Viennale'09 vom 30. Oktober bis 1. November   

erstellt am
02. 11. 09

Wien (öj) - Die chinesische Filmemacherin Guo Xiaolu, der die Viennale heuer ein Special Program widmet, bezieht sich in ihrer neuesten Arbeit mit dem Titel "She, a Chinese" (GB/F/D 2009) auf den politischen Film von Jean-Luc Godard von 1967 "La chinoise".

Es ist also keine narrative Geschichte, sondern dem Publikum wird nur ein Ausschnitt aus dem Leben von Mei, die alles abweist, was ihr nicht gefällt.

Es ist auch, wie es Guo Xiaolu nach der Vorstellung erklärte, kein Film, der auf die feministische Bewegung im Osten verweisen sollte, sondern generell über menschliche Erfahrungen spricht, nicht ohne trübe Momente, die Einsamkeit, Identitätssuche, die das Leben in England mit sich bringt.
Es soll aber wiederum kein Film über Migration sein, sondern aus dem Kontext heraus von einer Etappe im Leben einer Frau erzählen. Daher wählte die Regisseurin auch Huang Lu für die Rolle von Mei, denn es war ihr ein Anliegen, dass das Gesicht der Hauptfigur möglich wenig ausdrückt, also dass ihre inneren Gefühle vor dem Zuschauer verborgen bleiben.

Volker Koepp knüpft in dem Dokumentarfilm "Berlin-Stettin" (D 2009) an seine früheren Filme an. In den späten 60er Jahren drehte Koepp in der ehemaligen DDR einige Bilder über das Arbeiterinnenmilieu. Die Figuren aus diesen Dokumentarfilmen, heute großteils in Pension oder arbeitslos, kommen nun wieder zu Wort und erzählen über den Mauerfall, die deutsche Wiedervereinigung und das Schicksal der vielen Fabrikarbeiter im Nordosten Deutschlands. Die Aufnahmen wurden in einem Gebiet gemacht, das ungefähr auf halber Strecke zwischen Berlin und Stettin liegt und damit als Verbindungspunkt zwischen der Geburtsstadt Koepps, die nun wieder in Polen liegt und der Stadt seiner Kindheit in der ehemaligen DDR.

In "Beeswax" (USA 2009) befasst sich der Nordamerikaner Andrew Bujalski mit einer kurzen, wenn auch intensiven Zeit im Leben der Zwillingsschwestern Lauren und Jeannie. Es geht um Freundschaft, den Umgang mit Behinderung, Liebe und Angst.
Die querschnittgelähmte Jeannie, deren Partnerin in dem von beiden betriebenen Secondhand-Laden sie allen Anscheines nach verklagen möchte, bittet einen alten Freund um Rechtsberatung. In der Zwischenzeit bewirbt sich ihre Zwillingsschwester Lauren um einen Job als Englischlehrerin in Kenia.

Den Wallfahrtsort Lourdes kennen alle und alle wissen sicherlich auch, dass so ein Ort auch, wie viele anderen Pilgerstätten, mit Tourismus verbunden ist. Die Filmemacherin Jessica Hausner zeigt uns in "Lourdes" (A/F 2009) verschiedene Motivationen für einen Besuch in Lourdes. Sei es, dass es für die MS-Kranke Christine viel einfacher ist wegen ihres Rollstuhls, mit organisierten Pilgergruppen zu reisen; sei es weil sich der einsame ältere Mann erhofft, auf diese Weise soziale Kontakte zu knüpfen; sei es aus tiefem Glauben oder wegen der Hoffnung auf Heilung.

Das Werk Timothy Carey, dem die Viennale'09 einen Tribut widmet, geriet in den vergangen vierzig Jahren fast völlig in Vergessenheit. Am Allerheiligentag präsentierte Festivaldirektor Hans Hurch die bedeutendste Arbeit des verstorbenen Regisseurs, Schauspielers, Produzenten und Drehbuchautors "The world's greatest sinner" (USA 1962). Der Sohn Careys, der für einige Tage zur Viennale nach Wien kam, sprach bei der Galavorstelulung über die Besonderheit des filmischen Erbes seines Vaters und die Reaktionen, die dessen Werke beim nordamerikanischen Publikum der 60er Jahren auslösten und dazu führten, dass dieser Film erst wieder 2006 beim Underground Filmfestival in New York zu sehen war.
     
Informationen: http://www.viennale.at    
     
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