Wo der Advent an die Tür klopft   

erstellt am
05. 11. 09

Sarntal (hansmann) - Im ursprünglichen Sarntal in Südtirol wird Brauchtum authentisch gelebt. Das Klöckeln ist eine Adventstradition, die es hier seit dem 16. Jahrhundert gibt und die sich bis heute in einer besonders urtümlichen Form erhalten hat

Wer ins Sarntal kommt, der trifft auf echte, gewachsene Tradition, die von den Sarnern wie selbstverständlich gelebt wird. Bräuche sind hier keine Inszenierung, sie werden authentisch fortgeführt und gefeiert. Eine besondere Tradition hat das Klöckeln, ein Adventsbrauch mit heidnischen Elementen. Der Begriff "Klöckeln" stammt von "klocken", was im Sarner Dialekt soviel wie "klopfen" bedeutet. Früher war das Klöckeln im ganzen Alpenraum verbreitet, heute wird dieser Brauch nur noch in wenigen Tälern gepflegt – selten so urtümlich wie im Sarntal. Die Klöckelnächte sind die drei Donnerstagabende im Advent vor der Wintersonnenwende. Am 3., 10. und 17. Dezember 2009 ziehen ausschließlich Sarner Männer als vermummte Gestalten lärmend und mit Bockhorntuten ausgestattet durch die stillen Winternächte, klopfen an den Türen und bitten um Gaben in Form von Speis’ und Trank. Dabei tragen die mit handgefertigten Masken und Sarner Werkstracht verkleideten Mannen traditionell zwei Lieder vor: Das Klöckellied und das Dankeslied. Besucher können den Jahrhunderte alten Brauch in diesen drei Dezembernächten auf den winterlichen Straßen des Sarntals miterleben. Das neu eröffnete, modern-alpin gestaltete Garni Reischnhitt bietet vom 26. November bis 20. Dezember 2009 das Angebot „Christkindlmarkt und aktives Naturerlebnis“ für 199 Euro pro Person. Bei den drei Übernachtungen mit Frühstück (Anreisetag: Donnerstag) sind folgende Wohlfühl-Extras inklusive: Ein Sarner-Latschenpunsch zur Begrüßung, eine Sarner Marende (Brotzeit), eine Nordic Walking Tour, eine Dorfführung in Sarnthein, eine Schneeschuhwanderung, die Besichtigung des bekannten Rohrerhauses und der St. Nikolauskirche, eine Teilmassage, ein warmes Kräuterbad, Sauna- und Whirpoolnutzung sowie ein Abschiedsgeschenk aus gesunden Sarner Produkten.

Klöckeln: Ein Stück Advent
Wenn die Klöckelgruppe, der so genannte „Kutt“, mit Getöse von Haus zu Haus zieht, dürfen bestimmte Gestalten nicht fehlen: Die Zussler – zwei als Ehepaar verkleidete Männer, der Ziehharmonikaspieler, der Lottrsackträger sowie weitere mit Glocken, Bockshörnern und Lärminstrumenten bestückte Klöckler. Die Zussler sollen in diesem Spiel den Kampf der finsteren Dämonen des Winters mit den lichten Geistern des Frühlings darstellen. Das „Zusslmandl“ trägt beim Umzug die alte Sarnertracht mit rotem, gespaltenem Schwert, das bei der ständigen Verfolgung des „Zusslweibeles“ und während des Dankeslieds im Takt auf die Hand geschlagen wird. Das Weibele trägt die Niederfeiertagstracht des Sommers und um die Hüften einen, der beim Laufen schon von weitem zu hören ist. Während die „Kutt“ das Klöckellied vorträgt, geht das Paar oft in die Häuser hinein und lässt sich bewirten. Beim Dankeslied kommen die „Zussler“ schließlich in die Mitte und tanzen als Aufwartung. Am Ende einer solchen Klöcklnacht legt die „Kutt“ ihre Masken ab und feiert ausgelassen mit Gesang und Tanz bei einem Bauern. Dazu darf deftiges Essen wie Knödel, Fleisch und Kraut nicht fehlen. Weil in der Adventszeit früher gefastet wurde, konnten die Klöckler ihre gesammelten Gaben damals nicht direkt verspeisen, sondern mussten sich bis zum Stefanstag (26. Dezember) gedulden. Dann aber wurde beim so genannten „Klöckelwurstsieden“ mit Tanz und Musik fröhlich gefeiert. Diese Tradition gibt es im kleinen Bergdorf Durnholz im Sarntal heute immer noch.
     
Informationen:
http://www.sarntal.com
http://www.suedtirols-sueden.info
   
     
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