Wien (öj) - Der Killer Brain heißt wohl so wegen seiner cleveren Art alle nur möglichen
Unfälle hervorzurufen und durch "Zufall", auf ganz saubere Art und Weise, seine Opfer loszuwerden.
Das Geschäft beginnt zu bröckeln als ein Mitglied seines Teams von einem Bus überrollt wird. War
das ein Unfall oder versucht da jemand mit Brains Methode die Konkurrenz zu beseitigen?
Die Frage über den Zufall und die Absicht, Vertrauen und Obsession, stellt sich der Regisseur Cheang Pou-Soi
in "Yi Ngoy" (Hongkong 2009).
Der kubanische Schriftsteller Alejo Carpentier sagte, dass der wahrhafte Surrealismus nur in Lateinamerika möglich
sei, denn nur dort hätten die Menschen noch Sensibilität dafür. Und tatsächlich ist der Dokumentarfilm
"Intimidades de Shakespeare y Victor Hugo" (2009) der Mexikanerin Yulene Olaizola durch und durch surrealistisch.
Ein Meer von Erinnerungen an Jorge verbleibt Rosa und ihrer engsten Umgebung. Erinnerungen an einen Mann, den sie
bei sich zuhause aufnahm, ohne zu wissen woher er kam oder wohin er wollte. Diese Erinnerungen sind die Antriebskraft
des Films. Jorge ist so präsent durch seine Abwesenheit wie sonst kaum jemand. Und allmählich lüftet
sich auch das Geheimnis um seine Person.
In "Vegas: Based on a true story" (Amir Naderi, USA 2008) geht es ums Spielen. Die Szenerie ist klar
- Las Vegas, Casinos, ein spielsüchtiges Paar und ihr heranwachsender Sohn. Eine häusliche Idylle am
Rande der Landstraße, die zu der mit Neon-Schildern beleuchteten Spielmetropole führt, am Fuße
der von der Sonne verbrannten Berge. Diese Idylle gerät in Gefahr als ein junger Mann der Familie von einem
auf ihrem Grundstück vergrabenen Schatz erzählt. Plötzlich wird der Rasen umgegraben, das Geschirr
wird nicht mehr gespült und eine Lawine kommt ins Rollen, die, wie es aussieht, nur mit Mühe aufzuhalten
wäre.
Francis Ford Coppola berührte in seinem neuesten Film "Tetro" (USA/I/E/Argentinien, 2009) wieder
einmal das Thema Familie; natürlich mit Starbesetzung. Wir sehen Vincent Gallo, Klaus Maria Brandauer, der
vor der Vorstellung kurz anwesend war und sich auf den Film freute, da er in Venedig keine Zeit hätte, sich
ihn anzusehen, Almodóvar-Diva Carmen Maura und die schöne Maribel Verdú. Der Regisseur führt
das Publikum in eine traumähnliche Welt eines Vororts von Buenos Aires ein, in der die Realität schwarz-weiß
ist, die Erinnerung wiederum in Farbe.
Der junge Bennie (Alden Ehrenreich) möchte nach Jahren den Kontakt zu seinem Bruder Angelo, jetzt Tetro, wieder
aufnehmen und stößt in dessen Haus auf die Antworten zu vielen, ihn seit der frühen Kindheit beschäftigenden,
Fragen. Doch das größte Geheimnis wird erst zum Schluss gelüftet.
Es ist sehr zu empfehlen in die Welt Coppolas einzutauchen, der nach langer Zeit endlich wieder ein Drehbuch schrieb.
Margarethe Glac
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