwischen 280.000 und 310.000 Pkw jährlich; 2008 waren es 294.000 Fahrzeuge. Dass im Rezessionsjahr 2009 die Marke von 310.000 registrierten Neuwagen voraussichtlich wieder überschritten wird, ist bemerkenswert. Bis September sind die Neuzulassungen bereits um 6,7 Prozent gestiegen. Ein Ergebnis, das nicht nur den Erfolg der staatlichen Abwrackprämie sondern auch den Erfolg der Verkaufsmaßnahmen im Autohandel belegt, wie aus einer aktuellen Branchenanalyse der Bank Austria Volkswirtschaft hervorgeht.

Zugleich mit den steigenden Neuzulassungen sind die Händlerumsätze eingebrochen. Bis zum Juli summierte sich der Umsatzrückgang im Kfz-Handel auf 9 Prozent. Zwar kann die Branche die Umsatzeinbußen im Neuwagengeschäft zum Teil mit Zuwächsen im Service- und Zubehörbereich kompensieren. Allerdings wird im Jahresdurchschnitt im gesamten Bereich ein Minus nicht zu vermeiden sein; der Umsatz der Sparte Kfz-Handel und -reparaturen von rund 26,6 Milliarden Euro 2008 sinkt wahrscheinlich deutlich unter die 26 Milliarden-Euro-Grenze.

Die Ursachen für die Umsatzeinbußen trotz der guten Absatzergebnisse im Kfz-Handel in Österreich sind vor allem der hohe Anteil günstiger, leistungsschwächerer Kleinwagen, die verkauft werden, dazu hohe Rabatte und der deutliche Rückgang der Nutzfahrzeugnachfrage. Die Lkw-Neuzulassungen, etwa 10 Prozent aller Kfz-Neuzulassungen, sind bis September um 26 Prozent eingebrochen. "Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass sich der Ausleseprozess unter den Kfz-Händlern bis dato nicht beschleunigt hat", sagt Bank Austria Ökonom Günter Wolf. Im Vorjahr wurden im gesamten Bereich, das ist im Wesentlichen im Kfz-Handel und bei den Werkstätten, 209 Insolvenzfälle gezählt, ebenso viele wie 2007. 2009 hat sich die Insolvenzsituation im Fahrzeughandel in Österreich bisher sogar deutlich entspannt. Die Zahl der Fälle ist bis September um 20 Prozent gesunken. Günter Wolf: "Angesichts der zu erwartenden schwachen Konjunkturerholung 2010 und der Tatsache, dass 2009 offensichtlich sehr viele Pkw-Vorziehkäufe getätigt wurden, die im nächsten Jahr fehlen, muss jedoch mit steigenden Insolvenzzahlen im Autohandel gerechnet werden. Die diesbezüglichen Erwartungen für Deutschland geben die Richtung vor".

"Das Auto hat in den Konsumpräferenzen der Österreicher in den letzten Jahren an Stellenwert eingebüßt", sagt Studienautor Wolf. Während die Österreicher in den 80er und 90er Jahren noch durchschnittlich 4 Prozent ihres Haushaltsbudgets für den Kauf von Fahrzeugen verwendeten, waren es 2008 nur noch 3 Prozent oder 4,7 Milliarden Euro. Der relative Rückgang der Ausgaben für die Kfz-Anschaffung beziehungsweise die rückläufige Autonachfrage in den vergangenen vier Jahren, gemessen an den Zulassungszahlen, die sich auch zunehmend auf schwächer motorisierte, günstigere Pkw konzentriert, kann vor allem mit den gestiegenen Treibstoffkosten erklärt werden. Insgesamt verwenden Österreichs Haushalte seit Jahren unverändert rund 10 Prozent ihres jährlichen Konsumbudgets für die Anschaffung, den Betrieb und die Erhaltung ihrer Fahrzeuge; das waren 2008 15,8 Milliarden Euro. Insofern wurden die relativen Einsparungen bei den Anschaffungskosten durch die stark gestiegenen Treibstoff- und Erhaltungskosten konterkariert.
     
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