Landarzt mit Hausapotheke hält dem Vergleich mit öffentlicher
Apotheke nicht stand
Wien (apotheker) - Bei einer Pressekonferenz am 28.10. haben zwei Funktionäre der Österreichischen
Ärztekammer öffentlich das "Hausapotheken-Sterben" am Land beklagt. Dabei ist ihnen vor allem
die so genannte Nachfolgeregelung ein Dorn im Auge. Diese Regelung bewirkt, dass dort, wo eine öffentliche
Apotheke die Bevölkerung versorgt, eine ärztliche Hausapotheke solange bestehen bleibt, bis der Arzt
in Pension geht, aber dann nicht mehr vom Nachfolger fortzuführen ist. Diese großzügige Auslaufregelung
des Gesetzes ist sinnvoll und sachlich richtig.
Apotheken verbessern Arzneimittelversorgung
Ein Arzt muss den Verkauf von Arzneimitteln in seiner Ordination nur dann einstellen, wenn die Arzneimittelversorgung
von einer öffentlichen Apotheke übernommen wird. Auch ohne ärztliche Hausapotheke betreibt der Arzt
weiter seine Ordination. Knapp 97,5 Prozent aller 40.000 Ärzte leben in Österreich ausschließlich
von ihrer ärztlichen Tätigkeit. Die Ärztekammer behauptet wiederholt, dass es für Landärzte
finanziell notwendig sei, eine ärztliche Hausapotheke als Zusatzeinkommen zu betreiben. Andernfalls wird betont,
sei eine Landarztpraxis nicht mehr attraktiv genug und laufe Gefahr nicht besetzt zu werden. Bisher ist jedoch
kein Fall bekannt geworden, dass eine Landarztpraxis nicht nachbesetzt werden konnte. Sollte ein Landarzt durch
den Wegfall der Hausapotheke tatsächlich nicht wirtschaftlich überlebensfähig sein, dann ist die
Ärztekammer als Berufsvertretung gefordert, für eine ausreichende Honorierung der Landärzte zu sorgen.
Bei der Medikamentenabgabe direkt in der Arzt-Ordination steht der Arzt in einem Interessenkonflikt als Verkäufer
und Verschreiber.
In den vergangenen 10 Jahren haben 65 neue Apotheken in Gemeinden eröffnet, in denen es bisher keine öffentliche
Apotheke gab. Im gleichen Zeitraum hat sich die Anzahl der ärztlichen Hausapotheken nur um 35 reduziert. Aktuell
versorgen in Österreich 1.250 öffentliche Apotheken, 22 Filialapotheken und 46 Krankenhausapotheken die
Bevölkerung mit Arzneimitteln. Dem gegenüber stehen 955 ärztliche Hausapotheken (per 31.12.2008),
die von praktischen Ärzten in kleineren ländlichen Gemeinden betrieben werden.
Apothekeneröffnung: Für 92 Prozent persönlich vorteilhaft
Dort, wo eine Apotheke öffnet, wird die Arzneimittelversorgung in der Gemeinde von ausgebildeten Pharmazeuten
übernommen und die Infrastruktur dieser Gemeinde verbessert. Die Patientinnen und Patienten profitieren von
den zahlreichen Leistungen einer neuen öffentlichen Apotheke. Die Neueröffnung einer Apotheke wird laut
Umfrage von 92 Prozent der Bevölkerung als persönlich vorteilhaft gesehen.
"Ein Arzt mit Hausapotheke hält dem Vergleich mit einer öffentlichen Apotheke nicht stand",
sagt Mag.pharm. Leopold Schmudermaier, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer. Kein Arzt
mit Hausapotheke hat tausende Medikamente auf Lager - eine Apotheke sehr wohl. Kein Arzt mit Hausapotheke beschäftigt
Akademiker, die nur für die Beratung und Abgabe von Medikamenten zuständig sind - eine Apotheke sehr
wohl. Kein Arzt mit Hausapotheke fertigt "maßgeschneiderte" Arzneimittel selbst an - jeder Apotheker
schon. Kein Arzt mit Hausapotheke hat - so wie jede Apotheke am Land - pro Woche 44 Stunden und länger offen.
Die Ärztekammerfunktionäre zeichnen ein Szenario für eine medizinische Unterversorgung, das es in
dieser Form nicht gibt. In Österreich erhält jeder Patient die Medikamente, die er braucht. Überall
dort, wo es am Land eine Apotheke gibt, werden Zustelldienste für gebrechliche oder bettlägerige Menschen
bei Bedarf angeboten. |