Viennale'09 am 24.Oktober   

erstellt am
27. 10. 09

Wien (öj) - Der Dokumentarfilmemacher Harun Farocki zeigt uns dieses Jahr die Architektur einiger Länder verschiedener Kontinente auf der Basis der Ziegelindustrie. In "Zum Vergleich" (D/A 2009) sehen wir den Arbeitsalltag von Ziegelfabrikanten in einigen Ländern Afrikas, in Indien und im deutschsprachigen Raum.

"Dernier Maquis" (Rabah Ameur-Zaïmeche, F/Algerien 2008) bedeutet für den französisch-algerischen Regisseur und Schauspieler, wie er beim Publikumsgespräch erklärte, einen abgeschiedenen Ort, an dem sich alles ereignen kann.

Mao, der Besitzer einer Werkstätte, der nebenbei auch mit alten Paletten handelt, richtet für seine muslimischen Angestellten eine Moschee ein und bestimmt einen von ihnen als Imam. Einige Männer widersetzen sich dem und bestimmen ihren eigenen Imam, einen neukonvertierten Kollegen. Aus dieser unscheinbaren Spannung entwickelt ein gewaltsamer Widerstandsakt, als der patriarchalische Chef beschließt, sie zu entlassen. In der Stille der abgeschiedenen Werkstatt wird das Publikum mit allen möglichen sozialen Konstellationen und Problemen konfrontiert - Respekt, Kontrolle, Migration, Religion, Emanzipation, Vorurteile u.v.m. Die Absicht des Regisseurs war jedoch eher, viele Fragen aufzustellen und offen zu lassen, als welche zu beantworten.

Besonders bemerkenswert ist die Figur von Mao, die von Rabah Ameur-Zaïmeche selbst gespielt wird, stets beobachtend, nachdenklich und analysierend.

Der neue Film von Werner Herzog bezieht sich mit dem Titel auf "Bad Lieutnant" (USA 1992) von Abel Ferrara. Der Schauplatz von "Bad Lieutnant: Port of call New Orleans" (USA 2009) ist die vom Hurrikan Katrina zerstörte und demoralisierte Stadt wo die Hauptfigur, ein heruntergekommener, wunderbar von Nicolas Cage gespielter, Detective, seine eigenen Geschäfte macht. Im Gegensatz zu Ferraras Darstellung, ist der anfangs vorbildlicher "Held" Herzogs jedoch während eines Einsatzes verletzt worden und so in Drogensucht und Korruption abgeglitten. Wir sehen das Bild eines von Rausch-Visionen und Größenwahn verfolgten Ermittlers.

Am Samstagabend fand in der Viennale-Zentrale auf dem Badeschiff ein Pressegespräch mit Regisseurin Cynthia Beatt und der schottischen Schauspielerin Tilda Swinton statt, der das Festival dieses Jahr ein Tribute widmet. Die Oscar-Preisträgerin, deren Motto lautet: "Ein Kostüm anziehen und spielen", sprach über ihren Werdegang, die ersten und aktuellen Filmarbeiten. Tilda Swinton, die bis vor Kurzem hauptsächlich in Filmen abseits vom Mainstream zu sehen war, nahm auch an der filmischen Bewegung zur Gleichberechtigung von Homosexuellen teil, setzte sich für die Emanzipation der Frauen ein und sagt, sie fühlt sich heute noch eher als Touristin in Hollywood.
     
Informationen: http://www.viennale.at    
     
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