Städte und Gemeinden leiden unter finanziellem Druck
Wien (rk) - "Die pädagogische Frühförderung von Kindern ist eine unbezahlbare
Investition in die Zukunft. Sie hat unmittelbare Auswirkungen auf die emotionale Gesundheit, auf das soziale Verhalten
und auf die Bildungsbiographie eines Menschen. Durch die vorschulische Bildung können zudem unterschiedliche
Talente nicht nur früh erkannt sondern auch entsprechend gefördert werden", erklärte Städtebund-Generalsekretär
Thomas Weninger am 05.11. anlässlich des Symposiums "Verpflichtendes Vorschul- oder Kindergartenjahr:
Rahmenbedingungen und Auswirkungen" im Wiener Rathaus.
Das Symposium wurde von der Kommunalwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG), bestehend aus dem Österreichischen
Städtebund, dem Österreichischen Gemeindebund und dem Manz Verlag veranstaltet. Im Mittelpunkt standen
Themen wie die verfassungsrechtlichen Grundlagen des beitragsfreien Kindergartenjahres sowie dessen Auswirkungen
auf den Finanzausgleich.
"Es ist besonders wichtig, die strukturellen Voraussetzungen für eine frühkindliche Förderung
zu schaffen und eine umfassende Reform des österreichischen Bildungssystems durchzuführen, sowohl Bildungsinhalte
und -methodik als auch die vorhandenen Strukturen sind derzeit nicht geeignet, den gegenwärtigen und den zukünftigen
Anforderungen zu entsprechen," so Thomas Weninger weiter.
Delegierung von Bundesaufgaben
Es sei auch klar, dass die Finanzierung dieser "Investition in die Zukunft unserer Kinder" nicht vom
Bund auf unsere Städte und Gemeinden verlagert werden kann. "Wir erleben zunehmend die schweigende Delegierung
von Bundesaufgaben auf die kommunale Ebene. Das wird die finanzielle Situation von Städten und Gemeinden massiv
einschränken," sagte Karl Weber, Universitätsprofessor der Universität Innsbruck.
"Aus diesem Grund fordert der Österreichische Städtebund ein klares Bekenntnis des Bundes zur vorschulischen
Bildung und die entsprechenden finanziellen Mittel dazu," so Weninger. Trotz aller finanzieller Restriktionen
haben mit Herbstbeginn die österreichischen Städte und Gemeinden einmal mehr bewiesen, dass sie die Herausforderungen
der gesellschaftlichen Entwicklung im 21. Jahrhundert meistern. Der Österreichische Städtebund trägt
mit seinen Bemühungen zur Vernetzung und Zusammenarbeit der Städte und Gemeinden bei, um vor allem ein
großes Ziel zu erreichen: Die Talente und Stärken unserer Kinder zu entdecken und adäquat zu fördern.
Kommunaler Wissenschaftspreis verliehen
Im Zuge des Symposiums wurde der kommunale Wissenschaftspreis 2009 verliehen. Die Auszeichnung wird jährlich
vergeben, um wissenschaftliche Publikationen auf dem Gebiet der Kommunalwissenschaften zu prämieren. Dissertationen
wurden heuer mit 2.000 Euro und Diplomarbeiten mit 1.000 Euro honoriert. Der kommunale Wissenschaftspreis 2009
ging an eine Preisträgerin und drei Preisträger:
Caroline Hartlieb, die ihre Dissertation zum Thema "Die Gemeinde im Verwaltungsverfahren. Parteistellung und
Beschwerdelegitimation vor den Gerichtshöfen des öffentlichen Rechts" eingereicht hat.
Florian Heiler, der seine Dissertation zum Thema "Wie kommt das Neue ins Land" geschrieben hat.
Johann Lefenda mit seiner Dissertation im Bereich der Politikwissenschaft zum Thema "'Bringing the Stadt back
in' Stadtpolitik in Österreich".
Christian Hörbinger, der seine Diplomarbeit der TU Wien zum Thema "Wege einer Entwicklung historischer
Stadtlandschaften. Rahmenbedingungen und Perspektiven in Berg, Heidelberg und Salzburg" verfasst hat.
Informationen über den Österreichische Städtebund
Etwa 65 Prozent der Bevölkerung und 71 Prozent der Arbeitsplätze befinden sich in Österreichs Ballungsräumen.
Der Österreichische Städtebund ist die kommunale Interessenvertretung von insgesamt 250 Städten
und größeren Gemeinden. Der Verein wurde am 24. September 1915 gegründet und hat heute neben Wien
und den Landeshauptstädten praktisch alle Gemeinden mit über 10.000 Einwohnern als Mitglied. Die kleinste
Mitgliedsgemeinde zählt knapp 1.000 Einwohner.
Die Mitgliedschaft ist freiwillig, der Verein finanziert sich ausschließlich durch die Leistungen seiner
Mitgliedsgemeinden. Neben dem Österreichischen Gemeindebund, der die kleineren Gemeinden vertritt, ist der
Österreichische Städtebund Gesprächspartner für die Regierung auf Bundes- und Landesebene und
in der österreichischen Bundesverfassung (Art. 115 Abs. 3 ) ausdrücklich erwähnt. |